Menschen hinter dem Festival

Menschen hinter dem Festival

Vier Menschen, vier Geschichten: Demian sorgt für Strom, Pesche bringt Züge zum Rollen, Karina hält Eindrücke mit der Kamera fest und Mehmet fotografiert das Festival aus seiner Sicht. Gemeinsam zeigen sie, was das Generationenfestival trägt: Engagement, Begegnung und Gemeinschaft.

Text: Karine Burkhalter

Das Generationenfestival ist bunt und lebendig: Musik erklingt, Kinder spielen, auf dem roten Platz duftet es nach Essen. Hinter den Ständen und Kabeln, zwischen Fotokamera und Modelleisenbahn, stehen Menschen, die das Generationenfestival möglich machen. Sie arbeiten im Hintergrund, sie schenken ihre Zeit, sie bringen ihre Talente ein.

Karine Burkhalter hat mit vier von ihnen gesprochen – über Stromausfälle und Superkräfte, über Kaffee und Hotdogs, über Integration, Gemeinschaft und kleine Momente, die lange nachklingen.

«Solange alles funktioniert, sieht man mich kaum»

Demian Thurian lacht, als er das sagt. Demian ist der Mann fürs Unsichtbare: Strom, Sicherungen, Zahlungssysteme – wenn irgendwo die Sicherung fliegt, springt er. «Die iPads für die Kassen, die Stände, die mit Strom laufen – all das läuft über mich.»

Seit den Anfängen ist er dabei. Zuerst am Grill, heute im Technik-Team. Warum er das macht? «Einerseits die Familie, andererseits die vielen tollen Leute hier.»

Dieses Jahr hatte er sogar Zeit für eine Drohne: «Damit man das Festival mal aus der Vogelperspektive sieht.» Am meisten berühren ihn aber die kleinen Momente: «Kinder, die völlig begeistert sind von einer Murmelbahn. Für sie das Highlight – das rührt mich jedes Mal.»

«Acht Arme haben»: Diese Superkraft wünscht sich Demian während dem Generationenfestival.
Bild: Karina Slawowa Borchert

Seine Superkraft fürs Festival? «Kein Schlaf brauchen. Oder acht Arme. Oder fliegen, um Kabel von oben zu legen.»

Und nächstes Jahr? «Hundert Prozent bin ich wieder dabei. Ich wünsche mir nur: mehr Leute beim Abbau – lieber zu viele als zu wenige.»

«Zusammensein. Austausch. Gemeinsam machen.»

Am Stand der Thuner Eisenbahn-Amateure rattern Züge über Schienen, Signale springen auf Rot und Grün, Kinder staunen. Pesche, seit über 40 Jahren im Verein, steht mittendrin. «Bei uns sind wirklich alle dabei – vom Jüngsten in der 9. Klasse bis zum ältesten Mitglied, 98 Jahre alt. Er kommt immer noch jeden Montag ins Clublokal.»

«Zusammensein. Austausch. Gemeinsam machen»: So beschreibt Pesche vom Verein Thuner Eisenbahn-Amateure das Generationenfestival im Gespräch mit Karine Burkhalter.
Bild: Karina Slawowa Borchert

Was ihn am Festival besonders freut? «Die Begegnungen mit den Kindern. Sie dürfen selbst basteln, wie im Ferienpass. Wenn sie dann ihre Züge über die Anlage fahren lassen – die Begeisterung in ihren Augen ist für mich das Highlight.»

Natürlich gibt es auch Momente zum Nachdenken. «Beim Aufbau kam eine Schulklasse raus. Fast alle – Handy vor dem Gesicht, kein Grüezi. Nur ein Mädchen hat gegrüsst. Das war schade. Respekt und Grüßen sind Werte, die ich wichtig finde.»

«Man hilft einander. Es geht darum, etwas füreinander zu tun, ohne Lohn, aus Gemeinschaftssinn.»

Für Pesche ist Freiwilligenarbeit selbstverständlich. «Ich bin im Gürbental so aufgewachsen: Man hilft einander. Es geht darum, etwas füreinander zu tun, ohne Lohn, aus Gemeinschaftssinn.»

Zum Schluss noch ein paar schnelle Fragen:
Frühdienst oder Spätschicht? «Das spielt mir keine Rolle. Ich bin flexibel.»
Cola oder Kaffee? «Kaffee.»
100 Hotdogs oder 100 Bänke? «Ganz klar: 100 Bänke aufstellen!»

«Wir alle gehören zu einer grossen Gemeinschaft.»

