
UND-Kolumnist Heinz Gfeller berichtet als älterer Mann über frühere und heutige Schreib-Gewohnheiten.
Freitag, 06.03.2015
Das sind die Kolumnen von Jung und Alt.Obiger Spruch, der vollständige, ist schon vor längerer Zeit in Mode gekommen – ich gestehe, dass er mich dannzumal verblüfft hat, denn es galt: Schreiben tut man nicht mehr. D.h. Briefe, vor allem; die waren ja die typische Form hiervon. Lange, zahlreiche Seiten, die man mit möglichst tiefen und eigenen Gedanken zu füllen gedachte, zwischen den ebenfalls mitzuteilenden Banalitäten. Es gehörte dazu das wohltuende, ja erregende Gefühl, das ich vorhin wachgerufen habe (jetzt schon nicht mehr, jetzt bin ich am Compi): den Stift – nicht gerade mehr die Feder – anzusetzen, laufen zu lassen; wenn’s gut geht, im Gleichlauf mit Ideen. Eine Mühe und eine Lust.
Es geht mir um Schreiben als echte Mitteilung – nicht um das natürlich hochinteressante Schreiben ganz für sich, das Tagebuch etwa. Eben: Heute schreibt man SMS und Mails; nein, heute sind’s schon wieder andere letzte Schreie – soviel weiss ich, wenn auch nichts Näheres. Man schreibt schnell und oft, man teilt mit, manchmal teilt man sich mit; allerdings reichen dafür anscheinend auch Zeichen – Daumen oder Lächler –, die man wiederum nicht eigens zu schreiben braucht. Man gibt (immerhin) Zeichen.
Das mag bereits viel wert sein. Ich bin da. Ich fühle, ich denke etwas. Wenn’s höher kommt: Fühlst, denkst du etwas? Ja, wenn jetzt auch dies wirklich zur Sprache kommt, ausgedrückt wird, vielleicht gar differenziert, dann sind wir wieder nahe am Brief. Und ich glaube, ich müsste ganz zufrieden sein.
UND die Kolumnen
Pünktlich zum Wochenende gibt es neues von den UND-Kolumnisten. Abwechslungsweise schreiben hier Jürg Krebs, Livia Thurian, Heinz Gfeller und Elias Rüegsegger.