Werner: Du sag mal, Manuela, wie geht es deiner Katze?
Manuela: Meiner Katze geht es blendend – sie geniesst den Sommer und das Spielen im Garten. Wie geht es deinem Hund?
Werner: Ja, unserer Sofi geht es auch gut. Nur die Hitze hat sie nicht so gern. Ich stelle dir übrigens die Frage nach dem Wohlbefinden deiner Katze nicht umsonst. Du hast bei unserm letzten Gespräch gesagt, du würdest dich an ihr inspirieren.
Manuela: Das dachte ich mir schon, dass du mit dieser Frage auf etwas hinauswolltest. Tatsächlich inspiriert es mich gerade sehr, beobachten zu können, wie meine Katze einfach ihren Bedürfnissen folgt und es geniesst, unbeschwert zu spielen und auch einfach mal ein Nickerchen macht im Schatten.
Werner: Und das versuchst du dann auch. An die Sonne liegen und schnurren.
Manuela: Ja, im in der Sonne liegen bin ich schon ganz gut – beim Schnurren gibt es aber noch Verbesserungspotenzial…
Werner: Und Stress, das weit verbreitete Übel, das kennst du gar nicht?
Manuela: Doch, das kenne ich sehr gut, besonders den selbstgemachten (meinst du, es gibt auch anderen?). Deshalb ist es für mich auch gerade etwas ungewohnt, mir so viel Zeit zum Sein, Geniessen und Wolken beobachten zu nehmen.
«Es ist für mich auch gerade etwas ungewohnt, mir so viel Zeit zum Sein, Geniessen und Wolken beobachten zu nehmen.»
Manuela Bamert
Werner: Da bin ich ja beruhigt. Und was machst du mit den vielen Sorgen, die uns umtreiben, weil es in der Welt in allen Fugen kracht? Hat da deine Katze auch ein Rezept?
Manuela: Vieles, was gerade passiert, macht mir Angst. Damit ich mich nicht in dieser Angst verfange, versuche ich mich möglichst auf die Dinge zu konzentrieren, auf die ich einen Einfluss nehmen kann. Dabei hilft es mir sehr, aufzuschreiben, was mich beschäftigt, und ich versuche mich so zu verhalten, dass ich in meinem und dem Leben von anderen Menschen eine Bereicherung sein kann. Das Rezept meiner Katze kann ich tatsächlich sehr empfehlen: Im Hier und Jetzt zu sein und sich auf das zu konzentrieren, was wir gerade tun – sei das den Ball zu jagen oder sich zu strecken. Und eine Prise Puderzucker schadet auch nie.
«Damit ich mich nicht in dieser Angst verfange, versuche ich mich möglichst auf die Dinge zu konzentrieren, auf die ich einen Einfluss nehmen kann.»
Manuela Bamert
Werner: Was du da sagst, gefällt mir sehr. Ich selber bin halt so ein Grüblertyp und hab von unserm Hundli noch zu lernen. Tu ich aber auch. Sie streckt alle viere von sich und ich sitze an der Sonne. Sogar die Sorgen werden anders, wenn ich sie im Hier und Jetzt statt in Zukunftsangst betrachte.
«Sogar die Sorgen werden anders, wenn ich sie im Hier und Jetzt statt in Zukunftsangst betrachte.»
Werner Kaiser
Manuela: Ja, das kann ich gut nachfühlen – ich bin auch so eine Grüblerin. Wie schön, dass wir von (unseren) Tieren so vieles lernen können. Spannend, dass du sagst, das sich die Sorgen verändern, wenn du sie im Hier und Jetzt betrachtest. Diese Beobachtung habe ich auch schon gemacht. Auch interessant, wie oft wir mit den Sorgen und Gedanken in der Vergangenheit oder weit in der Zukunft sind, oder?
Werner: Oh ja. Von unserer Sofi lerne ich übrigens, dass der Wechsel guttut. Wenn es ums Essen geht, verliert sie nämlich plötzlich die Gelassenheit und treibt uns in die Küche. Wir sind ja vielseitige Wesen und freuen uns dieser Vielfalt.
Manuela: Beim Essen hört hier die Gelassenheit auch auf. Vielleicht ist das ja der Schlüssel – zu spüren und zu lernen, wann es Zeit ist für Gelassenheit und wann für Action?
«Vielleicht ist das ja der Schlüssel – zu spüren und zu lernen, wann es Zeit ist für Gelassenheit und wann für Action?»
Manuela Bamert
In der neuen Rubrik «Du sag mal…» stellen sich eine junge und eine ältere Person gegenseitig Fragen, die sie gerade beschäftigen, und tauchen ein in die Gedankenwelt des Gegenübers.