Ich liebe die Natur, das weite Meer und die Wildnis und hatte das Glück, dass ich «am Ende der Welt» auf den Philippinen mit Einheimischen das Leben teilen durfte. Ein 15-jähriger Jüngling war an meiner Seite als «Bodyguard» und eine 15-Jährige als Köchin. Wir hatten eine sogenannte «dirty kitchen», also eine Feuerstelle ausserhalb des Hauses, zur Verfügung, denn im Haus war die Hitze schon ohne Kochen unerträglich, dauernd etwa 40 Grad im Schatten.

Wir holten alles frisch vom Markt und assen alles frisch von der Pfanne, denn einen Kühlschrank gab es nicht. Hie und da füllten wir eine Kiste aus Styropor mit Eis, es war der einzige Luxus, einmal ein gekühltes Wasser daraus zu trinken oder einen Fisch einige Stunden zu lagern. Es gab Gemüse auf dem Markt, das ich noch nie gesehen hatte, aber es reizte mich, alles auszuprobieren. Chabis und Rüebli, Äpfel und Orangen hatten wir ja zu Hause genügend.
«Njorr»: das unbekannte Bekannte
Beim Rüsten und Kochen liess ich mich anleiten von meinen zwei «Bediensteten». Als das unbekannte Gemüse in der Pfanne war, beharrte mein Bodygard auf «Njorr». Da müsse «Njorr» rein. Ich verstand nicht, denn ich suchte in meinem Gedächtnis nach einem Gewürz oder einer anderen Zutat. Ich gab dem Drängen nach, gab ihm einige Pesos und gleich darauf kam er zurück mit einer Kleinstpackung Knorr-Würze. Ich schüttelte heftig den Kopf, wollte absolut nicht mein Gericht mit dieser mir allzu bekannten Zutat versauen. Erfolgslos. Am nächsten Tag dasselbe Spiel. Jetzt mischte sich die Nachbarin ein. Ich erklärte, dass Knorr für mich Junk bedeutet und sie fand eine bessere Lösung: Sie zeigte meinem Bodyguard den Baum in unserem Hof und er – behende wie ein Äffchen – erkletterte diesen und brachte Zweige von Mulanggay runter. Diesen wurden die feinen Blättchen abgezupft und mit dem Gemüse gekocht. Es schmeckte prima.

Von da an war Knorr aus unserer Küche gestrichen. Aber ich fand keine Übersetzung für dieses scharfe Gewürz. Erst als ich wieder in der «Zivilisation» war, sah ich eine Teepackung in einem Geschäft mit den hübschen feinen Blättchen, die ich aus unserer «dirty kitchen» kannte. Der Name darunter war übersetzt mit Moringa. Moringa, der berühmte Baum, der hervorragende Eigenschaften hat. Der fast unendlich viel Spurenelemente und wichtige Nährstoffe aufweist und bei uns teuer gehandelt wird! Was für eine Überraschung! Ob nun mein «Bodyguard» und die «Köchin» etwas gelernt haben? Kein Knorr! Es gibt besseres bei euch in nächster Nähe, das erst noch gratis ist. Seid vorsichtig mit dem Angebot aus der westlichen Welt, die weiss Gott was verspricht und viel kostet.
Ziel: Weiss werden und Junk futtern
Frustriert hat mich auch, dass in einem Land, wo bester Kaffee wächst, «nur» Nestlé-Instantkaffee all in one, also mit Pulvermilch und viel Zucker, angeboten wird, und das zu europäischen Preisen. Auch für das Trinkwasser haben wir rund einen Drittel unseres Nahrungsmittel-Budgets ausgegeben, obwohl ganz in der Nähe Wasserfälle herrlich kühles Wasser spenden – auch im heissesten Monat Mai. Das Leitungswasser ist derart chloriert, dass man eine weiss-gebleichte Haut davon bekommt. Deutlich sieht man das an den Händen, die oft im Wasser sind. Aber die jungen Mädchen lieben das, denn sie wollen weiss werden wie wir und sie wollen all diesen Junk, den das Fernsehen anbietet. Auch wenn man keine Küche und auch sonst gar nichts hat, ein Fernseher ist ein «must». Und das ist das Medium der Volksverdummung und es ist wohl gesteuert durch die europäischen Konzerne, die ihren Junk in diesen Ländern loswerden.

faszinierend.. ich habe das genau gleiche erlebt als ich in Thailand war..
In einem Naturprojekt, wo das Hauptziel war sich selbst zu versorgen und ökologisch zu leben.
Anstelle der uns bekannten Sojasaucen wurde nur Maggi verwendet und die Kinder liebten Cola und Nestle Eis..
Kaffee und Tee gab es ebenfalls nur von Nestle, instant natürlich.
Da in diesem Land kein Abfall-system vorhanden ist, sind die Menschen dann gezwungen alle diese Verpackungen hinter dem Haus zu verbrennen, was für Stunden einen beissenden Geruch und Kopfschmerzen verursacht, oder aber sie werfen alles in den Wald, was auch nicht wünschenswert ist.
Traurige Geschichte.