Das Generationen-Barometer 2021 erscheint bereits in der zweiten Ausgabe. Das Berner Generationenhaus, in Zusammenarbeit mit Sotomo, zeigt in der vielbeachteten Studie nicht nur Konflikte in den Generationenbeziehungen auf, sondern thematisiert Lösungsansätze zur Verbesserung der Generationenbalance. Im Herbst 2021 wurden dafür 4162 Personen ab 18 Jahren aus der deutsch- und französischsprachigen Schweiz befragt mit dem Ziel, einen Dialog über zukunftsfähige Generationenbeziehungen anzuregen. Schwerpunktthema: «Die Welt im Jahr 2051».
Ein Corona-Graben, kein Generationen-Graben
Bereits das Generationen-Barometer 2020 stand auf veränderlich. Die Ausgabe 2021 bestätigt diese Tendenz: Vor 1970 Geborene haben im Vergleich zu ihren Eltern eine höhere Lebensqualität. Wer 1980 oder später geboren ist, glaubt nicht mehr an das Generationenversprechen, wonach die nachfolgende Generation immer bessere Bedingungen vorfinden sollte als die vorangegangene. Dazu meint das Generationen-Barometer 2021: «Die Hoffnung für ein besseres Leben liegt offenbar in der Vergangenheit.»
«Die Hoffnung für ein besseres Leben liegt offenbar in der Vergangenheit.»
Generationen-Barometer 2021
Dennoch kann die Studie analog 2020 keinen Graben zwischen Jung und Alt ausmachen.
2021 geht die Bruchlinie innerhalb der Bevölkerung entlang der Einstellung zu den Corona-Massnahmen. Der Graben hat sich im Vergleich zum Vorjahr um das Doppelt verbreitert und steht jetzt in der Rangliste vor den Stadt-Land-, Links-Rechts- oder Alt-Jung-Gräben.
Zusammenhalt der Generationen
Was aber hält Junge und Alte heute zusammen? Was erwarten die Generationen voneinander? Während ältere Menschen den vorangehenden Generationen dankbar für die Vermittlung von Werten sind, freuen sich jüngere Frauen und Männer vor allem über fortgeschrittene Gleichstellung und bessere Bildungsmöglichkeiten.
Ältere haben erneut keine übermässigen Erwartungen an die Jüngeren. Erstaunlich und erfreulich fürs Zusammenleben der Generationen ist aber, dass die Jungen sich auch nach den Pandemieerfahrungen einsatzfreudig zeigen. Bei jungen Erwachsenen ist viel guter Wille für ein starkes gesellschaftliches Engagement vorhanden und immer noch wünschen sich junge Menschen, die Älteren sollen sich im wohlverdienten Ruhestand einrichten. Dies wohl auch in der Hoffnung, ihnen werde dies dann auch mal möglich sein.
Massnahmen für die Generationenbalance
Die Studie untersuchte erneut, welche Chancen Reformanliegen für bessere Perspektiven künftiger Generationen haben.
Stimmrechtsalter 16 ist weiterhin nicht mehrheitsfähig. Doch die Zustimmung ist innerhalb eines Jahres markant gestiegen.
Kommission für zukünftige Generationen: Die im Ausland erfolgreiche Idee, die Interessen künftiger Generationen in einer Kommission zu institutionalisieren und so den politischen Prozess anzustossen, befürworten 58 Prozent der Befragten: Vor allem junge Menschen, Frauen quer durch die Generationen und viele Romands.
Gemeinschaftsdienst, obligatorisch für alle Erwachsenen ab 18 Jahren, findet als mögliche Ausweitung der Wehrpflicht auf alle Geschlechter weiterhin recht grosse Zustimmung.
Altersvorsorge: Das Modell «Lebensarbeitszeit» ist nach Einschätzung der Befragten immer noch ein möglicher Weg hin zu einer altersgerechten Vorsorge.
Apokalypse 2051: fleischlos, dement, überbevölkert
Das Schwerpunktthema für das Generationen-Barometer 2021 heisst: «Die Welt im Jahr 2051». Die Befragten mussten die Wahrscheinlichkeit vierzehn möglicher Entwicklungen in verschiedenen Themenbereichen einschätzen.
62 Prozent der Studienteilnehmer sehen eher pessimistisch in die Zukunft: Ein Fünftel der Erde werde in 30 Jahren unbewohnbar sein, auch wenn man zunehmend auf Fleisch essen verzichte. Technische und politische Entwicklungen würden im bisherigen Tempo weitergehen, also rasend schnelle technische Fortschritte und wenig Dynamik bei den Rahmenbedingungen. Entsprechend sehen viele der Befragten, die Einführung des Bedigungslosen Grundeinkommens bis 2051 als eher wünschenswert, denn realistisch.
Immerhin: Frauen werden es zunehmend in die Gleichberechtigung schaffen und vermehrt Karriere machen. Arbeitsstunden werden insgesamt infolge der Digitalisierung weniger werden und die Lebenserwartung nicht sprunghaft ansteigen.
Bloss nicht zu rosig malen: Demenz werde die häufigste Krankheit sein. Es werde Flüchtlingsströme, Trinkwasser- und Nahrungsmittelknappheiten geben – alles Folgen des zunehmenden Klimawandels.
Alles rabenschwarze Visionen?
Angst vor Veränderungen und Ungewissheiten, Furcht vor Bedrohungen sind sicher berechtigt. Deshalb braucht es den Glauben an Chancen, die gerade in einem Wandel liegen und die Sehnsucht nach einer lebenswerten Zukunft wecken können.
Der Samen ist gelegt: die 18- bis 25-Jährigen schauen am hoffnungsvollsten in die Zukunft und Träume haben die Befragten aller Altersgruppen noch. Und die sind weiterhin schön und vertraut: