Karin, lachst du selbst gerne?
Karin Jann: Ja, ich lache sehr gerne. Fröhlichkeit ist mir wichtig im Leben.
Was war für dich ausschlaggebend, Lachyoga zu lernen?
Während meiner Arbeit als Pflegefachperson in einer psychiatrischen Klinik beobachtete ich die zahlreichen grübelnden und ernsten PatientInnen. Es war mir ein Bedürfnis, sie etwas aufzuheitern. Wenn Zeit da war, habe ich mit den PatientInnen Schach gespielt, einen Zopf gebacken oder auch gejoggt. Über einen Arzt erfuhr ich dann vom Lachyoga, besuchte einen Humor-Kongress und tauchte so in eine Welt ein, die zu Beginn ungewohnt war für mich. Grundlos zu lachen, fand ich am Anfang etwas seltsam, war dann aber doch begeistert.
Anscheinend liess es dich nicht mehr los. Wie ging es weiter?
Ich entschied mich für den ersten Kurs. Darin lernte ich Lachyoga-, Atem- und Bewegungsübungen kennen. Auch theoretische Kenntnisse eignete ich mir an. Zwischen den Kursen übte ich viel. In Frankfurt bildete ich mich bei Mastertrainern, welche bei Dr. Madan Kataria gelernt hatten, zur Lachyoga-Lehrerin aus. Nach Abschluss der Ausbildung ist man offiziell so weit, selbst Kurse anzubieten. Meiner Idee, eine Gruppe Menschen anzuleiten, stand nun nichts mehr im Wege. Ganz nach dem Grundgedanken eines Clubs, kostendeckend, aber ohne Profit, entstand der Lachyoga Club Luzern. Für wenig Geld übe ich in einem Schulzimmer jeden zweiten Mittwochabend mit etwa zwölf Personen. Dank meiner Erfahrung stelle ich immer wieder andere Übungen zusammen und erfinde auch neue. Es soll nicht langweilig werden!
Worin unterscheidet sich deine Arbeit im Club von Lachyoga als Therapie?
Die Übungen im Club wechseln sich ab zwischen leise und laut. Sie sind intensiv, ich baue aber auch immer wieder ruhigere Sequenzen ein. Niemand soll heiser und aufgewühlt nach Hause gehen. In der Psychiatrie stimme ich die Übungen auf die Gruppe oder sogar auf das empfindlichste Glied ab. Therapeutisches Lachyoga wird sicherlich viel feiner und leiser durchgeführt. Es ist also ganz anders als im Club. Den Schluss gestalte ich immer ruhig und meditativ mit positiven Gedanken.
Gerade in der Klinik dünkt es mich wichtig, einen pflegerischen Hintergrund mitzubringen. Mir müssen die Erkrankungen bekannt und geläufig sein, damit ich reagieren kann, wenn es jemandem zu viel wird. Die Menschen mit ihrer Mimik und den Gesten lesen zu können, finde ich zentral. Im Club ist aber eine pflegerische Ausbildung zweitrangig. Coach muss jemand sein, der gerne lacht, auch über sich selbst, und Humor hat. Es braucht vor allem Freude, mit anderen Menschen etwas Lustiges und Schönes zu erleben.

Wie lange bietest du Lachyoga bereits für PatientInnen an?
Ich arbeite in einer Klinik in Zug auf einer Station für Depressionen. Seit vier Jahren arbeite ich dort mit Lachyoga-Gruppen. Die Erfahrung und verschiedene Studien haben gezeigt, dass viele Depressive davon profitieren können. Es gibt aber auch Erkrankungen, bei denen Lachyoga kontraproduktiv sein kann. Zudem muss der/die PatientIn eine gewisse Grundstabilität haben, etwas Lärm ertragen können und fähig sein, Augenkontakt zu pflegen.
Ich stelle es mir schwierig vor, depressive Menschen zum Lachen zu motivieren. Wie machst du das?
Ich spreche die PatientInnen an und versuche sie zu überzeugen, für sich etwas Gutes zu tun. Sie sollen sich aus der Komfortzone bewegen und von Beginn an mitmachen. Es ist aber ein freiwilliges Angebot, bei dem sich jede und jeder selbst für oder gegen Lachyoga entscheiden muss.
Wie erlebst du Lachyoga-Therapie mit den PatientInnen?
Ich mache immer wieder sehr gute Erfahrungen. Auch
die Rückmeldungen sind positiv. Das eindrücklichste Erlebnis in der Psychiatrie
ist, dass es immer wieder Momente gibt, in denen PatientInnen positive,
glückliche Gefühle erleben. Ich finde es erstaunlich, dass auch depressive
PatientInnen Humor
haben.
Gab es in einer Therapiestunde auch schon schwierige Situationen?
Ich habe noch nie eine heikle Situation gehabt. Die Patienten wissen, dass sie, sobald ein negatives Gefühl aufkommt, aufhören sollen. Darum weise ich bereits am Anfang auf mögliche Ausstiegszonen hin. Auch wenn ich merke, dass ein Patient/eine Patientin Anzeichen von Unwohlsein zeigt, spreche ich das ehrlich an und empfehle, aufzuhören.
Was braucht es, damit Lachyoga vermehrt in Kliniken, Spitälern und Altersheimen angeboten wird?
Sobald Lachyoga in einer Klinik angeboten wird, muss man sich mit der Frage befassen:«Was bringt es für einen direkten Nutzen?» Aber eigentlich müssten alle medizinisch ausgebildeten Personen selbst Lachyoga ausprobieren, um sich vom Nutzen zu überzeugen.
«Wer länger als 15 Minuten lacht, erhält positive gesundheitliche
Karin Jann
Effekte. Durch Augenkontakt, Mimik und Gestik sollte ein echtes Lachen entstehen.»
Haben Lachen, Humor und psychische Widerstandskraft etwas gemeinsam?
Ja, Lachyoga gibt mir Kraft durch das viele Positive. Wir wenden viele Übungen mit Lob und Applaus an, was diesen Aspekt fördert.
Ist Lachyoga ein Wundermittel?
Nein, ein Wundermittel sicher nicht. Doch Lachyoga ist Arbeit an sich selbst. Es ist die Beschäftigung mit den schönen Dingen im Leben. Es kann als eine Kombination von Atem-, Bewegungs- und Lachübungen bezeichnet werden. Wer länger als 15 Minuten lacht, erhält positive gesundheitliche Effekte. Durch Augenkontakt, Mimik und Gestik sollte ein echtes Lachen entstehen. Verschiedene Studien belegen, dass durch regelmässiges Lachyoga Adrenalin- und Cortisolspiegel gesenkt werden – die hauptverantwortlichen Hormone für Stresssymptome. Zudem hebt es durch Endorphine die Stimmung. Lachyoga stärkt die Gesundheit und das Immunsystem und ist unbedingt auch für gesunde Menschen erlebenswert