
Jürg Straubhaar (53)
– Schreiner- Werkstattchef und Lehrlingsbetreuer
– Ursprünglicher Beruf: Schreiner
– Seit 29 Jahren beim selben Arbeitgeber
– Wohnt in Hilterfingen
– Vater einer Tochter
Was macht die Lebensqualität an diesem Ort aus? Wo halten Sie sich gerne auf?
Hilterfingen lebt. Hier gibt es viele KMU und kleine Gewerbe mit einem guten Gewerbeverband. Ich bin gerne am See, und so schöne Projekte wie die Buvette lassen fast vergessen, dass es früher viel mehr Restaurants gab.
Nehmen Sie, abgesehen von der Familie und der Arbeitswelt, an generationenübergreifenden Begegnungen teil?
Früher war ich stärker in Vereinen aktiv, auch in der Pfadi. Heute treffe ich regelmässig Leute am Ländtefest, an der Gemeindeversammlung, am Grümpelturnier und im Rebberg, wo ich Genossenschafter bin; ein fantastischer Ort!
Welchen Beitrag leistet die Gemeinde dazu?
Ich finde, man macht so viel wie möglich.
Wie beurteilen Sie den gesellschaftlichen Zusammenhalt?
Das empfinden alle anders. Ich kenne viele Leute hier, auch gerade unter den Älteren. Ich würde dem Zusammenhalt eine Fünf geben. Für jemanden, der nicht so involviert ist, wäre es wohl weniger. Und gerade für die Jungen gibt es meiner Meinung nach wenig Orte; da gibt es manchmal Konflikte zwischen Wohn- und Freizeitbedürfnissen. Früher hatten wir hier noch den Jugendclub
Welche Rolle spielen Vereine oder die Politik?
Ich selbst bin seit drei Jahren Mitglied der FDP, weil ich gerne mitmache und mich engagiere. Das gilt dann auch für andere Vereine: Wenn niemand mitmacht und anpackt, ‘versärblet’ die Sache. Es braucht das Mitmachen, dann kommt das Miteinander gleich mit.
Können Sie sich einbringen?
Da ich politisch aktiv bin, habe ich damit keine Mühe. Alle können sich melden und mitmachen. Mehr braucht es nicht. Vor allem in den Kommissionen können Ideen eingebracht werden.
«Es ist nun einmal schwierig, Jung und Alt einander näher zu bringen. Wir sollten mehr zusammensitzen und miteinander reden können.»
Jürg Straubhaar
Vermuten Sie Konflikte zwischen den Generationen?
Gerade zwischen Jung und Alt passiert es manchmal, dass partout nicht voneinander gelernt werden will. Dann wäre es nötig, umso mehr miteinander zu reden.
Heute wollen alle so schnell wie möglich einkaufen und mehr aneinander vorbei leben. Aber es wird viel diskutiert und gerade wenn sich die Generationen vermischen, gibt es tolle Gespräche. Auch über Dinge wie die Genderthematik.
Wie beurteilen Sie die Angebote in Bezug auf Wohnen und Alterswohnen?
Wenn es ein Dach über ganz Hilterfingen gäbe, dann hätte man ein Altersheim. Aber die Durchmischung ist eigentlich schon da, sonst bräuchte es heute nicht mehr Schulraum.
Was das Wohnen angeht, kommen die Leute gerne hierher. Lebensqualität kostet aber viel. Ich finde, dass die Wohnungen allgemein zu teuer sind. Ich wünschte mir von Vermietern und Verkäufern, dass auch Junge wieder die Möglichkeit hätten, zu Wohnraum zu kommen. Auch Ansätze wie das genossenschaftliche Wohnen gibt es hier eher selten.
Sind Sie zufrieden mit dem Bildungswesen?
Da wird im Moment für 30 Millionen Franken gebaut und viel investiert und zentralisiert. Das finde ich nicht schlecht, schliesslich ist die Bildung gut und soll auch so bleiben.
Wie steht es um die Gesundheitsversorgung?
Früher gab es mehr Ärzte im Dorf, dafür jetzt ein Ärztezentrum.

Wie ist Ihre Meinung zur Verkehrssituation?
Den Stau werden wir hier nicht auflösen können. Hier ist ein Nadelöhr, da kann man nicht mehr durchbringen. Und es kommen viel mehr Autos auf einmal. Und all zu innovativ will man hier auch nicht sein. Auch für den Langsamverkehr gibts nichts zu tun, wir können nicht breitere Strassen aus dem Hut zaubern.
Immerhin ist es möglich am Quai zu fahren. Wobei ich es nicht gut finde, wenn sich dort jetzt auch E-Bikes durchzwängen können. Es bleibt wichtig, aufeinander zu schauen. Und mehr öffentlichen Verkehr halte ich übrigens auch nicht für eine Lösung. Wenn alle 10 Minuten ein Bus durchkommt, gibt es nur noch mehr Stau.
Was wünschen Sie sich von einem Generationenleitbild?
Ich wünsche mir vor allem, dass wir die Lebensqualität halten, wie sie ist. Und dass Junge vermehrt bei den Älteren vorbeischauen. Es ist nun einmal schwierig, Jung und Alt einander näher zu bringen. Wir sollten mehr zusammensitzen und miteinander reden können. Da gibt es in der Stadt Gebilde wie beispielsweise die Technikhilfe. Wenn wir alle an einen Tisch nehmen, können wir uns gegenseitig besser verstehen.
Generationenleitbild «zäme redä, zäme läbe» in Hilterfingen, Oberhofen und Heiligenschwendi
Viele Gemeinden haben Altersleitbilder. Diese sind oft in die Jahre gekommen und setzen sich mit den älteren Generationen auseinander. Solche Leitbilder definieren die Alterspolitik einer Gemeinde. Also bestimmte Massnahmen die älteren Menschen ein selbstbestimmtes Leben mit hoher Qualität ermöglichen. Viele Gemeinden denken nun neu und wollen Generationenleitbilder erarbeiten. Die Menschen aller Generationen sind im Blick.
UND Generationentandem begleitet zwischen Juni 2022 und Dezember 2023 den Gemeindeverband Hilterfingen, Oberhofen und Heiligenschwendi auf dem Weg zum Generationenleitbild. Im Fokus steht der Prozess und das Miteinander. Eine Spurgruppe mit offiziellen VertreterInnen aus allen drei Gemeinden und aus der Bevölkerung erarbeitet das offizielle Leitbild. Am Freitag, 31. März 2022 laden die drei Gemeinden zum Mitmach-Anlass «zäme redä, zäme läbe» ein.
Für das Generationenleitbild führt UND Generationentandem Interviews mit Menschen aus den drei Gemeinden. Alle Interviews und Beiträge zu «zäme redä, zäme läbe»: hier.
