Während man hinter der Bühne den Sonnenuntergang beobachten kann und sieht wie langsam die Nacht anbricht, spielt sich vor einem ein riesen Spektakel ab. Es handelt sich um eines der erfolgreichsten Musicals aller Zeiten. Darin geht es um Katzen und deren Geschichten und das Leben. Wohlbemerkt: Das ist alles andere als Katzenmusik!
Die verschiedenen Choreografien, die die DarstellerInnen bieten sind überwältigend. Akrobatisch schlängelt sich ein Kater um ein Band oder in einem Reifen, der sich in der Luft dreht. Die Kostüme sind alle einzigartig, farbenfroh, mit Mustern und vielen Haaren. Es ist bemerkenswert, dass die Katzen während ihren Tänzen nicht auf ihren Schwanz, oder jenen des Nachbarn getreten sind.
Aufregendes Bühnenbild
Das Bühnenbild ist aufregend aufgebaut, sodass die Katzen von überall her plötzlich kommen und es hat Trampoline, welche die Katzen springen lassen. Das Ambiente ist schön und die Stimmung vor der Kulisse des Thunersees perfekt. Aber man sollte sich warm anziehen, da es kalt wird am Abend.
Sie sehnt sich nach ihrer Jugend, ihrer Schönheit und Berühmtheit.
In dem Musical von Sir Andrew Lloyd Webber geht es um viele verschiedene Katzen, die ihre Storys erzählen. Und darum, den richtigen Namen der Katzen zu finden, was für sie sehr wichtig ist. Vor allem geht es aber auch um das Älterwerden. Und die Erinnerungen an früher, an die Jugend. Die Katze Grizabella, die frühere Glamour-Katze Schönheit wird heute verstossen. Sie sehnt sich nach ihrer Jugend, ihrer Schönheit und Berühmtheit. Grizabella war für mich der rote Faden in dem Stück, zwischen den vielen verschiedenen Geschichten der Katzen. Es gibt ganz viele Katzen, zum Beispiel der Oberhauptkater, der Theaterkater, der Bösewicht und viele mehr. Jeder dieser Szenen, wo die Katzen und Kater vorgestellt werden, sind anders und spannend.
Die Melodien sind oft so mitreissend, dass man gleich mitsingen und mittanzen möchte. Manchmal passiert aber so viel auf der Bühne gleichzeitig, dass es schwer wird, den Überblick zu behalten und sich zu entscheiden, ob man den TänzerInnen, den AkrobatInnen oder den SängerInnen zuschauen soll. Es wird also sehr viel geboten. Im ganzen Stück wird immer gesungen und getanzt, aber eigentlich nie einfach geredet ohne zu singen. Es ist theatralisch aber es wird nie einfach nur Theater gespielt, wo zum Beispiel zwei Katzen miteinander sprechen. Trotzdem wird es nie langweilig.
Also für jeden der Musik und Tanz und natürlich Katzen mag, ist Cats ein Muss.
Das geht zu Herzen
Unsere Augen sollten überall gleichzeitig sein
Hämisches Gelächter von Macavity, dem Bösewicht im Clan der Jellicle Cats. Er verschwindet und da liegt der verlassene, verlotterte Budenplatz, grau, schmutzig, rostig. Da und dort regt sich etwas und plötzlich sind sie da, streunen, schleichen, wuseln herum, akrobatisch, geschmeidig, wild durcheinander. Unsere Augen sollten überall gleichzeitig sein. Nach und nach ordnet sich das Ganze zu einer Choreografie, ein Schmaus für Auge und Ohr. Alles passt perfekt zusammen, die Tanzbewegungen, die Stimmen, das Orchester. Und die Beleuchtung untermalt den Gesamteindruck.
Und dann erklingt Memory
Alt und Jung geniessen dieses Spektakel. Witzige Details bringen uns zum Schmunzeln. Dazwischen Augenblicke der Stille, leise Töne, träumerische Melodien, innig gespielt von den Solisten des grossartigen Ensembles. Und dann – die Zuschauer sehen einander an, setzen sich aufrecht hin – erklingt Memory. Das geht zu Herzen.
Das Thema Alter wird von drei Charakteren verkörpert:
Grizabella schleppt sich gebeugt, mit steifen Gliedern über die Bühne. Sie war früher schön und erfolgreich und verliess den Clan um die Welt zu entdecken. Jetzt wird sie von allen, vor allem von den Älteren, zurückgewiesen. Allerdings steht sie zu ihrer Trauer und hat aus ihren Fehlern gelernt. Das Lied Memory ebnet den Weg zur Versöhnung.
Gus ist ein ehemaliger Schauspieler, gebrechlich, völlig kraftlos. Aber wenn er von seiner glorreichen Vergangenheit und seinen Glanzrollen erzählen kann, lebt er auf.
Deuteronomy verkörpert den alten Menschen, der durch viele Erfahrungen weise geworden ist und den Respekt und die Hochachtung aller geniesst.
Was mir an den jungen Katzen gefällt, ist, dass sie Grizabella unvoreingenommen begegnen. Ich bin begeistert von dieser Inszenierung.
Das erste Bild ist von der Gotthelf- Aufführung. Da kommt die ganze Kulisse hinter der Kulisse wunderbar zur Geltung!