Unter dem Titel «Digitales Wissen» bietet die Technikhilfe von «und» Generationentandem dieses Jahr zehn Kurse zu digitalen Grundlagen an. Das Ziel der Serie ist es, die Teilnehmenden für digitale Themen zu sensibilisieren, grundlegendes Wissen zu vermitteln und Hürden abzubauen. Im vierten Kurs dreht sich alles um Hintergründe, Urheber und Zielgruppen von «Fake News, Fakten und Gerüchten». Kursleiter Daniel Roth zeigt auf, warum uns täglich Bären aufgebunden werden und wie wir zwischen Wahrheit und Lüge unterscheiden können.
Lügen haben schnelle Beine
Fake News sind kein wirklich neues Phänomen. Seit Menschen kommunizieren, werden Unwahrheiten und Gerüchte verbreitet – manchmal unwissentlich, oft aber mit manipulativer Absicht. Neu sind die Art der Informationskanäle, das unglaubliche Tempo der Verbreitung von Nachrichten und die weltumspannende Kommunikation dank Internet und sozialen Medien. Jeder und jede hat heute eine Stimme, um irgendetwas in die Welt hinauszuposaunen – sei dies nun eine persönliche Meinung, ein Fakt oder eine ganz klare Fälschung und Verdrehung von Tatsachen mit eindeutig manipulativer Absicht. «Gefaket» wird nicht nur mit Texten, sondern auch mit Bildern oder Filmen, sogenannten «deep fakes» – oft so subtil, dass wir den Informationen Glauben schenken.
Blutrotes Wasser
Ein frühes Beispiel ist das Attentat von Luxor, Ägypten, im Jahr 1997, als isalmistische Terroristen 62 Menschen umbrachten. In einigen Medien wurde unter dem Titel «Blutbad in Luxor» ein Bild der Pyramiden mit bewusst rot eingefärbtem Wasser gezeigt, das grosses Entsetzen auslöste. Auch wenn der nachfolgende Text den Sachverhalt korrekt wiedergab, waren Bild und Untertitel gezielt und hochgradig manipulativ. Man nennt dies ‚disinformation‘ im Gegensatz zu ‚misinformation‘, wo unabsichtlich eine Falschinformation verbreitet wird.
Urheber und Ziele
Fake News sind also immer manipulativ, es werden bewusst Fehlinformationen vermittelt. Meist wollen sie Wut und Empörung wecken. Die Urheber – Individuen aus persönlicher Überzeugung, Parteien und politische Organisationen, Staaten – verfolgen dabei finanzielle oder politische Interessen oder beides kombiniert. Mit dem letzten amerikanischen Präsidenten begannen die Fake News salonfähig zu werden, wurden zum Alltag. In vielen Ländern steuern staatliche Nachrichtenkanäle gezielt Informationen und damit ihr Volk. Wahlen werden so massiv manipuliert. Aber auch «solide» Schweizer Unternehmen verbreiten zur Gewinnoptimierung Halbwahrheiten oder verstecken sich hinter irreführenden Namen, wie Daniel am Beispiel der Facebookseite «Fuck off CO2 Gesetz» eindrücklich aufzeigt. Die Informationen hier sind nicht wirklich falsch, aber gleichwohl sehr manipulativ.
Radikalisierung der Gesellschaft als Ziel
Fake News beeinflussen die Meinungsbildung und polarisieren die Gesellschaft. Je reisserischer und radikaler sie daherkommen, desto eher werden sie von den VertreterInnen der jeweiligen Gruppen geglaubt. Wir alle sind Adressaten von Fehlinformationen und laufen Gefahr, in sogenannten Echokammern oder Filterblasen immer mehr solche «Informationen» zu erhalten. Internetdienste und soziale Plattformen verfolgen unsere Wege in der digitalen Welt, erstellen persönliche Profile über uns und füttern uns gezielt und immer einseitiger mit Informationen, die unseren Interessen entsprechen.
Fake News erkennen
Nicht alle Bilder und Texte sind so offensichtlich falsch wie diese drastische Szene. Gleichwohl – Fake News spielen mit unseren Emotionen. Oft provozieren sie starke Gefühle und ziehen mit reisserischen Titeln und Aussagen in den Text, verführen zu einem Click auf einen Link. Als LeserIn kann ich die Quellen prüfen, entlarvende Websites im Hintergrund öffnen und dort beispielsweise die Urheber in einem Impressum suchen. Es lohnt sich auch, wie eine Kursteilnehmerin berichtet, ganz unterschiedliche Zeitungen zu lesen, nicht nur immer jene, die der eigenen politischen Haltung entspricht. Zudem gibt es im Internet nützliche Fake-Jäger-Seiten und die Rückwärts-Bilder-Suche von google, um den Wahrheitsgehalt und den Kontext von Informationen und Bildern zu erforschen.
Bildersuche rückwärts via google Bildersuche. Mit Klick auf die Kamera links neben dem Eingabefenster können eigene Bilder hochgeladen und im ursprünglichen Kontext angeschaut werden.
Zu guter Letzt – Kakerlaken im Kaffee
Im abschliessenden Quiz können die Teilnehmenden auch bei zunehmendem Schwierigkeitsgrad dank dem Erlernten souverän zwischen Wahrheit und Lüge unterscheiden. Ist das wirklich ein Selfie mit Frau Merkel? Hat ein Ägypter eine Rentnerin beinahe totgebissen? Gibt es Kakerlaken im Kaffee? Zum dritten – es gibt wohl ab und zu Spuren von Kakerlaken in Kaffeebohnen, aber da daran niemand sterben wird, müssen wir nicht alle zu fanatischen TeetrinkerInnen werden. Fazit des Kurses: Nicht jede Information ist einfach nur richtig oder falsch und es lohnt sich definitiv, die Fakten hinter den Schlagzeilen zu ergründen. Ja – und in der Lagune von Venedig sieht man ab und zu Delfine. Ob das mit dem Lockdown oder mit anderen Faktoren zu tun hat, ist nicht endgültig geklärt – schön ist es allemal. https://www.faz.net/aktuell/gesellschaft/tiere/zwei-delfine-in-der-lagune-von-venedig-gesichtet-17257921.html
Und so geht es weiter
Im nächsten Modul vom 13. Juli werden wir der lästigen Internetwerbung einen Riegel schieben. Stört es Sie, wenn Sie im Internet stöbern und immer wieder von lästiger Werbung unterbrochen werden? Um sich zu finanzieren, nutzen viele Websites Werbung/Tracker und verkaufen dadurch ihre Aufmerksamkeit und Daten. Doch zum Glück sind Sie dem nicht schutzlos ausgeliefert. Mit verschiedenen Massnahmen können Sie die Störungen stoppen, ihre Privatsphäre schützen und die Werbung blockieren. Unser Kurs zeigt Ihnen wie
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