Trainierter Body
Elisabeth: Ich habe eine Lieblingstrainingshose. Sie stammt noch aus meiner Schulzeit und ist ein bisschen eng. Aber daheim nach dem Sport gibt es nichts Bequemeres. Ich gehe rasch zum Einkaufen ins Dorf und ziehe mich dafür nicht um. Mir fällt auf, dass verschiedene Leute auf meinen Hintern schauen. Offenbar gefällt meine knackige Rückseite, die Trainingseinheiten im Fitnessraum tragen wohl bereits Früchte! Sofort werde ich vor Stolz ein paar Zentimeter grösser.
Abends ziehe ich meine Trainingshose aus. Da stelle ich fest, dass sich die Rücknaht gelöst hat und ein ansehnliches Loch auf meinem Hintern prangt. Und ausgerechnet heute trage ich die glänzende hellgrüne Unterhose, die neckisch durch die Öffnung geblinzelt hat…
Peinliche Insta-Story
David: Einem Skilehrer ist es der Reputation wegen logischerweise verboten, zu stürzen. Allerdings ist es mir dennoch ein paarmal passiert. Den heftigsten Sturz in rot-weisser Jacke erlitt ich auf dem Gletscher bei Diablerets, wo ich das erste Mal mit wirklich fortgeschrittenen und vor allem schnellen Gästen fuhr. Die Gäste waren reich, ziemlich berühmt und hatten natürlich Tausende Follower auf Instagram. Dies wusste ich aber nicht, und so carvte ich als Skilehrer ein bisschen übermotiviert über die breite und steile Piste, die schon ziemlich verfahren war. In der Folge blieb mein Aussenski plötzlich in etwas weicherem Schnee stecken, und es überschlug mich dreimal, die Skier und Stöcke steckten danach irgendwo. Mir machte es nichts – glücklicherweise. Doch als ich die Piste hochschaute, sass einer meiner Gäste ebenfalls ohne Skier im Schnee. Ich ging sogleich zu ihm hoch und wollte ihm helfen, doch er war ebenfalls wohlauf und liess sich von seinem Freund, der sich sichtlich amüsierte, mit dem Smartphone filmen; es wurde eine tausendfach aufgerufene Insta-Story, die zwei spektakulär gestürzte Skifahrer zeigte, von denen einer ich in Skilehrerkleidung war.
Die Suchhilfe
Elisabeth: Ich habe mir ein sehr praktisches Teil angeschafft: einen Schlüsselanhänger, der piepsen kann! Habe ich meinen Schlüsselbund verlegt, brauche ich nur zu pfeifen, und der Anhänger antwortet mir umgehend mit einem roten Blinken und einem lauten Piepston. Einige Zeit später sitze ich in der Kirche an einer Abdankung. Plötzlich, mitten im Lebenslauf, beginnt es in meiner Jackentasche deutlich vernehmbar zu piepsen. Mist, ich habe doch gar nicht gepfiffen, und auch sonst hat nichts und niemand ein ähnliches Geräusch gemacht, das meinen Helfer aktivieren könnte! Er hat sich ganz von allein entschieden, sich mal zu melden, und er hört gar nicht mehr auf!
Schon treffen mich erste belustigte oder irritierte Blicke. Verzweifelt stecke ich meine Hand in die Tasche und wickle mein Taschentuch um das Ding. Der Ton dringt durch, auch wenn ich meine Hand noch so fest darum schliesse. Schliesslich nehme ich die andere Hand zu Hilfe, und meine Fingernägel bohren sich in den schmalen Spalt zwischen den beiden Schalenhälften und reissen sie auseinander. Und jetzt endlich gibt der Kerl Ruhe!
Schokolade in der Geige
David: Als ich begann, Geigenunterricht zu nehmen, suchte die Musikschule einige Geigenlehrer und Geigenlehrerinnen. Man veranstaltete Probelektionen für die Kandidaten, in denen abwechslungsweise ein erfahrener Geigenschüler und ich als Anfänger unterrichtet wurden. Uns beiden wurden in den Pausen gar Schokolade und Getränke zu Verfügung gestellt. So kamen dieser Schüler und ich allmählich ins Gespräch, und er schwärmte dabei von seiner Geige, während wir die Schokolade genossen. Als sich jedoch die Türe öffnete, erschrak er, und der Stängel Schoggi fiel unglücklicherweise aus seiner Hand auf die Geigensaiten, wobei ein Stück gar durch das f-Loch in den Resonanzkörper seiner wertvollen Geige rutschte. Er selbst grinste peinlich berührt, nahm es aber locker, und ich musste ziemlich lachen. Trotz Stochern und mehrmaligem Schütteln fand dieses Stück Schokolade den Weg aus dem Innern der Geige nicht mehr heraus. Ob dieses Ereignis einen signifikanten Einfluss auf das Klangvolumen und dadurch auch auf die Wahl der Geigenlehrpersonen hatte, bezweifle ich zwar, allerdings ist dies fast das Einzige an diesem Anlass, woran ich mich noch erinnern kann.
Bodenleger
Elisabeth: Es ist später Nachmittag, ich sitze im gut frequentierten Zug. Seit dem frühen Morgen habe ich nichts mehr gegessen und freue mich nun auf mein Picknick. Die offene Teeflasche steht auf dem Fenstertischchen, das Sandwich ist bereits verdrückt und ich schäle zufrieden meine Clementine.
Da – der Zug fährt in eine Kurve, und meine Flasche macht sich selbstständig! Sie kippt über den Tischrand und ergiesst ihren Inhalt auf den Boden und über die Hose des Abteilnachbarn, bevor sie mit lautem Scheppern auf dem Boden landet. Ein kleiner Ozean breitet sich im Gang aus und schleicht in zwei Seitenarmen bis ins gegenüberliegende Abteil.
Unter vielen Entschuldigungen durchwühle ich meine Tasche nach einer Packung Taschentücher, und mein freundlicher Nachbar tut ebenso. Zu zweit kriechen wir auf dem Boden umher und decken die ganze Fläche mit Taschentüchern ab. Am Schluss sehen die beiden Abteile aus wie professionell gefliest!
Acht Finger
David: Ich hatte in einer frühkindlichen Phase den Tick, alle Besucher bei uns zuhause aufzufordern, ihre Hände zu zeigen, damit ich ihre Finger zählen konnte. Wahrscheinlich wollte ich so meine These bestätigen, dass alle Menschen zehn Finger haben. Dass dies nicht immer stimmt, sollte ich noch erfahren. Dies geschah allerdings schon recht bald, und zwar als ein älterer Mann uns besuchte, der mir seine Hände entgegenstreckte, an denen ich nur noch acht Finger zählen konnte. Ich forderte ihn erst auf, seine Hände umzudrehen, weil ich glaubte, er wolle mich verschaukeln. Als ich erkannte, dass seine Hände nicht in mein Schema passten, war ich erschrocken und perplex. Später war es mir auch ein wenig peinlich. Der ältere Mann schmunzelte nur und war sehr verständnisvoll. Er erklärte mir dann auch noch, wie es dazu kam, dass er zwei Finger verlor.