Die GastgeberInnen sind im Offenen Höchhus viel mehr als blosse Türöffner. Sie können an ihrem Einsatztag die eigentlichen Seelen des Begegnungscafés im Eingangsbereich sein. Ganz nach dem Motto «eins plus eins ist mehr als zwei» sorgen sie dafür, dass es den BesucherInnen wohl ist und mit anderen Menschen in Kontakt kommen, damit das Offene Höchhus von und mit den Menschen lebt und sich weiterentwickelt.
Hast du Lust als freiwillig engagierte GastgeberIn die BesucherInnen des Begegnungscafés willkommen zu heissen? Dann melde dich unter info@offeneshoechhus.ch.
GastgeberInnen im Begegnungszentrum Offenes Höchhus
Mehr als 20 angehende freiwillig engagierte GastgeberInnen kommen am Sonntagnachmittag, 30. April zur ersten Einführung.

Alle sind sie lern- und wissbegierig, viele mit Block und Bleistift bewaffnet. Elias Rüegsegger (28), der eben selbst die ersten Instruktionen zu Kaffeemaschine und Barbetrieb erhalten hat, heisst alle willkommen und gesteht: «Es ist wahnsinnig viel am Anfang und alles für alle neu – auch für mich!»
«Es ist wahnsinnig viel am Anfang und alles für alle neu – auch für mich!»
Elias Rüegsegger
Nach dem Befestigen der Namensschildchen fühlen sich die ZuhörerInnen schon als Teil des Offenen Höchhus. Sie vernehmen, dass sie am ersten Einsatztag durch die jeweiligen Tagesverantwortlichen, die auf der Geschäftsstelle im Raum gleich neben der Bar arbeiten, unterstützt werden; dass ihre Ideen hochwillkommen sind und gerne an den regelmässig stattfindenden Austauschtreffen diskutiert werden können; dass es aber Regeln gebe, die unbedingt eingehalten werden müssen, damit der Betrieb reibungslos und gemäss Vorschriften funktionieren kann.

Während der folgenden zwei Stunden absolvieren die künftigen GastgeberInnen einen Informationsmarathon. Gut, können zum Schluss alle einen Leitfaden nach Hause nehmen, mit Schritt-für-Schritt-Anleitungen und Kontaktadressen für Hilfestellung.
Das Haus
«Das Höchhus ist wahrscheinlich das älteste Haus in Steffisburg und will respektvoll behandelt werden», beginnt Elias. Dennoch soll es nicht bloss eine Hülle sein: Alle, die kommen, sollen das Haus in Beschlag nehmen und mit Leben füllen.

Hülle, in Beschlag nehmen, mit Leben füllen sind Stichwörter, die auch zu der Aktion Gartenschirme passen. Elias demonstriert den Mechanismus, der einiges an Koordination voraussetzt: Schutzhülle hochstemmen, kurbeln, drehen, justieren, lockern, ziehen et voilà: Schon überdacht der erste Schirm den Gartentisch.
«Wosch o probiere?» Wer zuerst fertig ist, kann gleich das Versorgen üben: Gemeinsam Kurbeln, drücken, drehen, zupfen, Klettverschluss, Hülle drüber: «Sehr gut!» Elias ist zufrieden.
Und weiter geht’s, treppauf, treppab, Licht an, Licht ab, Schlüssel hier, Schlüssel da.
Der Betrieb
Eine Gruppe hört im Saal dem Betriebsleiter, Jiri Leva (37), zu. Er erläutert die Regeln der Betriebsbewilligung Gastgewerbe, für deren Einhaltung er verantwortlich ist und mit seinem Namen bürgt. Er bittet die GastgeberInnen um Unterstützung, damit der Lebensmittelinspektor keinen Grund zur Rüge findet.

So Manches erinnert an die strikten Gebote aus Pandemiezeiten. Auch wenn frisch geduscht und gestrählt: Bei Arbeitsbeginn gilt als Erstes Händewaschen und dann immer wieder. Hygiene auch beim Putzen vor und hinter der Bar, im Kontakt mit Lebensmitteln. Meldung bei Durchfall oder Grippe, Meldung auch bei Schädlingsbefall. Jiri lacht und die Gruppe mit ihm. Doch gleich wird’s wieder ernst mit den wichtigen Kontrollen: Haltbarkeitsdaten, Verbrauchsfristen, Kühlschranktemperatur, Deklarationspflicht von Allergenen – auch bei Selbstgebackenem, kein Alkoholausschank an unter 16-Jährige. «Ich brauche eine Pause. Für eine halbe Zigarette wird’s wohl reichen», seufzt jemand und verkrümelt sich nach draussen.

«Ich brauche eine Pause. Für eine halbe Zigarette wird’s wohl reichen.»
Gastgeberin am Einführungstag
Die Kasse
Drinnen geht’s weiter: «Am Anfang isch ds Tablet fischter», beginnt Caspar Brenneisen, Zivi. Knopf hier, Button da, Liste anklicken: Alle Artikel im Angebot sind aufgelistet.

