Worum geht’s?
– UND Generationentandem ist daran eine Charta für ein neues Miteinander der Generationen, respektive einem neuen Generationenvertrag zu erarbeiten.
– Mit einem digitalen Podium und einem Workshop lancierte
der Verein dazu ein Generationenforum.
– Die definitive Charta veröffentlich UND Generationentandem im Juli 2020.
Wie hast du persönlich Corona erlebt, welchen Fragen bist du nachgegangen? In welcher Gesellschaft möchtest du nun in Zukunft leben? Diese Frage haben 25 Menschen verschiedener Generationen im Rahmen des Workshops des Generationenforums am Samstag, 20. Juni 2020, diskutiert. Dies in kreativer Umgebung im KulturGartenSchadau in Thun.
In wechselnden Gruppen reflektierten die TeilnehmerInnen die Coronakrise und die Folgen für jede und jeden Einzelne/n, aber auch für
die ganze Gesellschaft. Dies, nachdem eine Woche zuvor ein digitales Podium die Frage nach einem neuen Miteinander der Generationen stellte.
Doch bei der Analyse sollte der Workshop nicht stehen bleiben: «Wir möchten eine Charta für ein neues Miteinander der Generationen – ja vielleicht sogar einen neuen Gennerationenvertrag erarbeiten», erklärte Heiner Bregulla vom organisierenden Forum-Team von UND Generationentandem.
Bevor direkt an der Charta für ein neues Miteinander der Generationen gearbeitet werden konnte, stellten sich fünf grundlegende Fragen zur Coronakrise.
Wie fühl(t)e ich mich während der Coronakrise?
Und plötzlich war alles anders – die Welt wurde kleiner, die eigenen vier Wände zum primären Territorium. Was bedeutet das? Hier Gedanken der Workshop-TeilnehmerInnen.
- Gute Zeit ohne Druck
- Sehr gut
- Befreit vom Termindruck
- Auszeit vom «Normalfall»
- Entlastet vom sozialen Druck, von Sitzungen und Strukturen
- Druck im Homeoffice
- Spontan und flexibel
- Selbstständig und frei
- Alleine, traurig und antriebslos
- Bevormundet und eingesperrt
- Schön ruhig
- Angst um Angehörige, die sich nicht an Massnahmen hielten
Welche negativen Impulse setzte die Coronakrise
für mich?
Manche Menschen isolierte die Coronakrise zusätzliche. Andere störten sich an einem neuen Misstrauen in der Gesellschaft.
- Angst, Respekt und Verunsicherung
- Keine persönlichen Kontakte (Einzelhaft)
- Keine Umarmungen
- Tiefe Einsamkeit, Isolation und langes Alleinsein
- Angst vor den Anderen und vor der Zukunft
- Verständnislosigkeit zwischen den Generationen
- Gegenseitige Bespitzelung
- Unverständnis
- Misstrauen ins Gegenüber
- Mühe mit widersprüchlichen Botschaften
- Geschlossene Hilfsangebote für Randgruppen
- Wirtschaft extrem schnell in der Existenz gefährdet
- Angst vor noch schlimmerer Krise
Was ist mir in der Coronakrise wichtig geworden?
Prioritäten ändern sich – simple Dinge, wie Einkaufen, bewusstes Kochen und Sport, wurden für viele wichtiger. Hier Antworten auf die Frage:
- Platz zu haben
- Neue Begrüssungsrituale
- Telefon, E-Mail, Zoom,…
- Internet und Medien als Fenster zur Welt
- Gadgets wie Headsets
- Kontakt mit der Familie
- Kochen und Backen
- Einkaufen
- Regelmässige Bewegung, mehr Sport
- Schrebergarten
- Möglichkeit, in die Natur zu gehen
- Physische Kontakte
- Struktur im Tagesablauf
- Das, was sonst selbstverständlich ist: Schule und Arbeit
- Ich muss nicht überall (immer) dabei sein
Welche konstruktiven Impulse hat mir
die Coronakrise gegeben?
Corona – vor allem in den ersten Wochen des Lockdowns, aber auch später: eine Ausnahmesituation. Ausnahmesituationen können negative, aber auch positive Folgen zeitigen. Die TeilnehmerInnen sehen positive Impulse vor allem in der Digitalisierung, im Setzen neuer Prioritäten und in anderen Einstellungen zum Leben.
