«Der Aufbau von Generationenprojekten ist immer etwa derselbe», sagt eine, die es wissen muss: Inge Steiner-Moolenaar von zusammen-leben.ch berichtet in ihrem Eingangsreferat vom Entstehen und Leben in der Überbauung «Im Dorf» in Schenkon, am Ostufer des Sempachersees. Am Anfang stand die Idee, Jung und Alt, Menschen mit und ohne Beeinträchtigung, Pensionierten und Familien das Wohnen in einem lebhaften Quartier zu ermöglichen, erzählt die gelernte Bauökonomin und Gerontologin.
Impulsreferat: zusammen leben – gemeinsam gestalten

In einem ersten Schritt erfolgte eine sorgfältige Bedarfsanalyse in der Region: Welche Bedürfnisse sind vorhanden und bereits abgedeckt? Was fehlt, was ist für wen überhaupt möglich? Danach schrieben die ProjektakteurInnen ein erstes Konzept. Dieses wurde möglichst vielen unterschiedlichen Menschen in Vernehmlassung gegeben: Beteiligten intern und extern, Begeisterten und wenig bis sehr wenig Begeisterten. Anschliessend äusserten sich Fachpersonen, Institutionen wurden ins Boot geholt und dann erst ging es an die Ausführung, ans Etablieren und schliesslich Weiterentwickeln. Ihr Fazit: Der ganze Prozess verlangt von ProjektakteurInnen Durchhaltewillen, geschickte und transparente Kommunikation zu allen Anspruchsgruppen und eine wohldosierte Begeisterung, die das Projekt lebendig erhält.
Diese Aussagen bestätigen auch die weitere ProjektakteurInnen am digitalen Projektstammtisch. Zuerst in Gruppen und anschliessend im Plenum tauschen sie Erfahrungen aus, tragen Erfolgsfaktoren und Stolpersteine zusammen, stellen Fragen in die Runde oder stellen sie Inge Steiner-Moolenaar direkt.

Es braucht viel Fingerspitzengefühl für das richtige Quäntchen von allem für Alle
- Eine Überdosis Begeisterung der ProjektakteurInnen kann weitere Engagierte abschrecken oder die AkteurInnen blind machen für negative Entwicklungen. Zu wenig Begeisterung und Umsicht lassen Projekte zum Stillstand kommen.
- Von ProjektakteurInnen wird ein eigentlicher Spagat verlangt: Einerseits müssen sie Engagierten das gute Gefühl vermitteln, im Projekt «angekommen» zu sein, andererseits müssen sie stets einen Schritt vorausplanen. Sie müssen gleichzeitig zurückstehen, damit Neues, vielleicht Ungeplantes entstehen kann, und nichtsdestotrotz das Projekt behutsam und stetig weiterentwickeln.
- Kontinuität: auch das beste Projekt darf nicht mit den ProjektinitiantInnen stehen und fallen. Es ist niemandem damit gedient, wenn engagierte Menschen ausbrennen und irgendwann aufgeben. Darum gilt es, rechtzeitig Aufgaben auf verschiedene Schultern zu verteilen und nach Personen Ausschau halten, die das Projekt künftig übernehmen können.
- Die Zusammenarbeit verschiedener Generationen braucht Kommunikation auf Augenhöhe. Bei verhärteten Fronten zwischen Jung und Alt tut man gut daran, das Gespräch zu suchen und Verärgerte sachte einzubeziehen. Am Ende sind die grössten Kritiker oft die besten Botschafter nach Aussen. Zusammenarbeit von Freiwilligen und Professionellen bedingt eine gute Absprache von Zuständigkeiten und Erwartungen. Auch hier ist eine transparente Kommunikation ein wesentlicher Erfolgsfaktor, denn letztlich soll Freiwilligenarbeit Sinn stiften und Spass machen.
- Zusammenarbeit mit bestehenden Institutionen ist essentiell. So können Erfahrung, Wissen und Netzwerk geteilt und allfällige Missverständnisse rechtzeitig aus dem Weg geräumt werden.
- Jedes Projekt braucht eine passende Organisations- oder Rechtsform. Solche Leitplanken erleichtern die Arbeit und verstärken die Wirkung nach aussen.
Zum guten Schluss – vom Bühnenbau über das Spiel zum Applaus
Die knappen zwei Stunden sind rasch vorbei. Die Teilnehmenden aus ganz unterschiedlichen Projekten sind sich einig: Es braucht viel Fingerspitzengefühl, transparente Kommunikation und die richtige Schrittgrösse, damit Generationenprojekte «zum Fliegen kommen».
Die ProjektakteurInnen bauen die Bühne, die Schauspieler beleben sie und begeistern das Publikum.
Inge Steiner-Moolenaar
Digitaler Projektstammtisch – so geht es weiter
Die beiden Moderatoren, Elias Rüegsegger (26) und Fritz Zurflüh (66) fragen in die Runde, wie künftig digitale Stammtische durchgeführt werden sollten. 77 Prozent der Teilnehmer meinen «genauso wie heute», 23 Prozent könnten sich ein noch strukturierteres Vorgehen, beispielsweise in Form von Workshops vorstellen.
Für das Jahr 2021 ist eine ganze Reihe Digitaler Projektstammtische geplant, damit sich ProjektentwicklerInnen, MitarbeiterInnen von Gemeinden und interessierten Organisationen in lockeren Gesprächsrunden austauschen und ihre Erfahrungen aus der Praxis teilen können.
2021 geplante Daten und Themen für digitale Projektstammtische
09.04.2021 15.00 – 17.00 Das richtige Thema, die richtigen Menschen finden
04.06.2021 15.00 – 17.00 Konflikte in Generationenprojekten
13.08.2021 15.00 – 17.00 Kommunikation in Generationenprojekten
22.10.2021 15.00 – 17.00 Generationenprojekte finanzieren
10.12.2021 15.00 – 17.00 Freiwillige und Profis
