
Werner: Du sag mal, Manuela, was kochst du heute? Eine Büchse Ravioli vermutlich?
Manuela: Heute Abend werde ich ein Gemüsecurry kochen, auf das ich mich schon sehr freue. Ich koche tatsächlich nur sehr selten Dosenravioli. Wie kommst du denn auf Ravioli?
Werner: Ich wollte dich nur provozieren.
Manuela: Das hatte ich mir schon fast gedacht.

Werner: Doch Spass beiseite, Manuela, wie ernährst du dich? Vegan? Vegetarisch? Rohkost? Gutbürgerliche Küche?
Manuela: Ich ernähre mich seit einigen Jahren vegetarisch und viele meiner Mahlzeiten sind vegan. Ich mache zum Beispiel mein geliebtes «Zürigschnätzlets» seit Jahren mit Tofu und kann so trotzdem auch gutbürgerlich essen. Da hilft ein wenig Kreativität oft sehr. Wie ernährst du dich?
Werner: Meine Frau und ich kochen vegetarisch. Wenn wir aber eingeladen sind, essen wir, was uns offeriert wird, auch Fleisch. Auch unterwegs, bei Übergangszeiten an einem Bahnhof, leisten wir uns gelegentlich eine Bratwurst. War deine Ernährung immer so, oder hat dich eines Tages etwas dazu motiviert?
«Fleisch habe ich nie sonderlich gemocht.»
Manuela Bamert
Manuela: Ich habe früher sehr viele Milchprodukte und auch Fleisch gegessen. Irgendwann habe ich gemerkt, dass mir die Milchprodukte gar nicht so guttun und verschiedene Alternativen ausprobiert. Fleisch habe ich nie sonderlich gemocht und dann irgendwann beschlossen, dass ich gar keines mehr essen möchte. Einerseits, weil ich glaube, dass ich es nicht brauche und andererseits, weil ich es moralisch für mich nicht mehr vertreten konnte. Es stört mich gar nicht, wenn Fleisch gekocht wird, wenn ich eingeladen bin (beispielsweise in einer Sauce oder extra dazu), aber ich kommuniziere immer vorher, dass ich kein Fleisch essen werde.

«Da kam der Wirt, packte einen Fisch und riss ihm brutal den Kopf ab.»
Werner Kaiser
Werner: Stichwort «moralisch». Auch ich habe mich zur vegetarischen Ernährung entschlossen, weil ich den Fleischkonsum problematisch fand. Ich träumte einmal, ich sässe im Restaurant neben einem Fischpool. Da kam der Wirt, packte einen Fisch und riss ihm brutal den Kopf ab. Ich dachte dann über die Tierhaltung nach, die ja in der heutigen Form wirklich nicht zu verantworten ist. Als ich den Traum meiner Frau erzählte, zeigte sich, dass sie gerade am Vortag an einem kirchlichen Anlass zu vegetarischer Ernährung angeregt wurde.

Manuela: Ich finde deinen Traum sehr sinnbildlich für den für den Umgang mit den «Nutztieren» in der Massenhaltung heutzutage. Spannend, dass ihr unabhängig voneinander zur selben Überzeugung und Entscheidung gelangt seid. Gab es Situationen, in denen du deine Haltung anderen erklären oder diese gar rechtfertigen musstest?
«Es ist in der Natur gegeben, dass ein Lebewesen ein anderes töten muss, um leben zu können.»
Werner Kaiser
Werner: Nein, aber wir essen ja Fleisch, wenn man es uns offeriert. Da gibt es kaum Anlass zu Konflikten. Ich mag Fundamentalismus nicht. Und um Ideologien streiten schon gar nicht. Es stimmt ja: Es ist in der Natur gegeben, dass ein Lebewesen ein anderes töten muss, um leben zu können. Andererseits hat die Evolution uns Menschen aber auch Mitgefühl gegeben. Zwischen beiden Gegebenheiten findet jede und jeder einen eigenen, persönlichen Weg.
In der Rubrik «Du sag mal…» stellen sich eine junge und eine ältere Person gegenseitig Fragen, die sie gerade beschäftigen, und tauchen ein in die Gedankenwelt des Gegenübers.