Karina wohnt in Heimberg, ursprünglich stammt sie aus Deutschland. «Ich war schon länger auf der Suche nach einer Möglichkeit, mich ehrenamtlich zu engagieren», erzählt sie. Fündig wurde sie im Sprachcafé in Steffisburg. «Es war so einladend, so heimisch. Und da ich gerne fotografiere und schreibe, konnte ich genau das einbringen.»

Für Karina ist es ein Geben und Nehmen. «Ob Schreiben, Fotografieren oder sprachliche Unterstützung – ich begleite andere gerne beim Deutschlernen, so wie ich es selbst erlebt habe, als ich im Ausland war. Dort habe ich viel Unterstützung bekommen, und das möchte ich heute zurückgeben.»

«Wir sollen uns gegenseitig stützen, Freude teilen und Spass haben. Das ist mein Beitrag für kommende Generationen.»

Warum ist ihr das so wichtig? «Wir alle gehören zu einer grossen Gemeinschaft. Wir sollen uns gegenseitig stützen, Freude teilen und Spass haben. Das ist mein Beitrag für kommende Generationen.»

Am Festival war sie zum ersten Mal dabei – und gleich begeistert. «Der Sänger Tinu hat mich sehr beeindruckt. Und natürlich, dass ich als Fotografin Momente festhalten darf. Besonders die vielen Kinder heute Morgen – da spürt man, wie Generationen wirklich zusammenfinden.»

Drei Festival-Worte? «Gemeinschaft. Soziales. Freude.»
Und ein Tipp an die junge Generation: «Seid offen. Engagiert euch mit Jung und Alt. Gemeinsam sind wir stärker – und wir können so viel voneinander lernen.»

«Hier habe ich Freiheit gefunden – und jetzt möchte ich etwas zurückgeben.»

Mehmet ist 39 Jahre alt, Informatiker – und kam als politischer Asylsuchender aus der Türkei in die Schweiz. Heute lebt er mit seiner Frau und seinem zehnjährigen Sohn in Münsingen. Doch sein Herz schlägt für Thun. «Thun ist meine Lieblingsstadt. Weder zu gross noch zu klein – einfach die perfekte Mittelstadt», sagt er.

«Glück. Spass. Gemeinschaft»: Mit diesen drei Worten beschreibt Mehmet das Generationenfestival.
Bild: Karina Slawowa Borchert

Seine Ankunft hier war nicht einfach. «Als ich nach Thun kam, war ich allein. Meine Familie war noch in der Türkei. Ich wollte nicht nur zuhause sitzen – ich wollte etwas tun, für die Gemeinschaft.» Im Internet stiess er auf UND Generationentandem. Bald half er freiwillig im Begegnungszentrum Offenes Höchhus, später beim Pizza-Abend. Schliesslich begann er ein Praktikum. «UND Generationentandem hat mir geholfen, in der Schweiz Wurzeln zu schlagen.»

«100 Kabel verlegen statt 100 Hotdogs braten»: Mehmet bleibt seinem Beruf als Informatiker treu.
Bild: Karina Slawowa Borchert

Am Festival ist Mehmet mit der Kamera unterwegs. Er hält Gesichter, Begegnungen, kleine Momente fest. «Jedes Mal, wenn ich jemandem ein Lächeln schenke, fühle ich mich gut. Das macht mich glücklich und motiviert mich, noch mehr für die Gemeinschaft zu arbeiten.»

Seine drei Festival-Worte: Glück. Spass. Gemeinschaft.

Warum gerade das UND Generationentandem? Mehmet muss nicht lange überlegen. «Ich bin als politischer Geflüchteter in die Schweiz gekommen und habe hier Freiheit gefunden. Jetzt möchte ich etwas zurückgeben – für die Schweiz und für die Gemeinschaft. UND Generationentandem ist dafür der perfekte Ort.»

Auch nächstes Jahr will er wieder beim Generationenfestival dabei sein – ganz klar.

Und bei den schnellen Fragen zum Schluss zeigt er Humor: «100 Kabel verlegen statt 100 Hotdogs braten – ich bin schliesslich Informatiker.» Frühschicht oder Abendschicht? «Abendschicht.» Kaffee oder Coca-Cola? «Kaffee. Immer.»

Drei Stimmen, ein Geist

Demian, Pesche, Karina und Mehmet – sie alle haben ihre eigenen Wege, ihre eigenen Motive. Was sie verbindet, ist der Wunsch, etwas für andere zu tun. Ohne grosses Aufheben, ohne Bezahlung. Einfach, weil es Freude macht, weil es Sinn gibt.

So entsteht aus vielen einzelnen Händen ein Festival, das Generationen trägt. Und genau deshalb ist schon heute klar: Auch nächstes Jahr werden sie wieder da sein.

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