Generationenforum: Smart Cities – neue Ideen für die Energiezukunft in Thun
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Wie lassen sich Ressourcen schonen und Städte lebenswerter machen? Diese Frage stand im Mittelpunkt des Generationenforums «Smart Cities – neue Ideen für die Energiezukunft in Thun», das am 15. Januar 2025 im Rathaus Thun stattfand.

Unter der Moderation von Peter Dolder und Tabea Keller tauschen Andrea de Meuron (Vorsteherin Finanzen, Ressourcen und Umwelt), Miriam Basler (Energie Thun AG), Tobias Burri (Head of Business Consulting Emineo AG) und Christian Geiger (Professor für Digital Government und Innovation) ihre Perspektiven aus.
Kooperation statt Insellösungen
Schon früh im Gespräch zeigt sich: Eine Smart City ist weit mehr als Hightech. «Smart heisst nicht automatisch digital», betont Tobias Burri. Viel wichtiger sind nachhaltige Konzepte, die auf Kooperation zwischen Bevölkerung, Wirtschaft und Verwaltung setzen. «Wenn wir zusammenspannen, meistern wir die grosse Herausforderung der Ressourcenschonung besser», ergänzt Andrea de Meuron.
«Smart heisst nicht automatisch digital.»
Tobias Burri

Projekte in Thun
Thun zeigt bereits erste Smart-City-Ansätze:
- Parking-App reduziert den Suchverkehr.
- My Local Services vereint Abfallkalender und Schadensmeldefunktion.
- Eine Klimastrategie, entwickelt via die Decidim-Plattform, ermöglicht es der Bevölkerung, Vorschläge einzubringen und aktiv mitzuentscheiden.
Energie Thun AG als Brückenbauerin?
Für Miriam Basler liegt der Fokus auf Infrastruktur: Smart Grids, Smart-Meter-Rollout und öffentliche Ladestationen ebnen den Weg für digitale und nachhaltige Lösungen. So entsteht ein Rahmen, in dem die Region gemeinsam an zukunftsorientierten Projekten arbeitet.
Innovation wagen – auch beim Scheitern
Ein Thema, das sich durch die gesamte Diskussion zog, war die Rolle von Innovation und Fehlertoleranz. «Wenn wir Neues ausprobieren, kann es sein, dass etwas nicht auf Anhieb klappt», sagte Tobias Burri. Dafür seien Reallabore hilfreich, in denen Verwaltungen, Zivilgesellschaft und Wirtschaft gemeinsam experimentieren.

Christian Geiger plädierte dafür, Scheitern ausdrücklich als Teil des Innovationsprozesses zu verstehen: «Erst wenn man Fehler zulässt, entsteht die Dynamik, die wir aus der Wirtschaft schon kennen.» So werde eine Kultur des Lernens geschaffen, welche gerade für Städte, die oft durch starre Reglemente gebremst sind, enorm wichtig sei.
«Erst wenn wir Fehler zulassen, entsteht eine Dynamik, wie wir sie aus der Wirtschaft kennen.»
Christian Geiger
Regionale Kooperation und Mobilitätswende
Um das volle Potenzial auszuschöpfen, setzt Thun auf regionale Kooperation. Andrea de Meuron verweist auf den Verein Smart Region Thunersee, der Gemeinden, Unternehmen und Forschung zusammenführt. So sei etwa eine Energieregion entstanden, die im Kanton Bern Vorreiterin für gemeinsames Handeln in Sachen Klimaschutz werden soll.
Ein weiteres Beispiel ist die City-Logistik, die sich dem Warentransport innerhalb der Stadt widmet. Gemeinsam mit dem Verein Smart Region Thunersee testet Thun umweltfreundliche Logistiklösungen, damit Lieferverkehr gebündelt und nachhaltiger gestaltet werden kann.

Besonders kontrovers diskutiert wird, wie so oft in Thun, der Bereich Mobilität. Christian Geiger schildert seine eigenen Erfahrungen: «Ich fahre oft mit dem E-Bike ins Büro und spare nicht nur Geld, sondern auch Zeit.» Solche individuellen Beispiele zeigten, wie sich das Verhalten ändern könne, wenn Alternativen einfacher und attraktiver werden.
Dies bedarf jedoch politischer Weichenstellungen. Die Stadt muss entscheiden, wie Strassenraum genutzt wird und welche Verkehrsmittel gefördert werden. Auch Elektromobilität ist für viele nur praktikabel, wenn ausreichend Ladestationen vorhanden sind – was wiederum Investitionen von Energieversorgern wie Energie Thun und den Gemeinden erfordert.
Finanzierung und Nachhaltigkeit
Doch wie werden Smart-City-Projekte dauerhaft finanziert? Auch darauf haben die Podiumsgäste Antworten:
- Fördermittel helfen beim Anschub, etwa für Reallabore oder Pilotvorhaben.
- Mittelfristig müssen sinnvolle Geschäftsmodelle oder kommunale Haushalte einspringen.
- Nur wenn tatsächlich ein «Public Value» entsteht, können solche Projekte langfristig gerechtfertigt werden.
Tobias Burri fasste zusammen, dass es vier entscheidende Faktoren gibt: «Es braucht eine Nachfrage, eine technische Umsetzbarkeit, finanzielle Sicherheit und eine nachhaltige Perspektive.» Wo auch nur eines davon fehlt, stehe das Scheitern bevor.

Die Bürger:innen im Fokus
Immer wieder betonten die Podiumsgäste, dass Smart City nur gelingen könne, wenn Menschen aktiv eingebunden werden. «Wir haben unterschiedliche Stufen der Mitwirkung: von Information über Konsultation und Mitentscheidung bis zur Co-Kreation», erläutert Christian Geiger.
Andrea de Meuron verweistauf verschiedene Formate, die Thun erprobt:
- «Politik im Quartier»: Der Stadtpräsident und Gemeinderatsmitglieder besuchen Stadtteile direkt.
- Digitale Plattformen wie DECIDIM für Partizipation und Abstimmungen.
- Social Media und klassische Medien: Trotz Informationsflut wird versucht, relevante Projekte sichtbar zu machen.
Ziel sei stets, mögliche Barrieren zu senken und echte Teilhabe zu ermöglichen.
Gemeinsam die Stadt neu denken
Das Generationenforum «Smart Cities – neue Ideen für die Energiezukunft in Thun» macht klar: Smart Cities sind kein Selbstzweck. Vielmehr sind sie eine Chance, unser urbanes Zusammenleben neu zu denken.
«Nur wenn Bevölkerung, Verwaltung und Wirtschaft zusammenarbeiten, werden wir unsere Städte wirklich nachhaltig und lebenswert gestalten können», so das gemeinsame Fazit.
