
Livia: Endlich, nach drei Monaten Durststrecke, dürfen wir uns an unseren Events wieder physisch sehen. Mir wurde in dieser Pandemie bewusst, wie stark eine solche Krise UND Generationentandem als Generationenprojekt herausfordert. Wir zeichnen uns dadurch aus, dass wir die Begegnungen zwischen Menschen unterschiedlicher Generationen möglich machen. Man trifft sich zum Diskutieren und Debattieren, zum gemeinsamen Flyer falten, zum «Käfele», zum «Plöiderle» – davon lebt der Verein. Das alles war nicht mehr möglich.
Vreni: Durch Physical Distancing wurde unsere Gesellschaft in verschiedene Gruppen aufgeteilt – in die Jungen und die Gesunden, in die Alten und die Risikogruppen. Das für uns gewohnte «Miteinander der Generationen» durfte nicht mehr gelebt werden. Stattdessen war Rücksichtnahme und Verzicht gefordert.
Livia: Und plötzlich beginnen wir in solchen Situationen, mit dem Finger aufeinander zu zeigen und PolizistIn zu spielen. «Warum geht Frau X. einkaufen?» – «Wieso sitzen die Jugendlichen da so eng nebeneinander auf der Bank?» Ich sehe die Gefahr darin, dass solche Dynamiken unsere Gesellschaft spalten. Das Zuhausebleiben und zueinander Sorge zu tragen, hat natürlich aber auch mit Solidarität zu tun.
Vreni: «und» Generationentandem lebt vom gemeinsamen Schaffen und vom Austausch zwischen den Generationen. Dieses Miteinander in unserem Verein durfte Corona nicht gefährden. Deshalb suchten unsere innovativen Jungen nach neuen Kommunikationsformen und zeigten uns Älteren, was alles im digitalen Zeitalter möglich ist. Die «Runden Tische» fanden plötzlich ohne Tische, dafür im Internet mit Zoom statt.
«Die Offenheit gegenüber der neuen und unbekannten Technik, das finde ich bemerkenswert.»
Livia Thurian (25), Co-Präsidentin
Livia: …und es nahmen viele ältere Leute daran teil. Einige kriegten alles selbstständig hin, andere brauchten Technikhilfe. Die Offenheit gegenüber der neuen und unbekannten Technik, das finde ich bemerkenswert. Da war zum Beispiel ein über 80-jähriger Mann, der sich von einem geduldigen Helfer mehrere Nachmittage lang erklären liess, welche Fenster er öffnen und wohin er klicken musste. Schliesslich konnte er mit Computeraudio und Video an den Zoom-Konferenzen teilnehmen. Der junge Technikhelfer bewies hierbei einen enormen Durchhaltewillen.
Vreni: Unser Vereinsleben erlebte in der Corona-Zeit eine neue Dynamik: Anfang März realisierten wir gemeinsam mit der «Nachbarschaftshilfe 3600» das Corona-Telefon. Hier konnten sich Personen melden, die Hilfe beim Einkaufen oder Unterstützung von der Technikhilfe suchten. Manche nutzten diese Möglichkeit auch für ein Plauderstündchen. Ein ganz spezielles Erlebnis war auch jene Frau, die dringend eine Züpfe wollte, jedoch nicht mehr wusste, wo sie wohnt. Aber auch hier konnten wir helfen. Die Technikhilfe – früher ein Ort der physischen Begegnung zwischen Jung und Alt – erfolgte neu auf Distanz. Mit TeamViewer oder telefonisch konnten viele technische Probleme gelöst werden. Auch unsere Reihe «Reisen in aller Welt» führten wir digital weiter. Ein junges Mitglied weilt momentan in Südafrika. Via Zoom erzählt sie uns nun regelmässig von ihren Erlebnissen und zeigt uns die Orte ihrer Reise.
Livia: Für mich persönlich nehme ich aus der Krise die Gewissheit und das Vertrauen mit, dass es immer Wege gibt, wie wir uns miteinander verbinden können – auch wenn es physisch nicht geht. Wir haben so viele technische Möglichkeiten. Vom geselligen Spieleabend bis zum persönlichen Austausch bei «Wie geht es dir?»: Ich kann mich auch via Zoom verbunden und in eine Gemeinschaft eingebettet fühlen.

Vreni: Rückblickend dürfen wir feststellen, dass die letzten Monate uns auch vieles gelehrt haben. UND Generationentandem hat sich weiterentwickelt. Die Digitalisierung hat sich positiv bewährt und half uns in Zeiten von Social Distancing, unsere Generationenbeziehungen zu pflegen. Was bleibt, ist eine neue Art miteinander zu kommunizieren. Obwohl wir der persönlichen Begegnung den Vorrang geben, ist es manchmal ganz praktisch von zu Hause aus via Zoom gemeinsam etwas zu entwickeln oder einen Artikel zu schreiben.
Livia: Corona hat uns gelehrt, dass für ein aktives Generationenmiteinander auch neue Formen der Kommunikation notwendig sind. Auch in schwierigen Zeiten ist es möglich, aufeinander zuzugehen und Generationensolidarität zu leben. Wenn man wirklich will, findet man immer irgendeinen Weg.

Bild: Annemarie Jöhr
Der besondere Sommer von UND Generationentandem
– UND Generationentandem lädt seit dem 8. Juni wieder zu physischen Veranstaltungen ein.
– Die Veranstaltungen finden mehrheitlich im KulturGartenSchadau statt, da dort gut Abstand gehalten werden kann.
– Neben dem Abstand halten und den Hygienemassnahmen führen wir bei den Veranstaltungen Präsenzlisten für ein allfälliges Contact-Tracing.
– Weitere Auskünfte: (Mo–Fr, 8–17 Uhr): 079 836 09 37.
Für Vreni von Känel: herzliche Grüsse von Elvira; melde dich doch mal, ich würde mich riesig freuen. Deine neue Aufgabe finde ich toll.