Sascha: He, dieses Sofa ist zu hart.
Sara: Das braucht halt etwas Sitzfleisch, das man selber mitbringen muss. Ich finde es erstaunlich bequem. Aber jetzt zu unserem Bild!
Sascha: Du hast mich darauf angesprochen.
Sara: Geben wir`s zu, es war die zweite Wahl. Immerhin war es in deiner engeren Auswahl. Dieses Bild wurde bisher noch gar nicht berücksichtigt. Ich dachte, jeder würde es nehmen zum Thema Beziehung, weil das Sujet so offensichtlich ist.
Sascha: Gerade deswegen war ich skeptisch. Weisst du, so eine Familie ist eine grosse Beziehungsangelegenheit. Davor habe ich etwas Angst. In abstrakte Bilder kannst du viel hineininterpretieren. Aber hier, eine Familie mit einem Neugeborenen, lässt keinen Spielraum.
Sara: Wir können ja den Spielraum erweitern. Dieser Mann müsste ja gar nicht ein Teil dieser Familie sein.
Sascha: Das wäre doch schade, vor allem für die Frau. Ich finde, dass beide dazugehören, wie auf diesem Bild. Er ist geduckt, aber nicht aus Schüchternheit. Er will auf Augenhöhe sein mit seiner Familie.
Sara: Augenhöhe finde ich wichtig. Bist du dir sicher, dass das eine Familie ist? Der Mann sieht doch ziemlich wild aus. Er könnte direkt aus einem Wald gekommen sein. Der Anzug spricht zwar dagegen. Für mich sieht er aber aus, als würde er zum ersten Mal in seinem Leben ein Kleinkind sehen. Könnte er der Grossvater sein, jemand, der ein wenig Distanz hat?
Sascha: Er ist wohl nicht ganz fremd, aber er schaut neugierig. Dennoch, ich wünschte mir, er wäre der Vater.
Sara: Wie könnte diese Szene weitergehen?
Sascha: Er sollte das Kind in den Arm nehmen.
Sara: Das gefällt mir. Hast du eine Beziehung zur Kunst?
Sascha: Eher nicht, aber ich bin begeistert von der Grafik einiger Games. Da sind wahre Künstler am Werk. Und du?
Sara: Mein Beruf ist Kunstvermittlerin. Ich schätze die Möglichkeit, über die Kunst mit Menschen ins Gespräch zu kommen. Sonst hätte ich übrigens nicht gewagt dich anzusprechen. Was fällt dir ein zum Begriff Beziehung?
Sascha: Ich habe eine starke Beziehung zu meiner Freundin. Liebe, das ist der wichtigste Punkt. Dann Kompromissbereitschaft. Niemand sollte Opfer bringen müssen.
Sara: Ja genau. Abgesehen von Familienbeziehungen gehen wir Beziehungen ein, entscheiden uns also bewusst dafür. Zu einer guten Beziehung gehören für mich Überraschungsmomente. Ich muss nicht schon alles wissen.
Sascha: Mir ist wichtig, dass ich vieles weiss, damit ich vertraue. Punkto Überraschungen bin ich kein Held. Aber mal eine Blume liegt drin.
Sara: Ich meinte nicht Überraschungen im materiellen Sinn, sondern, dass wir gute Momente erleben, die sich so nicht planen lassen. Würdest du dieses Bild über dein Sofa hängen?
Sascha: Nein, denn ich bin nicht zuständig für die Wohnungseinrichtung. Und du?
Sara: Nein, aber das Gespräch mit dir fand ich spannend.
Sascha: Ich habe viel gesprochen und über dich fast nichts erfahren.
Sara: Kein Problem. Danke! ☐
Sofa sucht Storys – worum geht’s?
Auf dem Sofa haben sich im April zahlreiche Generationen-Bewegungen an unterschiedlichen Orten in Thun abgespielt. Die Kunstwerke, das Sofa und die Videodokumentation der Gespräche anhand eines ausgewählten Kunstwerkes sind in der Ausstellung im Kunstmuseum Thun (18.8.-18.11.2018) zu sehen.