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«Ist hier noch frei?» – «Ja!»

Unterwegs mit der Bahn. Es gibt so viele nette und spannende Menschen, also sprich mit deinem Gegenüber! Ein Generationentandem unternahm eine Fahrt ins Blaue mit dem Vorsatz, mit Unbekannten ein Gespräch anzuknüpfen.

Samstag, 09. November 2019 David Wälti (21)Vreni von Känel (67)Walter Winkler (81)
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Zugreisen: Oft möchten wir dabei allein und ungestört sein. – Bild: David Wälti

Zugfahren, etwas, das wir oft und gerne machen. Meistens sitzen wir, wie viele andere, mit dem Handy, einem Buch oder der Zeitung in der Hand im Abteil und interessieren uns nicht für die anderen Reisenden. Manchmal ergibt sich mit dem Gegenüber ein spontanes Gespräch. Wir beide hatten schon die unterschiedlichsten Begegnungen im Zug. Eigentlich ist es doch sehr spannend, Fremden zu begegnen und uns mit ihnen zu unterhalten.  Im Alltag ergibt sich fast nie die Gelegenheit, so nah an einer anderen Lebensgeschichte zu sein. Dem wollen wir uns jetzt bewusst stellen.

Ein relativ ruhiger Pol: Der Treffpunkt. – Bild: Walter Winkler

Das Wetter, ein beliebtes und bewährtes Thema

Vor unserer ersten Zugfahrt sitzen wir beide etwas unschlüssig in einem Café und überlegen uns unser Vorgehen. Wie und mit welchen Themen könnten wir eine fremde Person ansprechen? Wie gelingt uns ein möglichst natürliches Gespräch ohne aufdringlich oder komisch zu wirken? Wem wollen wir überhaupt begegnen? Mit ziemlich gemischten Gefühlen warten wir auf unsere erste Fahrt von Thun nach Bern. Kurzerhand beschliessen wir, getrennt einzusteigen und uns erst im Zug «kennenzulernen». Der Entscheid, wo wir uns hinsetzen sollen, ist nicht einfach. Durch den Zug zu gehen und eine passende   Gesprächspartnerin oder einen passenden Gesprächspartner zu finden, ist offensichtlich nichts Übliches. Am Schluss landen wir im letzten Abteil des Wagens bei einem Mann mit Sonnenbrille, der in sein Handy vertieft ist.

Als Vreni eintritt, sitzt Dave schon. «Ist hier noch frei?» – «Ja!» – «Danke!» Vreni setzt sich, tut einen tiefen Schnaufer und beginnt übers Wetter und die Hitze zu sprechen. Zwischen Dave und Vreni entwickelt sich ein etwas mühsames, schleppendes Gespräch. Der Mann gegenüber schaut gelegentlich zu uns. Als er das nächste Mal aufblickt, fragen wir ihn, ob er auch heiss habe. Diese kleine Frage reicht und schon entwickelt sich ein ganz spannender Dialog über Hitze und Klima. Anschliessend erzählen wir ihm noch von «und» das Generationentandem und von unserem Auftrag. Und schon sind wir bei einem weiteren Thema für den Rest unserer Reise. Nach diesem erfolgreichen Auftakt beschliessen wir, mit dem Regionalzug nach Lyss zu fahren. Auch hier fällt der Entscheid nicht leicht. Bei der Glace schleckenden jungen Frau – wieder im hintersten Abteil – setzen wir uns. «Fein, so eine kalte Köstlichkeit, nicht wahr?» – Und schon sind wir wieder in ein Gespräch vertieft. Die in Thun aufgewachsene Frau wohnt heute in Aarberg und erzählt uns viel über das Pendeln und die kleinen interessanten Städtchen im Kanton Bern.

Keine Wartezone: Am Bahnhof herrscht immer viel Hektik. – Bild: Walter Winkler

Der Unterschied zwischen Tuba und Klarinette

Nun zieht es uns wieder zurück nach Bern. Bereits auf dem Perron überlegen wir, wer unser nächster Gesprächspartner sein könnte. Zwei ältere Herren mit Blechinstrumenten und wunderschönen Uniformen wecken unser Interesse. Wir setzen uns ins benachbarte Abteil und hören zuerst ihrer Unterhaltung aufmerksam zu. In einer Gesprächspause wundert sich Dave über das riesige Blechinstrument und fragt, was das denn sei. Mit Begeisterung erklärt der Mann uns die Unterschiede der beiden Instrumente – einer Klarinette und einer Tuba. Die beiden Herren sind Mitglieder einer Guggenmusik und wollen mit weiteren Bläsern ihren Freund auf dem Schiff von Biel nach Solothurn mit einem Ständchen überraschen.

Was kostet der Eintritt ans Gurtenfestival?

Nach der dritten Begegnung beschliessen wir, mit dem nächsten Zug nach Thun zurückzufahren. Wir setzen uns zu einer Frau mit Handy, Kopfhörer und vielen Taschen. Da sie weder grüsst noch unsere Frage, ob hier noch frei sei, beantwortet, wechseln wir die Seite und setzen uns zu einer jungen Frau – mit Handy und Stöpseln in den Ohren.

Spontaneität und Offenheit für Gespräche sind das beste Rezept, um Bekanntschaften im Zug zu machen.

Vreni von Känel und David Wälti

Wir beide unterhalten uns über das aktuelle Gurtenfestival und fragen uns, wie viel wohl der Eintritt kostet. Unsere Mitfahrerin sieht ganz danach aus, als wüsste sie mehr darüber. «Weisst du, was ein Ticket fürs Gurtenfestival kostet?» – «Natürlich, ich war letzte Nacht selber auf dem Gurten.» Ganz locker diskutieren wir über den Anlass, das Littering und wie man sich unter so vielen Menschen fühlt. Die junge Frau aus Interlaken kann uns auch noch erklären, was eine Influencerin, ein Influencer ist und welche Rolle sie am Gurtenfestival spielen. In Thun steigen wir aus, zufrieden mit dem erfreulichen Ergebnis des Experiments.

Unser Fazit

Begegnungen im Zug sind spannend. Ängste und Hemmungen vor einer möglichen Begegnung lässt man am besten zu Hause. Spontaneität und Offenheit für Gespräche sind das beste Rezept, um Zugsbekanntschaften zu machen.

Ein Kommen und Gehen. – Bild: Walter Winkler

Diese Gespräche waren anonym.
Die Namen unserer Mitreisenden kennen wir nicht.

Beitrag von:

David Wälti (21)

War am Gymnasium Thun Seefeld, Zivildienst in der Stiftung Sunneschyn in Meiringen

Vreni von Känel (67)

Die Hobby Gärtnerin und pensionierte Informatikerin freut sich – als begeisterte Seglerin – gemeinsam mit Livia Thurian im Co-Präsidium ein ganz spezielles Schiff zu steuern.

Walter Winkler (81)

Er fotografiert seit seiner Jugenzeit. Er gibt gerne sein fotografisches Wissen an Junge weiter.

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