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Heinz Däpp, Satiriker, verschreibt Wahlium

Politik-Satiriker Däpp verkehrt den Bierernst im Wahlkampf zur Lachnummer im Wahlzirkus. Seine Wahlen sind ein vergnügliches Korrektiv zu den Qualen der Parteistrategen. Humor schützt vor übersteigertem Selbstwertgefühl und anderem unanständigem Benehmen.


Innenbühne


Am 22. Oktober feiern wir wieder den eidgenössischen Dank-, Buss- und Wahltag: Aus des Volkes Mitte werden die Hocherhabenen erwählt. Und da drängt es den Berner Polit-Satiriker Heinz Däpp dazu, den Herrlichen, die in der feierlichen Wahlkampf-Liturgie parlamentarische Absolution erlangen, seinen profanen Segen zu erteilen.

Heinz Däpp hat während Jahrzehnten in verschiedenen Zeitungen, im Radio und in Büchern über den Ernst der Lage im Kanton Bern und in der Schweiz berichtet – bis er eines Tages nicht einmal mehr sich selber ernst nehmen konnte. Es blieb ihm nur noch die Satire.

So verschreibt er im aktuellen Programm den Kandidierenden Wahlium. Dies ist ein Heilmittel. Lesen Sie die Packungsbeilage!… Da ist sie schon:

Trittst im Morgenrot daher,
Seh ich dich im Strahlenmeer,
Dich, du Hocherhabener, Herrlicher!

Genüsslich persifliert Däpp, wie Parteien das Blaue vom Himmel herab versprechen, wie Kandidierende ihre Vortrefflichkeit preisen, wie die Wählenden dann die einen wählen, aber bald merken müssen, dass sie besser die andern gewählt hätten. Däpp, der Alt-Achtundsechziger, karkaturiert aus nonkonformer Warte. Bürgerliche können über sich selber lachen, was erwiesenermassen befreiend wirkt. Auch den Linken und Grünen bleibt entlarvende Selbsterkenntnis nicht erspart. Und jene, die sich in der nach rechts gerutschten Mitte sonnen, müssen merken, dass es schwierig ist, den Pelz zu waschen, ohne ihn nass zu machen.