«Ein bisschen aufmüpfig, ein bisschen fantasievoll und nicht total traurig» – mit diesen Adjektiven beschreibt Heinz sich selbst. Heinz hat’s nicht nur mit Adjektiven, sondern mit Wörtern, mit Sprache ganz grundsätzlich. Heinz, der Französisch- und Deutschlehrer. Ein Berufsleben lang. Lesen und Schreiben, eine zentrale, aber nur eine Facette von Heinz.
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In der zweiten Folge von UND persönlich nimmt der 71-jährige Heinz Gfeller im UND-Raum Platz. Er kennt UND Generationentandem seit der ersten Idee. Er betreute 2012 die Maturaarbeit des Moderators – also von mir. Wenige Jahre später wurde er Teil des Projekts. Zunächst zwangsläufig als Korrektor. Später dann auch selber schreibend, worüber Heinz sehr glücklich war. Ob er noch gerne korrigiert, kann er nicht recht sagen. Es korrigiert ihm einfach automatisch. Déformation professionelle?
«Ein krasser Einschnitt»
Der Schritt aus der Schulstube war für Heinz heftig. «Ein ganz krasser Einschnitt», sagt er. Zuletzt arbeitete er immer noch im Vollpensum. Er bereitete sich nicht auf seine Pensionierung vor – davon hielt er nichts. Bei zeitweiliger Rückkehr vor Klassen, als Vertreter, bemerkte er aber auch, dass der erfolgte Schlusspunkt schon berechtigt gewesen sei. Das Alter findet auch bei Heinz statt. Allerdings nach wie vor nicht drastisch: «I bi relativ guet binang – für mys Alter», Heinz ist körperlich in Form. Ist dem ehemaligen Volleyball-Spieler auch wichtig. Äusserlich sieht Heinz wegen seines weissen Schopfes und seines weissen Bartes schon seit Jahren immer ungefähr gleich alt aus. Auch Schüler von früher würden Heinz sofort erkennen und meinen: Gfeller sieht aus wie damals, am Seminar in Spiez oder am Gymer in Thun.
Tod alltäglich
Nicht wegen des Alters, sondern einfach so, denkt Heinz täglich an den Tod. Die Leere im Moment, in dem man nicht mehr ist, beschäftigt ihn seit je. Dieses Gefühl, das plötzlich über ihn kommt, hat er nicht gewählt. Er kann’s jeweils auch nicht wegschieben. Depressiv aber sei er nicht. Doch er könne sich vorstellen, wie sich Menschen fühlen, die Depressionen haben.
Kochen, Jazz, Klima und immer wieder Bücher
Im Gespräch gibt Heinz Seiten von sich preis, die nicht alle kennen. Heinz, der Koch, steht Stunden in der Küche und zaubert. Heinz, der Jazz-Fan, tingelt von Willisau nach Langnau und ins Vidmar 2 in Bern. Heinz, der politisch Besorgte, schockiert ob der Umweltzerstörung, bezeichnet sich als «praktizierenden Grünen». Heinz, der Pfadfinder, amtet bis heute in einem «Club», der auf Pfadibekanntschaften beruht.
Bekannt, vielleicht berüchtigt ist Heinz’ Umgang mit Büchern. Er gibt zu, dass er zuweilen darin lebt. Schon als Kind hat er «wie wahnsinnig» gelesen und geschrieben. Gerade in den Geschichten ist er dem Leben nah und lernt über die Welt. Lesen und Schreiben lernte er quasi von selbst. Und im Kindesalter schrieb er auch seinen einzigen unvollendeten Roman, über einen Teddybären, den es noch heute gebe. Warum er später kein Buch geschrieben hat, habe einen einfachen Grund: Er habe zu viel Gutes gelesen. Seine hohe Messlatte hielt ihn ein Leben lang davon ab. Leider. Muss man sagen. Doch Kürzeres schreibt er ständig. Etwa für UND.
UND persönlich
Wer bist du? Was macht dich zu der Person, die du bist? UND persönlich stellt die Engagierten hinter UND Generationentandem vor. Hautnah und authentisch. Im Rahmen eines Podcasts – oder als Porträt. Dies ist die zweite Folge.
- «Wichtig bleiben mir die Fragen»: Erste Folge mit Werner Kaiser.