Seit dem ersten Tag der verschärften Massnahmen auf Grund von Covid.19 hat sich meine Einstellung als Musikfreund zur Ausnahmesituation stark geändert. Am Anfang war mein Umfeld gestresst. Dies führte dazu, dass auch ich ein mulmiges Gefühl hatte.
Doch dann begann ich die Perspektive zu wechseln und merkte, dass ich die Quarantänezeit nutzen kann, um mehr kreativen Tätigkeiten nachzugehen. Als Erstes war dies bei mir die Musik. Bisher spielte ich nur Schlagzeug. Doch ein Buch vom Drummer der legendären «organic» (mit echten Instrumenten gespielt anstatt programmiert) Hip-Hop Gruppe «The Roots» inspirierte mich so stark, dass ich mir zum Ziel setzte, mir E-Gitarre, Bass und Keyboard beizubringen. Also spielte ich jeden Tag, und es machte mir riesigen Spass. Plötzlich formte sich eine Projektidee: ein «one-man-Songcover» zu machen. Dabei möchte ich kreative Brücken bauen, die Leute aufheitern und inspirieren. Ich coverte ein Lied von Tom Misch und dem Rapper «De la Soul», welches im Spannungsfeld zwischen Rap und Funk liegt.
Glücklicher Zufall
Als Skilehrer am letzten Tag vor der Schliessung auf Grindelwalds Pisten beschäftigt, hatte mir zuvor der Zufall das grosse Glück in die Hände gespielt, dass mich das Musikmachen im Allgemeinen und das Projekt im Besonderen auf das richtige Gleis lenkten, ohne dass ich es wusste. Auf dem Sessellift begann ein Snowboarder namens Manuel mit mir eine Unterhaltung. Wir verstanden uns sehr gut und drehten einige Runden zusammen im Snowpark. Er hatte bereits in mehreren Bands gespielt (jetzt alle aufgelöst) und hatte nun keinen Band-Raum mehr. Ich möchte schon seit Jahren in einer Band spielen und hatte einen freien Estrich: Win-win-Situation.
Alle Instrumente ausser meinem Schlagzeug sind von Manuel. Wir spielen zusammen und harmonieren gut. In der Zeit, in der ich alleine war, arbeitete ich an meinem Video mit der «Klon-Band». Ich nahm den Song mit professioneller Musiksoftware zu Hause auf. Nun fehlte noch das Klon-Video. Ich filmte alle sieben Stimmen einzeln. Dann half mir meine Schwester, die Fotografie und Film studierte, den Klon-Effekt zu erzeugen. Der Einsatz der Musiker stimmt zugegeben oft nicht, wenn man genau hinhört. Auch ist die Arbeit mit den Masken nicht perfekt und überlappend. Doch das Audio war mir wichtiger und das Video ist ein Prototyp und eine gute Zwischenetappe auf der Lernkurve. So entschied ich mich, das Video ohne weitere Korrektur hochzuladen.
Verbindungen schaffen
Das Projekt bereitete mir sehr viel Spass, doch was mich am Glücklichsten machte: Meine Intention, Brücken zu bauen, oder anders gesagt, Verbindungen zu knüpfen, gelang tatsächlich. Der im Lied als «featured Rapper» fungierende De la Soul, der in den USA eine Legende und auch mit den erwähnten «The Roots» befreundet ist, hat tatsächlich mein Video geliked und kommentiert mit: «Sounding good ✊?✊?». Ausserdem inspirierte ich Kollegen dazu, wieder ihre verstaubten Gitarren in die Hand zu nehmen.
«Trotz Corona konnte ich Menschen ein Lächeln ins Gesicht zaubern oder diese inspirieren, dank der digitalen Verbindung.»
Moritz Urwyler
Symbolisch baute ich mehrere Brücken: Die Brücke zwischen meiner kindlichen musikalischen Faszination und der Gegenwart. Einen Song komplett alleine zu covern und stimmige Brücken mit meinem eigenen Musikstil zu erschaffen. Unterschiedliche Musikstile verbinden. Brücken zwischen Menschen aus der ganzen Welt bauen, die mein Video ansehen (auf Instagram unter «moritz_u» hat das Video nun über 700 Aufrufe, und auch «D-Nice» gehört zu den Aufrufern, der über zwei Millionen Abonnenten hat. Ich empfehle übrigens, seine «live-parties» für einen guten Zweck anzuhören). Diese Zahlen bedeuten mir nicht viel. Aber das aus den Zahlen und Kommentaren herauszulesende Element, dass Verbindungen mit Menschen aus der ganzen Welt möglich sind, ist doch sehr bemerkenswert. Trotz Corona konnte ich Menschen ein Lächeln ins Gesicht zaubern oder diese inspirieren, dank der digitalen Verbindung. Sogar De la Soul selbst schlug durch die digitale Interaktion eine Brücke zu mir und auch zu seiner eigenen musikalischen Vergangenheit. Ich konnte zudem die Zeit zu Hause «über-brücken» und für eine spassige Tätigkeit nutzen, anstatt mich zu langweilen, wie dies bei einigen meiner Kollegen der Fall ist. Deshalb bin ich nun so weit zu sagen, dass ich dankbar bin für die Pause und die Gelegenheit, mehr nach innen zu hören. Ausserdem spüre ich eine riesige Dankbarkeit, dass mein Umfeld und ich gesund sind. Ich hoffe sehr stark, dass ihr alle bei UND sowie euer Umfeld ebenfalls wohlauf seid. Beim Nach-innen-Hören entdeckte ich meine Freude an der Musik mehr als je zuvor und inspirierte damit andere Personen. Ich hoffe, dass du, liebe Leserin/lieber Leser, gerade in diesem Moment meine kleine Geschichte auf dein Leben übersetzen kannst und diese dich dazu motiviert, Dinge neu oder wieder zu entdecken oder zu lernen. Egal ob Kochen, Singen, Schach spielen oder sonst etwas, habe Freude am Neuen. Diese Stimmung passt ja gut zum Frühling.
Da gebe ich auch ein LIKE.
Danke Erika 🙂