Im Herbst 2024 begann ich mein Praktikum bei UND Generationentandem. Hier habe ich vielfältige und spannende Aufgaben – vom Suppenkochen übers Kerzenziehen bis hin zur Koordination der Technikhilfe. Über Letzteres möchte ich mit diesem Blogbeitrag meine Erfahrungen teilen.

Digitale Medien haben mich schon früh fasziniert. Bereits als 10-Jährige besuchte ich meinen ersten Computerkurs und lernte, wie ich Software auf einen Datenträger brennen kann – damals noch auf Disketten. Zwischendurch brachte ich mir in der Freizeit den Umgang mit Photoshop bei, erstellte einfache Webseiten und machte ein kurzes Social Media-Praktikum. Als Mädchen war das noch eine eher ungewöhnliche Leidenschaft, weshalb ich in der Schulzeit oft als «Nerd» betitelt wurde.
Heute bin ich zwar weder Informatikerin noch Grafikerin, aber der vielfältige und kreative Umgang mit verschiedener Software macht mir weiterhin Freude. Besonders reizt mich das, was andere oft abschreckt: herauszufinden weshalb etwas nicht funktioniert und dann nach einer Lösung zu suchen. Ob das Minuten oder sogar Tage dauert – meine Geduld ist (fast) unerschöpflich. Oft verspüre ich dann ein sehr befriedigendes Gefühl, wenn ich ein kniffliges Problem lösen konnte. Dafür lohnt es sich, dranzubleiben.

Die unaufhaltbare Digitalisierung
Ursprünglich stiess ich über eine Internetrecherche auf das Technikhilfe-Angebot von UND Generationentandem. Das Projekt hat mich persönlich sofort überzeugt, denn es ist nicht nur sinnvoll, sondern auch wichtig: Meine Grossmutter fühlt sich häufig überfordert angesichts der voranschreitenden Digitalisierung. Sie hat grosse Angst davor, etwas kaputtzumachen oder auf einen Betrug hereinzufallen. Wenn ich dann ihre Hilflosigkeit sehe, macht mich das traurig und ich fühle mit ihr mit. Daher kommt meine Motivation, andere zu unterstützen, denen es auch so ergeht. Viele ältere Menschen haben niemanden in ihrem Umfeld, an den sie sich bei Fragen wenden können. Gleichaltrige haben oft dieselben Probleme und können auch keine Unterstützung bieten. Deshalb finde ich es wertvoll, dass es dieses Angebot gibt. Das positive Feedback, welches ich von den Nutzer:innen bisher erhalten habe, widerspiegelt diese Meinung auch.
Mittlerweile arbeite ich seit fast sechs Monaten bei UND Generationentandem und übernehme hauptsächlich die Koordination der Technikhilfe. Zurzeit zählen wir 17 engagierte Technikhelfer:innen. Persönlich habe ich bisher 34 individuelle Technikhilfen durchgeführt. Bei jeder Begegnung lernen wir mit- und voneinander, ganz im Sinne des generationenübergreifenden Konzepts.

Mehr als nur Technikhilfe
Jetzt wo sich mein Praktikum langsam dem Ende zuneigt, lasse ich hin und wieder meine Zeit hier Revue passieren. Technikhelferin zu sein ist eine dankbare und lohnenswerte Aufgabe. Denn viele Nutzer:innen kommen mit grundlegenden Fragen zur Bedienung von Smartphone, Laptop oder Tablet zu uns. In solchen Fällen weiterzuhelfen ist für mich als «Digital Native» meist relativ leicht. Ich kann mir aber gut vorstellen, dass sich der Umgang mit diesen Geräten für manche so anfühlt, als müssten sie eine Fremdsprache erlernen. Die Nutzer:innen zeigen dann eine grosse Erleichterung und Dankbarkeit, wenn ich sie einen Schritt weiter bringe. Und diese Momente machen meinen Einsatz so lohnend.
Der Mensch rückt in den Fokus und dies verleiht der Technikhilfe einen besonderen Mehrwert.
Jennifer Ritschard
Als Sozialpädagogin sind mir zwischenmenschliche Beziehungen besonders wichtig. Dadurch komme ich während der Technikhilfe nebenbei mit den Nutzer:innen ins Gespräch über persönlichere Themen. So rückt der Mensch in den Fokus und dies verleiht der Technikhilfe einen besonderen Mehrwert, der im Alltag (gefühlt) immer seltener wird. Besonders bei meinem beruflichen Hintergrund würde mir etwas fehlen, wenn ich rein die Rolle einer «Dienstleisterin» übernehmen würde und meine Motivation nur gewinnorientiert wäre.
Manche Gespräche waren lustig, andere ernst und tiefgründig. Wir zogen parallelen zwischen unseren Leben trotz dem Altersunterschied. Wir haben uns über Neuanfänge unterhalten und den Mut und die Zuversicht, die es dazu braucht, ob jung oder alt. Wir diskutierten Krankheit und Gesundheit, Familiengeschichten und die Dinge, die das alles lebenswert machen. Die kleinen und die grossen Freuden eben, die in schwierigen Zeiten Trost spenden. Ich habe geholfen, Bücher für die Brocki auszusortieren und durfte ein paar Exemplare für mich einpacken. Ich habe frisch gepressten Orangensaft mit Ingwer getrunken. Auch Karten, Guetsli und Kerzen habe ich als Dankeschön schon geschenkt bekommen. Solche Gesten machen mich jeweils sehr glücklich.

Die individuelle Technikhilfe findet meist vor Ort im Bistro des Offenen Höchhus statt. Bei Bedarf besuche ich die Nutzer:innen auch zu Hause. Vor meinen ersten paar Terminen war ich etwas nervös, da jede Technikhilfe anders ist. Gleichzeitig bringt genau das die Spannung und Abwechslung in meinen Alltag, die ich brauche. Zu einigen regelmässigen Nutzer:innen habe ich mittlerweile ein sehr gutes Verhältnis aufgebaut und wir tauschen uns darüber aus, was in unserem Leben gerade aktuell ist. Ich freue mich, wenn ich wieder einen Termin mit ihnen habe.
Was ich am meisten schätze: Jede Begegnung, jede Technikhilfe ist einzigartig und bedeutungsvoll. Sie schafft Verbindungen – zwischen älteren Menschen und der digitalen Welt, aber auch zwischen den Generationen. Und darum geht es am Ende des Tages. Gerade heute; jetzt erst recht.