Am 1. Mai machte UND Generationentandem die Eingangstüre zum Offenen Höchhus weit auf: Alle Menschen sollen kommen, mitmachen, mitgestalten, dabei sein oder einfach sein. Und sie kamen – vom ersten Moment an. Etwas zaghaft in den ersten Tagen, dann kamen sie mehr und mehr; zu Fuss, mit Velo, Rollstuhl, Rollator und Kinder- und Bollerwagen.
Und am Eröffnungsfest vom 1. Juli drängten sich zeitweise weit über 200 BesucherInnen vor den Essständen im Garten, in den Sälen, an der Bar im Begegnungscafé. Sie besetzten alle verfügbaren Stühle, setzten sich draussen auf die Gartenmäuerchen, ringten sich um die Bühne, um Ansprachen und Liedern zu lauschen, standen zusammen, genossen, spielten und freuten sich.
Essen, trinken, spielen, gsprächlen
«Es Glesli Wii het müsse sii», meint ein Besucher und setzt sich zu einer Tischrunde. Er wird begrüsst: «Ach, schon lange nicht mehr gesehen» und schon läuft das Gespräch über das letzte Velotürli, das eben gelesene Buch, Rücken- und Schulterprobleme und die Trockenheit im Garten.
Da fängt es an zu tröpfeln. «Was sagt die WetterApp?», fragt Arbër, wechselt seine Regenjacke von einem Arm auf den anderen und konsultiert sein Handy. Es tröpfelt hin und wieder an diesem Abend. Doch niemand stört sich gross daran. Die Kinder malen vertieft ihre Steine bunt. Unter den Schirmen fliesst das Gespräch, klingen die Gläser.
Im Spielzimmer, gleich rechts neben der Eingangstür, schiebt Selina einen Betonmischer rum und will auch nach Stunden noch lange nicht nach Hause: «Es ist so cool hier.» Eine Ente am Stiel schlappt über den Boden, im Bäbiwagen soll der blinkende und strampelnde Plüschhund eine Ausfahrt machen und will – trotz Ermahnung – nicht so recht.
Derweil zeigen zwei Freunde in einer Ecke Fingerspitzengefühl mit Mikado und am hellen Fenster beugen sich zwei Herren konzentriert über ein Schachbrett. Für den einen geht die Partie gut aus, der Verlierer freut sich über die Begegnung mit einem ihm bisher unbekannten Spielpartner: «Danke, hat Spass gemacht mit dir!» Wer weiss, vielleicht gibt es eine Revanche… genau hier?
Der Flammkuchenofen raucht, der amächelige Duft zieht Leute an. Sie schauen sich um: Ghackets und Hörnli, warmes Linsencurry vom Restaurant «fairpflegig», verführerisches Gebäck von Little Vegan Artisan, Bratwurst und Brot und natürlich Kuchen und sonst viel Feines, mit Liebe gebacken und gestiftet von Freiwilligen.
«Es het fei chli Lüt.»
Elias Rüegsegger (29)
Über 200 BesucherInnen
Überhaupt: Was wäre die UND-Welt ohne die Freiwilligen, was wäre UND ohne die unermüdliche Geschäftsstelle?
«Es het fei chli Lüt.», freut sich Elias Rüegsegger, Geschäftsleiter UND Generationentandem, ein übers andere Mal. Um 17 Uhr sind es bereits über 100 Menschen, um 18 Uhr über 180, und dann, als die offiziellen Reden starten, kommt Rebekka Flotron (28) angerannt: «Über 200 Lüt sind’s!»
Herzen UND Seelen
Ursulina Huder, begrüsst herzlich und lässt für alle die bewegte Geschichte des Höchhus Steffisburg revuepassieren. Ein Haus mit grossen Dimensionen soll über Generationen hinweg Macht demonstrieren. Auch heute denke man in Generationen, doch geschehe das jetzt mit dem Wörtchen UND ganz anders, meint die Stiftungspräsidentin. Sie ruft alle Anwesenden auf, das Team zu unterstützen und mitzuhelfen, um etwas in der Gemeinde zu bewegen.
Reto Jakob, der Steffisburger Gemeindepräsident, blickt im Gespräch mit Elias Rüegsegger zurück, wie die Idee mit dem Offenen Höchhus 2023 an Fahrt gewann. Manchmal gehe es einfach auf. Es brauche das passende Quantum Hartnäckigkeit, die geeigneten Partner und den richtigen Zeitpunkt. Apropos Zeitpunkt: Es sei sicher, dass das generationenübergreifende Schaffen die Gemeinde in den nächsten Jahren stark fordern werde. UND Generationentandem sei eine Chance für Steffisburg. «Wir haben Freude am UND, aber es ist etwas, das über die ganze Region hinauswirken soll.»
Elias Rüegsegger dankt in die Runde und stellt Idee und Angebot im Offenen Höchhus vor. Inbesondere holt er Jiri Leva (37) auf die Bühne, damit alle Anwesenden den neuen Verantwortlichen für Betrieb und Wirt im Offenen Höchhus kennenlernen. Herz und Seele des Offenen Höchhus seien aber die Freiwilligen, die in Zusammenarbeit mit der Geschäftsstelle des Vereins als GastgeberInnen wirken, stets ein offenes Ohr haben und Anlaufstellen für viel mehr als bloss Speis und Trank seien.
Er verweist auf die verschiedenen Infostände im Saal, wo die Angebote des Bring-in Repair Café vorgestellt werden, wo YA Coaching seine verschiedenen Angebote präsentiert und wo Mitglieder von UND Generationentandem mit allen Menschen ins Gespräch kommen möchten. Die Singabende von UniSONO und alle Angebote der Technikhilfe seien am meisten gefragt, weiss Verena Allenbach (63), die den Stand betreut. Es seien viele NeuzuzügerInnen gekommen und SteffisburgerInnen, die bisher noch nicht so ermessen konnten, was denn nun hier im Höchhus los sei. Alle erhalten sie Infobroschüren, Programme und Anmeldetalons.
Anklang UND Ausklang
Die Bühne wird frei für Markus Schranz, Singer und Songwriter aus Steffisburg.
Nach dem ersten Auftritt von Markus Schranz und mit der kühler werdenden Abendluft zieht es die ersten Menschen nach Hause. Auch die Little Vegan Artisan Bäckerei packt ein – sie sind ausverkauft. Beim zweiten Auftritt von Markus Schranz sitzen noch etwa 70 Menschen im und rund ums Höchhus und hören dem Liedermacher, der oft an Mani Matter erinnert, zu.
Gegen 21 Uhr beginnen Engagierte von UND Generationentandem die ersten Stühle und Tische aufzuräumen. Draussen geniessen die Mitglieder des Stiftungsrates der Stiftung Höchhus noch ein Glas Wein – sie sind sichtlich erfreut darüber, was im Erdgeschoss des Höchhus aufgebaut wurde. Ein junges Paar, das vor ihrem Ausgang noch schnell auf einen Flammkuchen vorbeikam, trinkt noch ein letztes Bier. Gegen 22.30 Uhr verabschieden sich die letzten Gäste. Und dank dem koordinierten und effizienten Arbeiten der circa 10 UND-Engagierten, die beim Aufräumen helfen, ist das Offene Höchhus gegen 23 Uhr bereits aufgeräumt und bereit für den Montag.
So toll, dieser Beitrag!
Super Bericht! – und die Fotos motivieren vorbeizukommen.