Ich hörte Geräusche. Vor dem offenen Fenster bewegte sich ein Schatten hin und her. Es war ein Mensch. Die Person konnte ich nicht erkennen. Als der Schatten durch die Fensteröffnung einsteigen wollte, griff ich mutig ein. Ich drückte ihn aus dem Fensterrahmen. Dabei packte er mich fest und zog mich mit. Das wollte ich unter keinen Umständen. Ich wehrte mich, zog mein linkes Bein an und gab dem vermeintlichen Einbrecher einen unvorstellbar kräftigen Stoss. Es polterte, krachte und schepperte im Schlafzimmer. Der Lärm weckte mich. Ich schaltete die Nachttischlampe ein, öffnete die Augen und erfasste im ersten Moment noch nicht, was passiert war. Dann sah ich den Schlamassel: Nicht einen Einbrecher hatte ich getroffen, sondern mit meinem enormen Fusstritt das Nachtschränkchen samt der schweren Marmorabdeckung an die gegenüberliegende Wand geschleudert. Ein besorgniserregender Gedanke kam auf: Ich könnte beim Träumen jemanden verletzen, ohne es zu wissen, geschweige denn zu wollen.
Der Schwerpunkt «Träume» beleuchtet die Redaktion von UND im Winter16.