Einsamkeit im Alter: eine Veranstaltung von malreden
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Organisiert von «malreden», unterstützt von der Direktion für Bildung, Soziales und Sport BSS der Stadt Bern, fand am 22. August 2024 im Polit-Forum Bern ein Podiumsgespräch zum Thema «Einsamkeit im Alter meistern – so gelingt uns dies selbstbestimmt und als Gesellschaft» statt. Es sprachen Prof. em. Dr. Pasqualina Perrig-Chiello, Entwicklungspsychologin, Präsidentin der beiden Vereine «Silbernetz Schweiz» und «connect!» und Elke Schilling, Vorsitzende des Vereins «Silbernetz Deutschland». Die Moderation hatte Marina Villa.
Allein oder einsam?
Alleinsein kann freiwillig gewählt und wohltuend sein. Alleinsein ist aber nicht immer bewusst gewählt, wer unfreiwillig alleine ist, fühlt sich einsam. Einsamkeit belastet und wirkt sich auf die mentale und physische Gesundheit aus. Die Gründe dafür sind vielfältig.
Einsamkeit belastet sowohl aus gesellschaftlichen Gründen…
Das grösste Stigma: Einsamkeit ist selbstverschuldet, somit schambehaftet und ein Tabu. Auch die Altersdiskriminierung, stark in unserer Sprache mit Ausdrücken wie «Überalterung» verankert, fördert das Gefühl von Ausgrenzung und Schuld. Hier gilt es Zivilcourage zu zeigen und diesen Tendenzen entgegenzuwirken. Unter anderem kann eine verstärkte Präsenz des Themas zur besseren Akzeptanz in der Gesellschaft verhelfen und zu einem entspannteren Umgang mit Personen, die von Einsamkeit betroffen sind.
…als auch aus persönlichen Gründen
Veränderungen der Lebensumstände im Alter, wie Umzug, Mobilitätseinschränkungen und knappe finanzielle Mittel fördern die Einsamkeit im Alter, was sich negativ auf die Gesundheit auswirken kann.
Was können wir alle gegen Einsamkeit tun?
Wie aber die Widerstandskraft fördern, im Alter, in schwierigen Situationen und Zeiten? Wir können stolz sein auf das Erreichte, aus der reichen Erfahrung schöpfen. Lebenslanges Lernen üben, im Sinn von neugierig sein und bleiben auf das Leben. Veränderungen als Chance erkennen und diese aktiv gestalten.
«Das eigene Altern bewusst in die Hand nehmen und gestalten.»
Pasqualina Perrig-Chiello
Es gilt die Zivilgesellschaft zu stärken, zu sensibilisieren, über Einsamkeit zu reden und einsamen Menschen auch einfach zu zuhören, um die Teilhabe auch von alten Menschen an der Gesellschaft zu ermöglichen. Dabei sind auch die Kommunen gefordert, Möglichkeiten zu schaffen, um niederschwellige Angebote, wie Begegnungszentren und Anlaufstellen zu schaffen. Nicht zuletzt ist die Politik aufgerufen, sich für die Partizipation und die Teilhabe aller an der Gesellschaft einzusetzen.
Bestehende Angebote
Zahlreiche niederschwellige Angebote bieten Möglichkeiten an, sich auszutauschen (auch anonym), zuzuhören, sich unverbindlich zu treffen und gemeinsam etwas zu unternehmen:
- Malreden.ch gibt älteren Menschen die Möglichkeit, sich per Telefon mit dem Gegenüber auszutauschen und zu reden.
- 143.ch die Dargebotene Hand ist eine Anlaufstelle für emotionale Erste Hilfe – per Telefon, Chat oder E-Mail.
- tavolata.ch ist ein Netzwerk für gemeinsames Kochen, Essen, Reden.
- Offenes Höchhus, Steffisburg Begegnungscafé ohne Konsumationszwang
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