Bar, TWINT oder Kreditkarte – im Offenen Höchhus darf man mit allem bezahlen und auch Trinkgeld geben. Es besteht aber gar kein Konsumationszwang – das ist wichtig zu wissen und wichtig, dass die GastgeberInnen das auch so kommunizieren. Alle dürfen eigenes Essen mitbringen, es steht sogar ein Mikrowellengerät bereit.
«Belegdruck ist nicht möglich», doziert Caspar weiter. Es gebe digitale Belege oder aber ein Blöckli. Ein Gastgeber schaut etwas kläglich: «Ich gehe heim und komme erst in einer Woche wieder… bis dahin…». Caspar bleibt die Ruhe selbst: «Ich bin zu 100 Prozent hier, man kann immer fragen.» Das Programm SumUp ist vielen bereits bekannt und hat sich bei Einsätzen am Generationenfestival und beim Kerzenziehen bewährt. Doch jetzt ab an die Bar.
Das Bistro
Am Tresen des Herzstücks des Begegnungscafé lehnt schon eine ganze Gruppe. Die neuen stellen sich hinten an und schauen fasziniert dem Hantieren von Antonietta Pasanisi (56) zu. Sie hat das Bistro konzipiert und eingerichtet und betont auch gleich energisch: «Erst mal Hände waschen». Nasenwasser, das wissen die GastgeberInnen bereits gut. Doch gleich hapert’s wieder, wenn Anto fortfährt: «dann Geschirrspüler und Kaffeemaschine an». Wo ist der Startknopf, wie funktioniert die Maschine?

Matthias geht es gemütlich an und möchte erst mal einen Kaffee probieren. Die Maschine surrt, derweil richtet Antonietta an: Unterteller, Kaffeelöffel, Zucker, Crème und ein selbstgemachtes Güetzi mit der Zange aus der Dose geholt.
«Man muss den Gästen etwas schmackhaft machen: Wir haben Kuchen, selbstgebacken von Freiwilligen.»
Antonietta Pasanisi
Es gibt Gipfeli und Brötli aus der Bäckerei sowie Kuchen. «Man muss es den Gästen etwas schmackhaft machen», unterstreicht Anto, ganz Profi: «Wir haben Kuchen, von Freiwilligen selbstgebacken; die Gipfeli anpreisen, nicht einfach auf den Tisch stellen und dann bleiben sie am Ende unberührt und vertrocknen.»

Da sind wir beim Thema Foodwaste: Alles, was vom Tisch zurückkommt, gehört weggeworfen oder in den Geschirrspüler. Also soll man etwa bei einem Espresso fragen: «Mit Crème?» damit das Kännchen Crème nicht vergeudet wird. Gilt natürlich nicht bei einer Bestellung für Café Crème, schon klar. Anto wird ernst: «Abgelaufene Lebensmittel verkaufen ist tabu». Sie drängt darauf, die Kuchen (geliefert mit Zutatenrezept – Allergene!), nur innerhalb vorgeschriebener Fristen anzubieten.
Macchiato-Löffel, Espressolöffel, Tee im Beutel oder lose – serviert im anmutigen Sieb, inklusive Tropfenfänger. Hafermilch, kalte und warme Milch, geschäumt, zur Schoggi gerührt, heisses und kaltes Wasser, Zapfenzieher. Anto wirbelt, die GastgeberInnen staunen und freuen sich auf ihre Einsätze.

Miteinander und voneinander lernen
Jung und Alt miteinander und voneinander lernen – das sind die oft erwähnten Ziele von UND Generationentandem. Am Ende des Einführungsnachmittags ist klar: Hier gibt es viel zu lernen, hier können wir miteinander wachsen, Abenteuer und Freude erleben, füreinander da sein.
«Es kommt ja nicht alles am ersten Tag vor», trösten sich die einen. «Man ist ja immer zu zweit und kann gegenseitig helfen», sagen sich die andern und die Einsicht wächst: Man lernt sich zu organisieren – auch das gemeinsam.

Einsatzplan
Der Einsatzplan zum Start steht fest. Doch mit der Zeit, wissen die GastgeberInnen, wer mit wem an liebsten und besten kann und melden sich entsprechend an. So ist auch dieser Einsatz bei UND ein Miteinander, ein gemeinschaftliches Erlebnis, das uns alle weiterbringt.
Hast du Lust als freiwillig engagierte GastgeberIn die BesucherInnen des Begegnungscafés willkommen zu heissen? Dann melde dich unter info@offeneshoechhus.ch.
Jede Gastgeberin, jeder Gastgeber darf auf eine solide Einführung und Begleitung zählen.
Liebe Heidi, ich finde den Artikel zur Einführung ins Höchhaus sehr gelungen. Habe den Text gerne gelesen, du hast ihn mit Herzblut verfasst. Wünsche dem ganzen Team weiterhin gutes Gelingen. Liebe Grüsse Christine