Gottfried: Zuerst wolltest du über ein anderes Bild reden.
Bigna: Ja, das bunte hätte mir gefallen. Aber Berge habe ich auch gern.
Gottfried: Das andere ist ein abstraktes Bild, in das man vieles hätte hineininterpretieren können. Ich liebe Bilder wie dieses hier: Berge, Wolken, ein weiter Horizont.
Bigna: Ich liebe farbenfrohe Bilder. Farben machen mich glücklich. Mir gefällt es, wenn ich selber etwas in einem Bild sehen kann, zum Beispiel eine Figur. Aber dieses Bild gefällt mir auch.
Gottfried: Berge erinnern mich an den Lebensweg. Irgendwann führt der Weg hinauf, dann hinunter. Im Zusammenhang mit den Generationen sehe ich dich am Anfang der Bergtour und ich habe bereits eine weite Strecke zurückgelegt. Welche Beziehung hast du zu diesem Bild?
Bigna: Es ist schön. Menschen aller Generationen können in den Bergen unterwegs sein, von jung bis alt.
Gottfried: Du hast vorhin zu mir gesagt, dass deine Grossmutter in den Bergen lebt.
Bigna: Ja, in Maienfeld, in einem riesengrossen Haus mit Teich und Garten. Wir spielen oft Federball. Sie ist die beste Grossmutter.
Gottfried: Was ist das Besondere an eurer Beziehung?
Bigna: Ich kann immer mit ihr reden. Das ist schön. Bei ihr ist mir nie langweilig. Oft gehen wir zusammen ins Kunstmuseum in Chur, auch mit meinem Onkel. Er ist Künstler.
Gottfried: Künstler sind Leute, die etwas können. Sie halten einen Augenblick fest, einen bestimmten Punkt im Leben. Danach stellen sie ihre Werke aus und andere sprechen darüber, so wie wir jetzt. Das hat viel mit Beziehung zu tun. Was bedeutet Beziehung für dich?
Bigna: Etwas Schönes, beispielsweise, wenn ein Mann und eine Frau eine Beziehung haben.
Gottfried: Ja genau, es fliesst etwas, Fragen und Antworten, Wechselwirkungen. Zu einer guten Beziehung gehören für mich auch ehrliche Rückmeldungen, sogar Kritik.
Bigna: Ohne Beziehungen könnten wir nicht glücklich sein. Wenn ich nach Hause komme, fragt mich jemand, wie es mir geht, was ich gemacht habe.
Gottfried: Mir gefällt, dass du dich mit mir auf dieses Sofa gesetzt hast und mit mir sprichst. Das ist jetzt eine Kurzbeziehung über zwei Generationen, hoch spannend, keinen Moment langweilig mit dir. Etwas würde mich noch interessieren: Wie stellst du dir deine Zukunft vor?
Bigna: Ich möchte Medizin studieren und Tierärztin werden. Eine Familie und Kinder möchte ich auch haben und viele Tiere.
Gottfried: Ein schönes Ziel, riecht aber nach viel Arbeit.
Bigna: (lacht) Ja, sehr. ☐
Sofa sucht Storys – worum geht’s?
Auf dem Sofa haben sich im April zahlreiche Generationen-Bewegungen an unterschiedlichen Orten in Thun abgespielt. Die Kunstwerke, das Sofa und die Videodokumentation der Gespräche anhand eines ausgewählten Kunstwerkes sind in der Ausstellung im Kunstmuseum Thun (18.8.-18.11.2018) zu sehen.