Vera Aebi (38), Illustrationen: Hansruedi Käppeli (66)
1. Offen für Begegnungen sein
Das A und O für einen guten Nachbarschaftskontakt ist es, die Begegnung mit den NachbarInnen zu suchen – sei es mit einem netten Gruss beim Vorbeigehen, mit einem freundlichen Lächeln bei der Begegnung im Treppenhaus, mit einem kurzen Gespräch in der Waschküche oder mit einer Einladung für einen Kaffeeplausch in der eigenen Wohnung. Und wenn neue NachbarInnen einziehen, dann freuen sich diese bestimmt über ein kurzes «Willkommen-im-Haus-Gespräch».
2. Nachbarschaftshilfe anbieten
Während der Ferien den Briefkasten leeren oder die Pflanzen giessen, die Katze der NachbarInnen füttern oder mal kurz die Kinder hüten. Als Leih-Oma und Leih-Opa Ersatz-Grosseltern für Kinder im Haus werden oder auch nebenan klopfen, wenn gerade noch das eine Ei für den Kuchen fehlt… Möglichkeiten, sich gegenseitig zu unterstützen, gibt es viele. Und wer selber für andere da ist, kann im Falle des Falles sicher auch auf die tatkräftige Unterstützung seiner NachbarInnen zählen.
3. Fähigkeiten und Know-how teilen
Der eine kann gut Sachen reparieren, eine andere ist fit am Computer… Warum nicht dieses Wissen teilen, so dass es allen zugute kommt. So wie die Technikhilfe von «und» Generationentandem oder die Repair-Cafés, die helfen, Reparaturarbeiten an elektronischen Geräten, Velos & Co. auszuführen oder Ihnen einfach mit ihrem Know-how zur Seite stehen. Aber auch Sprach-Tandems oder Migranten-Patenschaften zählen zu diesem Bereich.
4. Dingen tauschen und leihen
Die Bohrmaschine liegt die meiste Zeit ungenutzt im Keller, der Popcornmaker kommt nur einmal im Jahr zum Geburtstag auf den Tisch, das Buch ist längst gelesen und hat sowieso keinen Platz mehr im Bücherregal… Werkzeug-Ausleihen, Bücher-Tauschregale bis hin zu gemeinsam genutzten Autos (privates Carsharing): Möglichkeiten, diese so genannte «Sharing-Economy» zu leben, gibt es viele.
5. Gemeinsamen Hobbies und Interessen
frönen
In der Nachbarschaft gibt es sicher einige Menschen, die ähnliche Interessen haben wie man selbst. Warum sich nicht zusammentun und gemeinsam aktiv sein? Die Bandbreite ist gross: Zusammen kochen, gärtnern, Musik machen, sportlich aktiv sein, malen, Kunstausstellungen besuchen, Bücher besprechen, wandern, Spiel-Abende… Einfach einen Aufruf-Zettel im Quartier aufhängen – und Antworten abwarten.
6. Eine Quartierveranstaltung organisieren
Die etwas aufwändigere Variante, sich in der Nachbarschaft zu vernetzen und ein lebendiges Quartier mitzugestalten, ist es, gemeinsam mit anderen eine Veranstaltung im Quartier zu organisieren – beispielsweise ein Hoffest, einen Strassen-Flohmarkt, ein Picknick im Park, ein Wohnzimmerkonzert bei sich zuhause mit offenen Türen oder ein Adventsfenster mit Apéro für die Nachbarn.
7. Das Gute sehen
Last but not least: Es wirkt auch schon Wunder, sich nicht über die laute Musik von unten oder das Kindergetrappel von oben aufzuregen, sondern dem Nachbarn stattdessen ein Kompliment für seine wunderbar blühende Balkon-Oase zu machen oder den Kindern vom obern Stock mit einem Luftballon eine Freude zu bereiten. Sprich: Den Blick auf das Gute und das Verbindende lenken und nicht nur das Trennende und Störende zu sehen. Erst dann kann ein Miteinander von so vielen unterschiedlichen Menschen und Persönlichkeiten gelingen – und Spass machen!
P.S.: Walking Dinner
Mein persönlicher Favorit: Das «Walking Dinner». Das läuft folgendermassen ab: Drei Teams aus jeweils zwei Nachbarn bereiten je einen Gang für ein Dinner vor (Vorspeise, Hauptgericht und Nachspeise). Und zwar in drei unterschiedlichen Wohnungen. Los geht es mit der Vorspeise in der ersten Wohnung, dann wechseln alle zur nächsten Wohnung für das Hauptgericht und das Dessert verleibt man sich in der dritten Wohnung ein. Danach können alle noch auf einen Absacker in die Quartier-Beiz zum gemütlichen Ausklingenlassen und Weiterschwätzen gehen.
Weitere Informationen
Wer mehr wissen will, dem sei folgendes Buch ans Herz gelegt:
«Ziemlich beste Nachbarn» – Der Ratgeber für ein neues Miteinander von Ina Brunk/Michael Vollmann
(oekom Verlag, 2018)
Praktisch, um Dinge in der Nachbarschaft miteinander zu teilen
www.pumpipumpe.ch
Sticker bestellen, an den Briefkasten kleben und Nachbarn sehen lassen, welche Dinge sie von dir ausleihen können. So kannst du dich ganz einfach und lokal für einen sinnvollen, nachhaltigen Umgang mit Konsumgütern einsetzen, lernst dabei deine Nachbarn besser kennen und musst erst noch weniger Geräte kaufen.
Die Onlineplattform Crossiety ist so etwas wie ein digitaler Dorfplatz
www.crossiety.ch
Ein lokales soziales Netzwerk für deine Nachbarschaft, Wohngemeinde und Region. Dort kannst du kostenlos eine Gruppe erstellen und deine Nachbarn dazu einladen. Auf der interaktiven Plattform könnt ihr euch dann über Neuigkeiten im Haus/Quartier informieren, Umfragen starten, auf Veranstaltungen aufmerksam machen und euch mit Hilfe der Kategorie Helfen/Teilen gegenseitig unterstützen.
Du willst eine lebendige Nachbarschaft in Thun (mit-)gestalten?
www.zukunftwohnen.ch
Die neu gegründete Wohnbaugenossenschaft Zukunft Wohnen setzt sich dafür auf dem Freistatt-Areal in Thun ein. Miteinander aktiv zusammenleben, voneinander lernen und füreinander da sein! Die Genossenschaft möchte eine Mehrgenerationen-Siedlung realisieren, um Brücken zu bauen zwischen Generationen und verschiedenen Lebenswelten und eine Plattform schaffen für den Dialog von Jung und Alt, für persönlichen Austausch, gegenseitige Unterstützung und ein lebendiges Miteinander.