
Manuela: Du sag mal, Werner, haben die Adventszeit und die nahende Neujahrszeit für dich eine besondere Bedeutung?
Werner: Oh ja, ich suche dem grossen Adventsrummel zu entfliehen und mich auf mein Leben zu besinnen, mit Stille, mit guter Musik. Wie weit es gelingt, ist unterschiedlich.
Manuela: Das klingt sehr besinnlich. Wovon ist es denn abhängig, ob es dir besser oder schlechter gelingt, dem Adventsrummel zu entfliehen?
Werner: Ich bin vor ein paar Tagen aus dem Spital heimgekommen. Und unser abgestürzter PC ist immer noch nicht voll installiert. Das gibt mehr äusseren, aber auch inneren Rummel als erwünscht. Das Einkaufen hingegen stört kaum – wir machen keine Geschenke.
Manuela: Das kann ich gut nachvollziehen, manchmal läuft einfach nicht alles rund – mir geht es seit meiner Rückkehr aus meinem Vietnamurlaub ähnlich. Ich merke aber, wie gut es mir aktuell tut, dass es früh dunkel wird. Weil ich mir dann abends Zeit nehme, mich auf dem Sofa einzukuscheln und zu lesen – etwas, was bei mir in den Sommermonaten oft etwas zu kurz kommt.
Werner: Ja, die Wetterlage spielt auch mit. Eine schöne weisse Schneedecke hilft. An Weihnachten erklingt bei uns jedes Jahr das Weihnachtsoratorium von Bach und verbreitet seine festliche Stimmung. Am Silvesterabend gehen wir anhand der Agenda das vergangene Jahr nochmals durch, schauen zurück auf Gutes und auf Schwieriges. Dass wir das jedes Jahr wiederholen, gibt diesen Abenden einen festlichen Charakter.
Manuela: Das klingt nach schönen Ritualen. Ich nehme mir auch immer in der Altjahreswoche Zeit, das vergangene Jahr Revue passieren zu lassen und überlege mir, was ich im neuen Jahr Neues ausprobieren, lernen, sehen oder erfahren möchte. Das macht mir immer grosse Freude.

Werner: Machst du dir auch Vorsätze für das neue Jahr?
Manuela: Nein, ich mache mir keine Vorsätze im klassischen Sinn. Aber ich überlege mir dann für jedes Jahr zwölf Dinge (eine Sache pro Monat), die ich ausprobieren möchte, die ich davor noch nie gemacht habe. Das ist dann mein Mutmuskeltraining, das mich durchs neue Jahr begleitet.
«Ich setze den Fokus seit einiger Zeit mehr aufs Spielerische.»
Manuela Bamert
Werner: Oh, das klingt gut. So eine Art Programm für das neue Jahr. Ich selber habe mir Vorsätze abgewöhnt. Meist sind sie ja bald vergessen. Wenn ich finde, das oder jenes sei richtig und wichtig zu tun, dann kann ich ja auch ohne Vorsatz gleich anfangen damit.
Manuela: Genau – mit Veränderungen muss man ja nicht erst am 1. Januar eines neuen Jahres starten. Dieses Jahr habe ich beispielsweise gelernt, Skateboard zu fahren, das hat grossen Spass gemacht. Die Vorsätze, die ich mir früher gefasst hatte, waren hingegen jeweils sehr verkrampft. Das habe ich mir abgewöhnt und setze den Fokus seit einiger Zeit mehr aufs Spielerische.
Werner: Wichtiger als Vorsätze scheint mir, mich auf das neue Jahr einzustellen: mich öffnen für das Neue, das kommen will. Bereit sein, auch auf Schwieriges mit Mut einzusteigen. Wie wenn wir über einen Bach springen wollen: Wir nehmen Anlauf: Eins – zwei – und Gump!
«Wichtiger als Vorsätze scheint mir, mich auf das neue Jahr einzustellen.»
Werner Kaiser
