Das Gespräch zum Nachschauen und Nachhören
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Dieser redaktionelle Beitrag basiert auf einer durch künstliche Intelligenz generierten Zusammenfassung des Gesprächs «Begegnung mit Jo Lang» vom 7. Dezember 2024.
Jo Lang ist eine prägende Figur der Schweizer Politik. Er war 30 Jahre lang Parlamentarier und ist bekannt als Pazifist, Pionier der Grünen und kritischer Katholik. Mit Elias Rüegsegger, Moderator und Geschäftsleiter von UND Generationentandem, sprach er am 7. Dezember 2024 im Offenen Höchhus über über die prägenden Momente seines Lebens – von politischen Erfolgen und Niederlagen bis hin zu persönlichen Schicksalsschlägen.
Die Abwahl: bitter, aber lehrreich
Die Abwahl aus dem Nationalrat im Jahr 2011 ist ein Schlüsselmoment in Jo Langs politischer Laufbahn. «Es war ein Tiefschlag», sagt er offen. Der Verlust war auch auf die politischen Verhältnisse im Kanton Zug zurückzuführen: Die Alternative Linke erzielte ein starkes Ergebnis, doch die Stimmen der Sozialdemokraten reichten nicht aus, um den gemeinsamen Sitz zu halten. «Es war bitter, aber mein Engagement hat dadurch nicht aufgehört», erklärt er
«Die Niederlage hat mir gezeigt, wie wichtig Resilienz ist.»
Jo Lang
Er spricht darüber, wie diese Erfahrung ihn geprägt hat. «Ein halbes Jahr lang denkt man jeden Tag daran», beschreibt er die emotionale Verarbeitung. Gleichzeitig erkennt er, wie viel er in den Jahren zuvor erreicht hatte, etwa den Aufstieg der alternativen Linken in Zug und den Erfolg der Gruppe für eine Schweiz ohne Armee (GSOA). «Die Niederlage hat mir gezeigt, wie wichtig Resilienz ist», sagt er. Bemerkenswert: Bei der Abwahl erhielt Lang mehr Stimmen als bei seiner ursprünglichen Wahl – ein Beweis für die Anerkennung seiner politischen Arbeit.
Das Attentat in Zug
Es war ein Ereignis, das die Schweiz erschütterte und für Jo Lang zu einem prägenden Wendepunkt wurde. Das Attentat im Zuger Kantonsparlament, bei dem 14 Menschen ums Leben kamen und weitere 14 verletzt wurden, hat tiefe Narben hinterlassen – nicht nur bei den unmittelbar Betroffenen, sondern in der gesamten Gesellschaft. Für Jo Lang ist dieser Tag bis heute präsent. «Ich kann mich an jedes Detail erinnern», sagt er, und in seiner Stimme schwingt eine Nachdenklichkeit mit, die den Raum innehalten lässt.
Obwohl Jo Lang körperlich unverletzt blieb, hatte das Ereignis eine tiefgreifende Wirkung auf ihn. «Wir haben alle dasselbe erlebt, aber jeder hat es anders verarbeitet», reflektiert er. Die Verletzlichkeit des Lebens wurde ihm auf eine Weise bewusst, wie es zuvor nie der Fall war. Doch statt sich in den Schock zurückzuziehen, fand er Trost in der Solidarität der Gemeinschaft: «Trauermärsche, Gespräche und die Unterstützung der Menschen haben mir gezeigt, dass ich nicht allein bin.» Dieser Zusammenhalt, der von den Menschen in und um Zug ausgegangen sei, habe ihm geholfen, die Tragödie zu bewältigen.
Der Pazifismus von Jo Lang
Jo Lang ist seit Jahrzehnten eine der prägnantesten pazifistischen Stimmen der Schweiz. Sein Engagement für die Gruppe für eine Schweiz ohne Armee (GSOA) hat ihn geprägt, doch er betont, dass Pazifismus mehr ist als die blosse Ablehnung von Gewalt. «Pazifismus bedeutet für mich die Arbeit für den Frieden, auch wenn das manchmal schwierige Entscheidungen erfordert», erklärt er.
«Pazifismus bedeutet für mich die Arbeit für den Frieden, auch wenn das manchmal schwierige Entscheidungen erfordert.»
Jo Lang
Elias Rüegsegger greift diesen Punkt auf und lenkt das Gespräch auf die Herausforderungen, die der Krieg in der Ukraine für die Linke und den Pazifismus mit sich bringt. «Viele linke Positionen werden durch diesen Konflikt auf die Probe gestellt – wie können Pazifismus und die Unterstützung der Ukraine vereinbart werden?», fragt er und verweist auf die Debatte über Waffenlieferungen. Pazifismus und die Neutralität der Schweiz.
Jo Lang zieht einen Vergleich zum Vietnam-Krieg. «Damals haben wir nie kritisiert, dass Russland und China Waffen an Vietnam lieferten. Es war klar, dass die vietnamesische Unabhängigkeit ohne diese Unterstützung nicht durchzusetzen gewesen wäre», erinnert er sich. Ebenso sei heute die Unterstützung der Ukraine mit Waffen notwendig, um den Frieden langfristig zu sichern. «Die grösste Niederlage ist der Sieg eines Aggressors», sagt Jo Lang mit Blick auf Russlands Angriffskrieg.
