«Wer der Meinung ist, dass Geld alles tun wird, kann gut verdächtigt werden, alles für Geld zu tun.» Mit diesem Zitat von Benjamin Franklin eröffnete Elias Rüegsegger die Veranstaltung von UND Generationentandem. Was genau müssen wir denn für Geld tun? Regula von Büren, Leiterin des Themenfeldes Bildung bei der Beisheim Stiftung, gab dazu einen Input und beantwortete unsere Fragen.
Die Beisheim Stiftung entwickelt und fördert Projekte in den Bereichen Bildung, Kultur, Gesundheit und Sport, welche die Gemeinschaft stärken und Menschen dabei helfen, ihre Potenziale zu entfalten.
Regula von Büren erklärte, in der Schweiz seien grundsätzlich viele Fördermöglichkeiten vorhanden. Infolgedessen gibt es viele Fördertöpfe. Das macht es aber auch schwierig und zeitaufwändig, sich in diesem Dschungel von Möglichkeiten zurechtzufinden. Professionelles Fundraising ist vielleicht effizient, geht aber ins Geld. Und manchmal fehlt es an Begeisterung und inhaltlicher Kompetenz für das vertretene Projekt. Eine kostengünstige Variante ist zum Beispiel die Beratung von Innovage.
Regula von Büren führte aus, dass die Finanzierung von längerfristigen Projekten breit gefächert sein sollte. Allerdings warnte sie auch vor einer Verzettelung. Das birgt viel Frustpotenzial und es ist zudem auch wichtig, Kompetenz in den jeweiligen Finanzierungsmöglichkeiten aufzubauen. Geprüft werden soll auch möglichst früh, welche Art der Zusammenarbeit verschiedene Geldgeber wünschen und wie dies zum aktuellen Projektstand und den eigenen Bedürfnissen passt.
Als Quellen für gemeinnützige Projekte kommen unter anderem Stiftungen, Serviceclubs wie Rotary, Lotteriefonds, Mäzene und Förderpreise in Frage. Der Staat, der Kanton, die Gemeinde oder der Wohnort können ebenfalls angefragt werden. Eigenleistungen, Spenden und Einnahmen für Leistungen und Produkte fallen auch ins Gewicht. Crowdfundings sind zum Teil ebenfalls eine interessante Möglichkeit.
Es braucht viel Wissen. Heute heisst das Know-how. Also ist Netzwerken angesagt.
Welche Geldquellen kennen wir? Hat schon jemand im Bekanntenkreis einen Antrag gestellt oder sonst Erfahrungen mit Geldgebern gemacht? Verfügt jemand über Beziehungen?
Das perfekte Gesuch
Die Eingabe ist aufwändig. Deshalb sollte schon bei der Ausarbeitung des Konzepts an die mögliche Finanzierung gedacht werden.
Die Webseite der Organisation gut studieren, denn dort sind häufig die Ausschlusskriterien aufgeführt!
Wichtigster Punkt: Angemessen, das heisst nicht zu knapp, aber auch nicht ausufernd, und verständlich ausdrücken, worum es beim Projekt geht, klare Ziele nennen.
Das Projektbudget sollte eine Vollkostenrechnung sein, also alle Details umfassen wie zum Beispiel den Wert von freiwilliger Arbeit. Wichtig: Die Ausgabenseite möglichst realistisch darstellen mit Stundenansätzen, Stellenprozenten, klare Teilung von Personal- und Sachkosten, idealerweise auch mit Verknüpfung des Budgets mit den Zielen und den Arbeitsschritten.
Die Einnahmenseite sollte übereinstimmen mit der Ausgabenseite, also ein ausgewogenes Budget vorweisen, auch wenn die Zahlen nur auf erhofften Beiträgen basieren. Eigenleistungen immer sichtbar machen!
Eine Vorstellung davon, wie das Projekt ein paar Jahre später funktionieren und finanziert werden könnte, ist für die Beurteilung hilfreich.
Es kommt auch darauf an, in welcher Phase ein Projekt ist: Befindet es sich in der Pilotphase, in der Skalierung oder ist es bereits etabliert? Etablierte haben es mit Geldgebern der öffentlichen Hand leichter. Bitte Abchecken der Erwartungen der Geldgeber! Wollen sie stets auf dem Laufenden gehalten werden? Wünschen sie, dass ihr Logo häufig und prominent erscheint? Je nach Projektphase und den Projektanforderungen kann dies sehr sinnvoll oder aber auch hinderlich sein.
Das Gesuchsmanagement der Beisheim Stiftung
Als Beispiel für ein unterstützungswürdiges Projekt diente UND Generationentandem, das alle Kriterien erfüllt:
- Das Projekt passt zur Strategie der Stiftung.
- Das Projekt überzeugt.
- Der Antragsteller überzeugt.
Eine Teilnehmerin stellte die Frage, ob man zuerst anrufen oder einfach das Online-Formular ausfüllen solle.
Regula von Büren nimmt – ausser in klaren Fällen – gerne einen Anruf entgegen und legt dann auch während der Prüfung des Antrags Wert auf persönlichen Kontakt mit den Antragstellern.
Aber verallgemeinern lässt sich das nicht.
Eine Grafik aus dem Kursbuch von PHINEO «Wirkung – Das Praxishandbuch für alle, die Gutes noch besser tun wollen» machte den Teilnehmenden grossen Eindruck:
Die Wirkungstreppe, ein Exkurs zur Wirkungsorientierung, zugeschnitten auf ein Generationenprojekt.
Auf den Stufen 1 bis 3 finden Aktivitäten statt, die im Idealfall geschätzt und besucht werden.
Ab der Stufe 4 findet erst Wirkung statt, es kann sich das Bewusstsein verändern, neue Perspektiven tun sich auf. Ab Stufe 5 kann sich auch das Handeln ändern und so findet auf der nächsten Stufe eine Veränderung der Lebenslage statt. Auf der letzten Stufe verändert sich auch das Umfeld, also die Gesellschaft.
Diese Stufen sind alle wichtig für ein klares Verständnis und dann auch den Erfolg eines Projekts und dienen zur Beurteilung und Unterstützung eines Projekts.
Auf Anfrage kann die Präsentation gerne zugesandt werden.
Was ist der Projektstammtisch digital?
Menschen aller Generationen zu verbinden ist mit Corona noch wichtiger geworden. Generationenprojekte nehmen dabei eine gesellschaftliche Pionierrolle ein. Dabei entstehen viele Erfahrungen. Diese Erfahrungen, das erarbeitete Wissen und gemeinsame Themen wollen wir zusammenbringen. Seit 2012 lanciert der Verein UND Generationentandem unterschiedlichste Generationenprojekte. Mit dem Projektstammtisch digital bietet UND Generationentandem einen Austausch von und für ProjektdenkerInnen. Diesen Stammtisch gibt es seit Oktober 2020.
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Melde dich: projektstammtisch@generationentandem.ch