Lieber Gligor, woher kommst du?
Ich wurde 1940 in Rumänien geboren. Mit neun Geschwistern wuchs ich auf. Wir hatten nicht viel. Ich erinnere mich, wie wir im Winter mit nackten Füssen über den gefrorenen Boden in die Schule rannten. Hatten wir Kartoffeln, kochte unsere Mutter diese und drückte uns am Morgen je einen heissen Erdapfel in jede Hand, damit wir wenigsten etwas Wärmespendendes bei uns hatten. Gleichzeitig war das auch unsere Mahlzeit am Mittag. Als mein Vater starb, konnte ich nicht mehr zur Schule gehen. So begann ich mit 14 Jahren zu arbeiten. Nach meinem 26-monatigen Militärdienst kam ich nach Hunedoara, wo ich auch heute noch lebe. 1965 heiratete ich und zog mit meiner wundervollen Frau sieben Kinder gross. Anfang der 70er-Jahre wurde ich in der Kirche aktiv und übernahm später auch das Präsidium. In dieser Zeit wurde ich von der Geheimpolizei auf Schritt und Tritt verfolgt. Wenn niemand zuhause war, kamen sie sogar in die Wohnung, um nach Bibeln oder anderen christlichen Schriften zu suchen. Zum Glück waren wir kreativ und hatten gute Verstecke für unsere wertvollen Bücher. Es gab sogar eine Zeitspanne, in der ich jeden Montag zu einem Verhör aufgeboten wurde und jedes Mal unzählige Fragen beantworten musste. Einmal nahm mich die Geheimpolizei auch in Haft. Sie brachten mir nach etwa elf Stunden etwas zu essen, das sie wahrscheinlich mit etwas versehen hatte, womit sie mich umbringen wollten. Nur knapp entging ich dem Tod.
Obwohl ich für meine Pionierarbeit von Hunedoara zum Ehrenbürger ernannt wurde, sehe ich mich nicht als etwas Besonderes. Alles was ich mache und gemacht habe, ist und war Gottes Wille. So wurde ich beispielsweise durch eine Botschaft in der Bibel dazu ermutigt, das ehemalige Kommandogebäude der Geheimpolizei zu kaufen. Viele glaubten zwar, dass man aus dem dazumal extrem beschädigten und geschändeten Hause nichts mehr machen könne. Doch ein weiterer Bibelvers gab mir die Vision, in diesem Haus ein Kinderheim zu gründen, das ich dann 1995 auch tatsächlich eröffnete.
Wo stehst du im Moment?
Ich bin alt. Jetzt sind es meine Kinder, die meine Arbeit hauptsächlich weiterführen. Einer meiner Söhne hat mein Amt als Priester übernommen, ein anderer führt das Altersheim und meine Tochter ist aus den USA zurückgekehrt, um ein heruntergekommenes Gebäude neu zu beleben. Ich unterstütze sie, wo ich kann, und besuche regelmässig das Kinder- und Altersheim. Noch immer lerne ich gerne Neues dazu. Ich lese viel in der Bibel und besuche jeden Gottesdienst.
Wohin gehst du?
Es waren immer die jungen Menschen, die die Welt veränderten. Sie können etwas riskieren. Ich bin überzeugt, wenn die Kinder nahe bei Gott sind, dann verändern sie die Dinge. Von allen Seiten sehe ich schlechte Einflüsse auf die Jüngsten unserer Gesellschaft einwirken. Ich glaube, in unserem öffentlichen Schulsystem sind die Kinder davor nicht sicher. Aus diesem Grund möchte ich eine christliche Schule gründen, in welcher die Kinder vor schädlichen Einflüssen geschützt sind und wo sie gute Werte vermittelt bekommen; einen Ort, wo Kinder einfach Kinder sein können. Bevor dieses Projekt umgesetzt werden kann, brauchen wir allerdings einen geeigneten Platz und dafür halten wir jetzt die Augen offen. Solange ich noch helfen kann, will ich helfen.