Die Welt der Kommunikationskanäle hat sich in den letzten Jahren und Jahrzehnten drastisch gewandelt. Verstärkt wird über Messenger, wie WhatsApp oder Signal miteinander kommuniziert. Täglich werden rund 55 Milliarden Nachrichten weltweit allein über WhatsApp versendet. Die digitale Nachricht kann Text und oder auch Emojis beinhalten. Untersuchungen zeigen, dass die Mehrheit der Messenger-NutzerInnen anschliessend an ihren Text ein Emoji anhängen. So gewinnen die Emojis in der digitalen Kommunikation immer mehr an Bedeutung und sind gar nicht mehr weg zu denken.
Am Anfang war das Smiley
Harvey Ball hatte 1963 den Auftrag, die Arbeitsmoral der MitarbeiterInnen zu heben. Daraus entstand das erste Smiley (aus dem englischen «smile» für lächeln): ein gelbausgemalter Kreis mit zwei Punkten und einem Halbmond. Das Smiley kam bei den MitarbeiterInnen und später auch bei den KundInnen gut an, sodass es bis im Jahre 1971 bereits über 50 Millionen Mal verkauft wurde. Der gelbe Button machte weltweit die Runde und wurde universell verstanden. Doch Ball beantragte kein Patent dafür.
1982 wurde dann das digitale Smiley beziehungsweise Emoticon («Ein Emoticon besteht aus einzelnen Zeichenfolgen, welche einen Gesichtsausdruck darstellen») erfunden. Scott E. Fahlman wollte ironische Nachrichten kennzeichnen, damit es in E-Mails zu keinen Missverständnissen mehr kommt. Am 19.09.1982 verfasste er eine Mail mit dem ersten digitalen Smiley. Innerhalb der Universität verbreitete sich die berühmte Zeichenkombination 🙂 in nur wenigen Tagen.
Das Smiley wurde weiterentwickelt und daraus entstanden auch sämtliche Emoticons, beziehungsweise Emojis, die wir heute verwenden.
Die verschiedenen Emojis
Die offiziellen Emojis und ihre Kodierung werden von der gemeinnützigen Organisation Unicode-Konsortium verwaltet. Mitglied darf jede natürliche und juristische Person werden. Viele bekannte Softwareunternehmen wie Microsoft oder Apple gehören dem Unicode-Konsortium an. Die Organisation hat die Aufgabe, den Standard weiterzuentwickeln und herauszugeben. Jede Person kann dem Unicode-Komitee einen Vorschlag für ein neues Emoji machen. Hierfür muss lediglich ein Antrag gestellt werden. Am Ende entscheiden dann die Unternehmen gemeinsam, welches Emoji codiert und herausgegeben wird.
Inzwischen gibt es etwa 3´000 Emojis, die verschiedene Gefühle, Situationen oder Objekte abbilden. Die fünf beliebtesten und meistbenutzten Emojis sind das lachende Gesicht, das Herz, Daumen hoch, das ROFL-Smiley (rolling on the floor laughing, auf Deutsch so viel wie: sich vor Lachen auf dem Boden wälzen) und das weinende Gesicht.
Unterschiedliche Verwendung
Einige Emojis sind recht universell und klar zu verstehen. Doch andere sind missverständlich oder werden unterschiedlich eingesetzt. Deshalb erleichtern Emojis unsere Kommunikation in der digitalen Welt und erschweren sie gleichzeitig. Männer und Frauen nutzen Emojis unterschiedlich. Der weibliche Kommunikationsstil zeichnet sich durch den Ausdruck von Emotionen, Anteilnahme, Einbezug des Gegenübers sowie der Selbstoffenbarung aus. Der männliche Kommunikationsstil ist hingegen direkter und instrumentell. Das führt dazu, dass Frauen häufiger Emojis verwenden als Männer.
