«Wir haben den letzten Sack Wachs angefangen», meldeten Helfer:innen bereits am Donnerstagmorgen aus Bern – ganze zwei Tage vor dem offiziellen Abschluss des Kerzenziehens. Und auch beim Kerzenziehen in Thun war die Situation nicht anders…
Die vorübergehende Wachsknappheit sorgte bei den Organisator:innen für einen kleinen Adrenalinschub an diesen letzten Tagen, doch am Ende zahlte sich alles aus. Das Ergebnis: Das Kerzenziehen von UND Generationentandem in Bern und Thun war ein voller Erfolg: Aus 850 Kilogramm Wachs und 990 Metern Docht entstanden 3’500 Kerzen, begleitet von unzähligen besonderen Begegnungen und magischen Momenten für Helfer:innen und Kerzenzieher:innen gleichermassen.
Doppeltes Kerzenziehen, doppelter Erfolg?
Nachdem UND Generationentandem 2022 erstmalig und erfolgreich an zwei Standorten – im Innenhof des Nachdem UND Generationentandem im Jahr 2022 erstmals und erfolgreich an zwei Standorten – im Innenhof des Berner Generationenhauses und am Thuner Weihnachtsmarkt – durchgeführt wurde, war für den Verein klar: Das möchten wir wiederholen.
In Thun blieb vieles ähnlich…
In einem Doppelhäuschen mitten auf dem Thuner Weihnachtsmarkt konnten Interessierte gemütlich ihre Kerzen ziehen, paludern oder einfach verweilen.
In Bern war vieles anders…
«Wie haben wir das letztes Jahr bloss gemacht?», fragten sich zwei Helferinnen erstaunt, als sie sich im Doppelhäuschen im Innenhof des Berner Generationenhauses an den unzähligen Kerzenzieher:innen vorbeidrängten, um neue Interessierte zu begrüssen. Beim letztjährigen Kerzenziehen in Bern stand UND Generationentandem ein einzelnes Häuschen und zwei Wachstöpfe mit fünf Farben zur Verfügung. In diesem Jahr ist alles doppelt so gross: Zwei Häuschen, 4 Töpfe mit Wachs und sogar ein eigenes Häuschen zum Dekorieren. Es ist eine Weiterentwicklung, die grosse Freude macht.
75 Helfer:innen im Einsatz
Der Erfolg des diesjährigen Kerzenziehens ist den 75 Helfer:innen zu verdanken, die während der letzten vier Wochen intensiv in Bern und Thun im Einsatz waren. Egal ob bei eiskalten Temperaturen, strömendem Regen oder stürmischem Wetter, immer standen mindestens zwei Helfer:innen in den Kerzenziehhäuschen in Thun und Bern bereit. Der älteste Helfer war 92 Jahre alt, die jüngste Helferin 11 Jahre alt.
«Es fägt – es ist so ein wunderbar entspanntes Zusammensein.»
Marianne Scheuter
Es ist ein besonderes, erfüllendes Engagement – ideal für die Adventszeit.
Es konnte zwar hektisch und anstrengend werden, insbesondere wenn ganze Gruppen vorbeikamen. Die Einsätze ermöglichten aber auch Kreativität und den Austausch mit bekannten und unbekannten Menschen. Oder wie Marianne Scheuter (69) nach einem ihrer vielen Einsätze schreibt: «Es fägt – es ist so ein wunderbar entspanntes Zusammensein.»
In diesem Jahr hatten interessierte Helfer:innen die Gelegenheit, an einem Kerzenziehkurs teilzunehmen. Dort lernten sie, wie Kerzen auf unterschiedliche Arten und Weisen gestaltet werden können. Und wer weiss, vielleicht waren genau diese Kenntnisse der Grund dafür, dass die gezogenen Kerzen in diesem Jahr besonders beeindruckend waren…
Ein Begegnungsort
In den Kerzenziehhäuschen entstanden in den letzten Wochen wunderschöne Kunstwerke. Aber auch besondere Kontakte entwickelten sich. So trafen beim Kerzenziehhäuschen immer wieder Menschen aufeinander, die sich sonst vielleicht nicht einfach so begegnet wären.
Eine schöne Szene spielte sich auch an einem der letzten Tage des Kerzenziehens in Bern ab. Zwei Gruppen waren vor Ort: eine kleine Schulklasse und eine Klasse von geflüchteten Jugendlichen aus Afghanistan. Zuerst zogen die Jugendlichen der beiden Schulklassen getrennt ihre Kerzen und schauten immer wieder zu den anderen hinüber. Doch gewisse Farben gab es nicht doppelt. So quetschte sich eine der Schülerinnen in die Reihen der Jugendlichen aus Afghanistan. «Wohär chömed ihr?», fragte sie die Jugendlichen in einem starken Berndeutsch. «Du musst auf Hochdeutsch fragen.», erinnerte ihre Lehrerin sie. Und damit begann der Dialog: über Afghanistan, über den Islam, über die Schule, über Bern. Mehr als eine Stunde tauschten sich die Jugendlichen miteinander aus.
Auch Begegnungen zwischen verschiedenen Generationen fanden unzählige statt. Dieses Bild, festgehalten von Thomas Rubin, der am 8. Dezember den gesamten Thuner Weihnachtsmarkt fotografierte, steht für die vielen wunderschönen Begegnungen zwischen Jung und Alt, die während dieser letzten Wochen passieren durften.
Kampf dem Wachs: Das schnelle Ende
Am 23. Dezember um 17 Uhr endete der Thuner Weihnachtsmarkt. Und Helfer:innen strömten herbei, um aufzuräumen. Die mehreren Tausen Besucher:innen haben natürlich Wachs-Spuren hinterlassen. Mit Heissluftföhns wurden die Wachsrückstände auf den Maschinen entfernt. Der noch warme Wachs wurde in PET-Flaschen abgefüllt und für 2024 auf die Seite gelegt. Das eifrige Treiben beim Abbau zog die Blicke der Passant:innen an, wie das Kerzenziehen zuvor.
Alle Jahre wieder?
Das diesjährige Kerzenziehen machte grosse Freude – nicht nur, weil es ein grosser Erfolg war, sondern vor allem auch weil die Stimmung in den zwei Kerzenziehhäuschen so wunderbar und gemütlich war, selbst zu hektischen Zeiten. Eigentlich ist den Organisator:innen klar: Das müssen wir nächstes Jahr wieder machen.
Jetzt heisst es aber erst einmal evaluieren, Ideen sammeln, auswerten. Wer weiss, vielleicht servieren wir im nächsten Jahr in unserem Kerzenziehhäuschen Glühmost aus UND-Tassen?