Ueli Ingold: Wer bist du, Vreni von Känel?
Vreni von Känel: Aufgewachsen bin ich in Hünibach und arbeitete längere Zeit in der Informatik. Mit 51 Jahren hatte ich den Eindruck meine Lebensarbeitszeit erreicht zu haben und liess mich deshalb frühzeitig pensionieren. Auf unserem Segelboot kreuzten wir durch das Mittelmeer, die Ost- und Nordsee. Nach unserer Rückkehr hatte ich jedoch das Gefühl, für eine Pensionierung noch zu jung zu sein, und suchte nach einer neuen Herausforderung. Und das fand ich bei UND Generationentandem.
Und wie bist du dazu gekommen?
Ich hatte Barbara Tschopp kennengelernt. Sie wusste, dass ich auf der Suche nach einer neuen Tätigkeit war, und überzeugte mich, bei UND mitzumachen. Mitglied wurde ich am 1. Januar 2016. Anfangs übernahm ich die Mitgliederadministration und engagierte mich dann mehr und mehr im Verein.
Also von der Mitgliederadministration zur Co-Präsidentin?
Ja, irgendwie schon. Da ich einen administrativen Berufshintergrund habe, konnte ich beim Aufbau der neuen Vereins- und Organisationsstrukturen im Rahmen der Professionalisierung von UND mithelfen. Das war eine sehr spannende und intensive Phase. Erst später wurde ich dann angefragt, als Co-Präsidentin mitzuwirken.
Das war sicher eine grosse Herausforderung…
Da es vorher kein Co-Präsidium gab, durften Seraina Graf und ich etwas Neues aufbauen. Vorher bestand der Vorstand aus gleichberechtigten Personen, die sich in den unterschiedlichen Rollen aufteilten.
Was bist du in dieser Rolle vor allem angegangen?
Gemeinsam mit dem Vorstand dokumentierten wir die organisatorischen Abläufe, erstellten ein Organisationshandbuch und ein Personalhandbuch und hatten die Gelegenheit, unser theoretisches Wissen in die Praxis von UND umzusetzen. Wichtig in diesem Zusammenhang war es auch, die Schnittstelle zwischen Freiwilligen und der Geschäftsstelle klar zu definieren. Mein Amt entsprach in dieser Zeit etwa einer 60 Prozent-Stelle.
Wie wurde auf die Professionalisierung reagiert?
Mehrheitlich bestand viel Verständnis dafür, dass etwas verändert werden musste. Da der Verein sehr dynamisch ist, war es wichtig, dass das Knowhow über die Organisation und die Prozesse besser abgestützt und auf mehrere Personen verteilt werden konnte.
Wie erklärst du dir den Erfolg von UND?
Die Idee, Begegnungen zwischen Jung und Alt zu fördern, führte zu einem grossen Echo in der Bevölkerung und den Medien. UND lebt und ist sehr dynamisch. Ganz wichtig hier ist auch die Rolle von Elias Rüegsegger. Ohne Elias kann ich mir den Verein nicht vorstellen.
Was sind für dich die Kerngebiete von UND?
Sicher in erster Linie das Magazin. Ein anderer Bereich sind die gemeinsamen Begegnungen zwischen Alt und Jung, zum Beispiel bei Ausflügen oder dem Generationentalk. Es wäre schön, wenn diese Formate wieder häufiger stattfinden könnten. Das Generationenfestival ist ganz wichtig. Es ist ein Leuchtturmprojekt. Dort können wir auch weitere Menschen für UND begeistern.
Bei UND engagieren sich viele GymnasiastInnen. Könnte man Junge noch anderswo abholen?
Ein wichtiges Anliegen ist für mich auch die Integration der unterschiedlichsten Menschen. UND soll Möglichkeiten und Begegnungen für ALLE bieten. Man müsste sicher auch versuchen, die Jungen breiter abzuholen und das Interesse an UND zu wecken. Wir haben so viele spannende Bereiche, wo junge Menschen gemeinsam mit Alten tätig sein können.
Wie hat sich Covid-19 auf den Verein ausgewirkt?
Corona hat, trotz aller Bemühungen von UND rasch auf digitale Kommunikationswege zu wechseln, einen Einschnitt verursacht. Mit der Pandemie gingen gewisse Aktivitäten etwas unter, die wieder belebt werden sollten. Ich denke da an Kurse für alle Mitglieder im Bereiche Fotografie, Layout oder auch im Audiobereich. Auch Reiseberichte waren früher sehr beliebt und gut besucht. Spielabende könnten ebenso wieder eingeführt werden.
Neue Räumlichkeiten sind ein wichtiges Thema…
Das ist ein wichtiger Punkt, der zeitnah gelöst werden sollte. Wichtig ist, dass der Zugang zu den Räumen barrierefrei ist. Der Mietzins muss aber auch für UND bezahlbar sein.
Warum braucht es UND auch in Zukunft?
Der grosse Pluspunkt von UND ist die einmalige Gelegenheit, dass sich hier Junge und Alte ausserhalb der Familie und der Berufswelt begegnen können. Die gemeinsamen Aktivitäten der unterschiedlichen Menschen fördern das Verständnis füreinander und geben Einblicke in andere Lebenswelten, was in der heutigen Zeit umso wichtiger ist. UND sollte oder ist somit eine Basis unserer Zivilgesellschaft für die Förderung von gegenseitigem Respekt und Toleranz.
Um das zehnjährige Bestehen von UND Generationentandem zu ehren, kam am 16. August 2022, pünktlich zur Hauptversammlung, eine Sonderausgabe heraus.
Die Sonderausgabe lässt ehemalige und aktive Mitglieder zu Wort kommen und bietet einen Einblick in das vielfältige Schaffen des Vereins. Das Interview mit Vreni von Känel ist Teil dieser Sonderausgabe.
SAVE THE DATE: Mit einer Podiumsdiskussion zur Entstehung von UND Generationentandem feiern wir am am 21. Oktober 2022, 19 – 21 Uhr, im Gymnasium Thun-Seefeld dieses Jubiläum noch richtig. Seid dabei!