Gleichzeitig betont er, dass die Rolle der Schweiz als neutraler Akteur nicht gefährdet werden dürfe. «Waffenlieferungen aus der Schweiz lehne ich ab. Unsere Stärke liegt in der Neutralität, die uns erlaubt, als Vermittler aufzutreten», sagt Lang. Stattdessen fordert er, dass die Schweiz ihre wirtschaftliche Macht einsetzt, etwa durch die Kontrolle des Rohstoffhandels in Zug, der für die Finanzierung von Putins Krieg entscheidend sei.
«Die Prinzipien des Pazifismus bleiben, auch wenn sich die Welt verändert.»
Jo Lang
Jo Langs Verständnis von Pazifismus ist geprägt von Pragmatismus und Prinzipientreue. «Gewalt darf immer nur die letzte Option sein», sagt er. Gleichzeitig sieht er Neutralität und Verantwortung als zentrale Werkzeuge, um den Frieden aktiv zu gestalten. «Die Prinzipien des Pazifismus bleiben, auch wenn sich die Welt verändert.»
Eine persönliche Krise
Jo Lang wuchs in einer katholischen Grossfamilie auf. Doch der plötzliche Tod seiner Mutter, als er 15 Jahre alt war, brachte ihn in eine Glaubenskrise. «Wie kann Gott so etwas zulassen?», fragte er sich. Diese Krise führte ihn dazu, den Glauben an Gott zu verlieren. Dennoch blieb er der katholischen Kirche verbunden. «Ich bin ein Kulturkatholik», sagt er und beschreibt seine Faszination für die Geschichte und Traditionen der Kirche.
Jo Lang übt jedoch scharfe Kritik an der Institution, besonders an Missbrauchsskandalen und der Unfehlbarkeit des Papstes. Gleichzeitig erkennt er das soziale Potenzial des Katholizismus an. «Die Kirche kann einen wichtigen Beitrag gegen Nationalismus und Rassismus leisten», erklärt er. Trotz seines Glaubensverlustes sieht Lang in den Ritualen der Kirche eine besondere Kraft, die ihm auch nach dem Attentat in Zug Trost spendete.
Radikale Politik und die Stärke der Demokratie
Jo Langs politische Wurzeln liegen in der radikalen Linken. Als Mitgründer der Zuger Sektion der revolutionär-marxistischen Liga in den 1970er Jahren engagierte er sich für eine antistalinistische Vision des Sozialismus. Heute blickt er differenziert auf diese Zeit zurück. «Die radikalen Ideen des 19. Jahrhunderts haben die Schweiz geprägt», sagt er und verweist auf die Errungenschaften der Bundesverfassung von 1874.
«Direkte Demokratie gibt den Menschen die Macht, ihre Zukunft selbst mitzugestalten.»
Jo Lang
Er betont, wie sehr er heute die Schweizer Direktdemokratie schätzt. «Das ist unser bestes Exportprodukt», sagt er. Die Möglichkeit, regelmässig über konkrete Fragen abzustimmen, sieht er als Schlüssel zur politischen Teilhabe und zur Überwindung von Spaltungen. «Direkte Demokratie gibt den Menschen die Macht, ihre Zukunft selbst mitzugestalten», erklärt er.
Neutralität als universeller Wert
Für Jo Lang ist Neutralität ein zentraler Wert der Schweiz. Doch er definiert diesen Begriff weit über militärische Unparteilichkeit hinaus. «Neutralität bedeutet Universalität», sagt er. Er verweist auf die Verantwortung der Schweiz, als Vermittlerin aufzutreten und sich für Frieden und Gerechtigkeit einzusetzen. Dabei kritisiert er den Vorschlag, «bewaffnete Neutralität» in die Verfassung aufzunehmen: «Das widerspricht dem eigentlichen Prinzip der Neutralität.»
Stattdessen sieht Lang Neutralität als Chance, globale Herausforderungen zu adressieren. Die Schweiz könne durch wirtschaftliche und diplomatische Maßnahmen Einfluss nehmen – etwa durch die Kontrolle des Rohstoffhandels in Zug, der eine Schlüsselrolle im Ukraine-Krieg spielt. «Ohne den Rohstoffhandelsplatz Zug könnte Putin diesen Krieg nicht in dieser Form finanzieren», warnt Lang.
Ein Aufruf zur Verantwortung
Am Ende des Gesprächs fasst Jo Lang zusammen, was ihn antreibt: Neutralität und direkte Demokratie. Für ihn sind diese Werte nicht nur für die Schweiz essenziell, sondern auch ein Modell für die Welt. «Neutralität im Sinne von Universalität und direkte Demokratie sind die Werte, die uns auszeichnen», sagt er.
Sein Lebenswerk ist geprägt von dem Wunsch, politische Errungenschaften zu bewahren und weiterzuentwickeln. «Die Demokratie lebt davon, dass Menschen für sie eintreten», sagt Jo Lang. Seine Worte sind nicht nur eine Reflexion über die Vergangenheit, sondern ein Aufruf, die Herausforderungen der Gegenwart aktiv anzugehen – mit Pragmatismus, Prinzipien und Menschlichkeit.
Begegnung mit Kathrin Altwegg
Der Talk im Offenen Höchhus mit Kathrin Altwegg, Projektleiterin des Massenspektrometers ROSINA der ESA-Raumsonde Rosetta, die den Kometen «Chury» vermessen hat. Sie berichtet von ihrer eindrücklichen Karriere als Weltraumforscherin. Anschliessend Mittagessen mit Vernetzungsmöglichkeiten, dann Workshop mit Voranmeldung.
Wann: 18. Januar 2025, 10.30 Uhr
Wo: Offenes Höchhus, Höchhusweg 17, Steffisburg
Anmeldung für den Workshop: begegnung@generationentandem.ch