In der Klarheit der Bedeutungen der Emojis gibt es auch Generationenunterschiede. So weiss die jüngste Generation deutlich besser, wofür die Emojis stehen. Oftmals haben ältere Menschen auch deutlich mehr Mühe, überhaupt Emojis zu verwenden. Man ist bereits soweit geschult, dass die Frage auftaucht: «Welches Smiley passt zu meiner Nachricht? Da muss ich doch jetzt ein Smiley einfügen, oder?» All das passiert meistens ganz unbewusst.
Die unten dargestellten verschiedenen Antworten sind aus einer persönlichen Umfrage mit Personen unterschiedlicher Generationen und zeigen, wie vielfältig ein Emoji verstanden werden kann.
Die eigenen Gefühle
Aufgrund der Nutzung von Emojis, kommunizieren wir digital deutlich mehr als nur die geschriebenen Zeilen. Es entwickelte sich eine neue Ebene der Schriftsprache: die sogenannte Gefühlsebene.
Sobald wir eine Nachricht lesen, wird bewusst oder unbewusst unsere Gefühlsebene angesprochen, denn wir filtern die Nachricht durchs Anschauen innerhalb einer Sekunde. Die Verwendung von Emojis beeinflusst die Sympathie und Distanz. So findet die Mehrheit der Menschen eine Nachricht mit Emoji sympathischer und fühlen sich dem/der AbsenderIn näher als ohne ihre Verwendung. Emojis ermöglichen das Vermitteln von Gefühlen und geben die Möglichkeit, eine tiefere Verbindung aufzubauen. Sie bieten eine Unterstützung, um uns besser ausdrücken zu können. So können eigene Gefühle, Stimmungen und auch der Tonfall nach aussen getragen werden.
Am Arbeitsplatz hat das Benutzen von Emojis eine positive Auswirkung auf die Effizienz, Kreativität und Stärkung der Beziehungen zu ArbeitskollegInnen. Immer mehr werden Emojis auch im beruflichen Umfeld eingesetzt und gelten nicht mehr als unprofessionell. In der pädagogischen und therapeutischen Arbeit finden wir Emojis beispielsweise in einem Belohnungssystem oder als Bewertungen in verschiedenen Situationen wieder. So kann das Emoji vielseitig und individuell zur Förderung eingesetzt werden.
Auch das Dating- und Liebesleben wird immer stärker von Emojis beeinflusst. In der Generation Z (1995-2010) hat die Verwendung schon einen hohen Stellenwert beim Beurteilen, ob eine Person sich auf eine ernsthafte Beziehung einlässt. Die Chancen auf weitere Dates sind höher, wenn Emojis in der digitalen Kommunikation verwendet werden. So nehmen die Emojis bei den Jugendlichen einen enorm hohen Stellenwert für weitreichende Entscheidungen im Leben.
Eine Studie zeigte, dass die Verwendung von Emojis sogar auch die psychische Gesundheit fördert. Sie tragen zu mehr Zusammenhalt, Verständnis und Respekt für- und untereinander bei.
«Die Verwendung von Emojis beeinflusst die Sympathie und Distanz. So findet die Mehrheit der Menschen eine Nachricht mit Emoji sympathischer.»
Die Aussagen von Personen unterschiedlichen Alters und Geschlechts bestätigen den Einfluss von Emojis auf die Bewertung einer Nachricht.
Emojis haben eine Wirkung auf den/die LeserIn. Emojis hinterlassen bei jedem eine Spur. Doch es ist klar zu sehen, dass Menschen der älteren Generation weniger Wert auf sie legen und ihnen weniger Beachtung schenken als die jüngeren Personen.
Die Vielfältigkeit der Emojis sowie deren Gebrauch und Verständnis ist für uns eine sehr komplexe Welt, die im ständigen Wandel ist. Es ist erstaunlich, wie viel solch ein Bild bei uns auslösen kann, ohne dass wir uns dessen tatsächlich bewusst sind.
Die Beiträge auf diesem Blog sind immer so erfrischend. Sie heben sich von der Masse ab.