Werner: Du sag mal, Manuela, wie gehst du um mit den vielen schlechten Nachrichten, die uns täglich erreichen, gerade jetzt zum Beispiel über Israel und den Gazastreifen?
Manuela: Ich merke, dass mich das Weltgeschehen aktuell sehr traurig macht und mich oft hilflos fühlen lässt. Ich möchte informiert sein, ohne mich in den schlechten Nachrichten darin zu verlieren und versuche hier eine Balance zu finden. Ich bemühe mich aktuell, mich auf Dinge zu konzentrieren, die ich beeinflussen kann und mir bewusst zu machen, dass auch viel Gutes passiert auf der Welt.
Werner: Ja, einerseits möchten wir es ja wissen und verstehen, und andererseits sollten wir die Freude nicht verlieren.
Manuela: Ich finde das schon herausfordernd. Vieles, was auf der Welt geschieht, kann ich tatsächlich nicht wirklich verstehen. Wie gehst du damit um?
Werner: Um besser zu verstehen, achte ich darauf, mich bin beiden Konfliktparteien her zu informieren. Unsere Medien berichten ja sehr einseitig. Aber zurzeit merke ich, dass ich vor allem die Freude pflegen will, um nicht abzutauchen.
«Zurzeit merke ich, dass ich vor allem die Freude pflegen will.»
Werner Kaiser
Manuela: Wie pflegst du denn deine Freude?
Werner: Anlässe zur Freude gibt es genug, in der Natur, bei Begegnungen, beim Musizieren. Aber ich muss bewusst meine Aufmerksamkeit darauf richten, damit sie wirken. Damit sie aus dem Dickicht von Sorgen, Ängsten, Bedürfnissen und Überbeschäftigung kommen. Wie ist das bei dir?
Manuela: Ich finde es interessant, dass du sagst, du musst darauf achten, damit sie wirken. Ich habe mich in verschiedenen Retreats und Weiterbildungen in letzter Zeit viel mit Achtsamkeit und Präsenz auseinandergesetzt und finde es immer wieder verblüffend, wie oft ich doch unachtsam unterwegs bin und kleine und grosse Wunder übersehe. Mir tun gerade Begegnungen mit Menschen sehr gut, das Spazieren im Wald und immer mal wieder etwas Neues auszuprobieren wie Malen oder Skateboarden.
«Mir tun gerade Begegnungen mit Menschen sehr gut.»
Manuela Bamert
Werner: Das alles kann uns helfen, ein Gleichgewicht zu finden zwischen Anteilnahme am Geschehen der Menschen in der Welt und dem, was unser eigenes Leben wertvoll macht. Wenn ich nach aussen handeln will, ist es ohnehin wichtig, dass ich meinen eigenen inneren Frieden pflege, sonst färbt mein Unfriede auf mein Handeln ab.
Manuela: Ich habe vor längerer Zeit irgendwo den Satz gelesen: «Frieden beginnt bei mir.» Dieser Satz fasst für mich schön zusammen, was du beschreibst. Er erinnert mich auch daran, dass ich nicht nur für mich sorgen möchte, weil es mir guttut, sondern weil ich nur so auch der Welt dienen kann.
Werner: Das finde ich gut gesagt. Das würde heissen: Wir tragen Verantwortung für die Welt, soweit sie in unserem Einflussbereich steht und soweit wir das Gleichgewicht mit unserer Lebensfreude halten können.
Manuela: Ja, das gefällt mir! Die Erinnerung daran, dass wir der Welt Gutes tun, wenn wir unsere Freude pflegen, bringt gerade etwas Leichtigkeit in meine Gefühle. Ich danke dir für diesen schönen Impuls.
In der Rubrik «Du sag mal…» stellen sich eine junge und eine ältere Person gegenseitig Fragen, die sie gerade beschäftigen, und tauchen ein in die Gedankenwelt des Gegenübers.