- Es eilt nicht
- Weniger ist mehr
- Ich bin nicht mehr geflogen
- Lernen, was mir wichtig ist
- (Neue) Prioritäten setzen
- Genügsamkeit
- Struktur und Selbstdisziplin
- Digitale Arbeit im Homeoffice
- Alles kann auch online organisiert werden – spart Zeit
und Ressourcen - 10’000 Schritte am Tag machen
- Neuer, nachhaltiger lokaler Konsum
- Bestehende Werte, wie das ständie Wachstum, hinterfragen
- Alleinsein ist nicht das gleiche wie einsam sein
- Aktive Kontaktpflege und neue Kontakte
- Nichts ist unmöglich
Was wünsche ich mir jetzt für uns als Gemeinschaft,
für uns als Gesellschaft?
«Ich hoffe, dass jetzt nicht wieder alles weitergeht wie vor der Krise», solche Sätze waren beim Generationenforum oft zu hören. Was soll nicht weitergehen wie zuvor? Oder anders gefragt: Wie soll unsere Gesellschaft, die auch Gemeinschaft sein will, nun aussehen?
- Fördern des Interesses für die Gemeinschaft
- Kontaktpflege im Quartier, im Dorf,…
- Mehr Toleranz und Respekt
- Mehr Rücksichtnahme auf Mitmenschen und Umwelt
- Mehr Verantwortung übernehmen
- Mehr Nachhaltigkeit, ständiges Wachstum braucht es nicht
- Solidarität und Spontaneität in den Begegnungen
- Neues gesamtheitliches Denken
- Längerfristig vorausdenken
- Thinking out of the box
- Genügsamkeit, einfach leben
- Homeoffice und digitale Arbeit mit direktem Austausch kombiniert
Und jetzt?
«Die Generationen lebten schon vor der Krise eher Neben- als Miteinander», so Elias Rüegsegger von UND Generationentandem. Impulse für ein echtes gesellschaftliches Miteinander zu geben, sei nun zentral. Dies gerade auch ausserhalb der Familie und der Berufswelt.
Im zweiten Teil des Workshops entwickelten die TeilnehmerInnen in vier Gruppen Kernsätze für die Charta/den Generationennvertrag. Im anschliessenden Plenum wurden aus mehr als 20 Sätzen deren fünf ausgewählt, diskutiert und mit konkreten Massnahmen kombiniert.
- Wir begegnen einander im Dialog
- Jeder Mensch anerkennt den Wert und die Bedürfnisse Anderer an – und jeder Mennsch wird in seinen Bedürfnissen anerkannt
- Wir fördern Diversität statt Monokulturen
- Der Aufbau und die Pflege von Begeggnungsmöglichkeiten- und Orten
- Wir unterziehenn alle wichtigen Entscheidungen dem Ururenkeltest (was bedeutet ein Entscheid für kommende Generationen?)
Die erarbeiteten Sätze werden nun noch weiter redigiert und bearbeitet, bevor die definitive Charta veröffentlicht wird. Weitere Sätze, die erarbeitet wurden – aber nicht in der Endauswahl waren:
- Wir sind tolerant geggenüber Jung und Alt und fördern die Solidarität
- Türen auf!
- Ich begreiffe, dass Lösungen nur generationenübergreifend gefunden werden können
- Wir sind offen für neue Ideen und Prozesse (Technologie, Wirtschaft, Gemeinschaft)
- Wir gestehen jedem Lebensalter seinen eigenen Wert zu
- Wir reespektieren individuelle Lebennsläufe
- Wir richten unser Leben in Kreisläufen aus.
- Ein erfülltes Leben geht über die kurzfristige Bedürfnisbefriedigung hinaus
- Wir leben bewusst und setzen uns für Nachhaltigkeit ein
- Wir wollen Nachhaltigkeit für uns und künftige Generationen
Für ein neues Miteinander der Generationen!
Und was denkst du?
Welcher Gedanke müsste aus deiner Sicht unbedingt in die Charta für ein neues Miteinander der Generationen? Möchtest du mitdenken und mitreden bei der weiteren Erarbeitung?
Schick deine Ideen, deine Sätze für die Charta/den Generationenvertrag an das Generationenforum – oder berichte uns von deinen Gedanken:
forum@generationentandem.ch | 079 836 09 37
Digitales Podium hier nachschauen
Was ist das Generationenforum?
UND-Generationenforum ist die Denk- und Machfabrik der Zivilgesellschaft in und um Thun. Die Generationenforen werden journalistisch dokumentiert und schweizweit verbreitet. Viermal im Jahr sollen Menschen verschiedener Generationen zusammenkommen und
über ein für sie relevantes Thema diskutieren, Inputs hören und ihr eigenes Wissen weitergeben. Konkrete Projekte und Positionen sowie eine dem Thema entsprechende Öffentlichkeit sollen das Ergebnis von
UND-Generationenforum sein. Organisiert wird UND-Generationenforum vom Verein UND Generationentandem. UND-Generationenforum will Anliegen stets generationenverbindend beleuchten.