Peter: Blanca, ich habe das Fenster nun geschlossen. Geht es dir besser?
Blanca: Vielen Dank Vater! Das erste Mal heute, dass ihr etwas Nettes macht.
Peter: Es ist einfach so. Man muss auf seine Kinder acht geben.
Blanca: Trotzdem: In Thun ist es einfach schrecklich, ich muss es noch einmal sagen. Es ist schrecklich, wenn das Fenster geöffnet ist und die Kutschen über die Pflastersteine rattern. Und dieser Staub von den Pferden! Während der ganzen Reise von Bern nach Thun – einfach schrecklich.

Peter: Das ist typisch Südländerin! Deine Mutter, eine Rodriguez….
Blanca: …jetzt ist wieder die Mutter schuld!
Peter: Klar! Eine Rodriguez aus Spanien, deshalb heisst du Blanca.
Blanca: Das ist nicht ich meine Schuld.
Peter: Ja, natürlich ist es nicht deine Schuld, aber du hast Mühe mit unserem Klima hier.
Blanca: Das stimmt. Ich habe immer kalt. Diese kühle Luft und jetzt noch eine Reise mit dem Schiff nach Interlaken, noch näher zu den Bergen, wo noch Schnee liegt. Das ist furchtbar.
Peter: Ich verstehe dich ja, aber beruhige dich doch ein bisschen. Das Frühstück hat geschmeckt. Wir fahren schon bald los. Hast du deine Sachen gepackt?
Blanca: Nein, nein! Ich weiss gar nicht, wie man das macht. Ich habe bereits dreimal nach unserer Marie gerufen, damit sie mir helfen kann, aber sie ist nicht mit uns gekommen. Sie ist in Bern geblieben. Wie soll ich jetzt bloss packen?
Peter: Ich helfe dir selbstverständlich und dann gehen wir zum Schiff.
Blanca: Wie geht es denn jetzt weiter?
Peter: Wir fahren mit der Kutsche nach Strättligen, dort besteigen wir einen Kahn. Das haben wir so abgemacht. Wir fahren nicht mit der Kutsche dem Thunersee entlang, sondern auf dem See mit dem Kahn. Das hast du dir gewünscht! Du hast dir eine grosse Reise gewünscht. Ich bringe dich nach Interlaken in die Klosterschule. Bei dieser Gelegenheit schauen wir noch wie es Fred geht, und ob es mit seinem Landwirtschaftsbetrieb klappt.
Blanca: Ich will nicht in diese Klosterschule! Nie und nimmer!
Peter: Blanca, in den Kreisen der Bernburger gelten andere Regeln.
Blanca: Ihr wisst, dass ich viel lieber geheiratet hätte.
Peter: Bitte, bleib ganz ruhig! Wir machen es so, wie wir es in Bern besprochen haben. Wir wohnen schliesslich in Bern an der Gerechtigkeitsgasse und dort gelten bestimme Regeln und daran halten wir uns auch hier. Warte jetzt! Wir öffnen nun das Fenster wieder…
Blanca: …auf keinen Fall! Das ist schrecklich, meine Ohren!
Peter: Dann soll halt ein Knecht vom Freienhof eine Kutsche für uns holen, die uns zum Schiff bringt. So, bist du nun zufrieden?
Blanca: Nein, ich kann nicht zufrieden sein, denn ich möchte nicht nach Interlaken in die Klosterschule.
Peter: Du machst es mir so schwierig! Dein spanisches Blut und Temperament – das hast du von deiner Mutter!
Blanca: Die arme Mutter, sie ist immer die Schuldige.
Peter: Bei uns Bernburger ist es so, dass meistens die Frauen die Schuld tragen. Lass uns nun gehen.
Café drunter & drüber: Generationen im Thun-Panorama
Die anderen Dialoge aus dem 2. Café drunter & drüber finden Sie hier.
Dieses Projekt ist Teil von Generationen im Museum (GiM). Begegnungen von Menschen unterschiedlicher Generationen in Museen der Deutschschweiz sollen damit gefördert werden. Im Thun-Panorama entsteht ein Café drunter & drüber: Personen verschiedener Generationen sind eingeladen, miteinander Geschichten zu (er)finden, welche im 200-jährigen Rundbild von Thun spielen. Das Café will die Zusammenarbeit von Interessierten fördern, die sich mit Menschen, die 15 Jahre jünger (drunter) oder älter (drüber) kreativ auseinandersetzen wollen. Für das Café drunter & drüber ist das Kunstmuseum Thun verantwortlich. UND Generationentandem begleitet das Projekt neben Radio 60 Plus als Partner.
