Wie ist eure Idee, eine Art Arbeitsvermittlungsplattform ins Leben zu rufen, zustande gekommen?
Anriel Kiener: Am Anfang gab es mehrere Ideen. Am Schluss blieben wir beim Dienstleistungsgedanken hängen. Für Jugendliche ist es «gäbig», wenn sie sich mit einem Job etwas dazu verdienen können. Und ältere Menschen sind vielleicht froh, wenn sie die eine oder andere Arbeit abgeben können, welche sie nicht mehr selber zu verrichten vermögen.
Einer eurer Leitgedanken heisst: «Gewinn erzielen und Gutes tun». Wie lässt sich das mit unserer gewinnorientierten Marktwirtschaft zusammenbringen?
Es geht uns nicht darum, reich zu werden. Wir möchten den Jungen wie den älteren Leuten etwas anbieten, das beiden Seiten hilft. Dabei möchten wir auch etwas Gewinn rausholen. Für unser Projekt haben wir von unseren Eltern und anderen Leuten ein Startkapital erhalten. Dieses Geld möchten wir gerne zurückzahlen. Zudem ist es «cool», neben dem Gymnasium einen Nebenjob zu haben.
Zweifelsohne besteht bei den Alten ein Bedürfnis nach eurer Dienstleistung. Um welche Arbeiten handelt es sich hauptsächlich?
Wir haben uns zuerst überlegt, welche Arbeiten von uns überhaupt angeboten werden können. Zudem befragten wir junge Leute aus dem Familienkreis wie auch solche auf der Strasse. Daraus schlossen wir, dass es vor allem einfache Arbeiten sein sollen, wie zum Beispiel Rasenmähen, Einkaufen oder Reinigungsarbeiten. Jede/r kann diese Arbeiten verrichten und ist sicher bereit, dies für einen Gutschein zu tun.
Euer definiertes Ziel, drei Anspruchsgruppen – Junge, Alte sowie Sponsoren und Wohlfahrtsorganisationen – ins Boot zu holen, so dass alle profitieren, ist sehr ambitioniert. Was gibt euch die Zuversicht, dass es klappt?
Wir sind eine sehr motivierte Gruppe. Wichtig ist, dass sie zusammenhält, alle am selben Strick ziehen. Dann gelingt es, sogar einen Gewinn zu machen.
Gutscheine versus Bargeld: Jugendliche bevorzugen Bargeld für ihr Tun. Welche Gutscheine sind für sie attraktiv und lukrativ?
Jugendliche brauchen Kleider und Mittagessen und viele erhalten dafür Geld. Wir haben Jugendliche nach ihren Gutschein-Wünschen befragt. Im Moment sind wir mit einer Boutique im Gespräch, welche Kleidung für Jugendliche anbietet. Hier sind wir zuversichtlich, dass daraus etwas entsteht.
Wodurch kann bei diesem Gutscheinsystem der finanzielle Aufwand gedeckt und gar ein Gewinn erwirtschaftet werden?
Die Person, welche die Hilfe durch unsere Vermittlungsplattform bezieht, bezahlt für unsere Dienstleistung. Daneben haben wir die Gutscheinpartner, die für uns sehr wichtig sind. Hier versprechen wir uns zwei Möglichkeiten: Gewinn durch einen Mengenrabatt, durch den wir die Gutscheine billiger erstehen können. Oder wir preisen auf der Website unsere Partnerfirmen an – wie zum Beispiel die erwähnte Boutique.
«Eine Arbeit konnten wir
Anriel Kiener
bereits vermitteln und wir
sind weiter auf der Suche nach
AuftraggeberInnen.»
Habt ihr für eure Dienstleistungen bereits ein Preissystem festgelegt?
Das ist bislang noch offen. Überlegungen bestehen, dass wir nicht nach Stunden, sondern nach Arbeit entlohnen. Putzen zum Beispiel ist eine anstrengende Arbeit, die möchten wir auch fair entlohnen.
Wie geht es weiter mit eurer Idee? Konnten bereits erste Aufträge vermittelt werden?
Nach wie vor sind wir am Aufbauen. Eine Arbeit
konnten wir bereits vermitteln, und wir sind weiter auf der Suche nach
AuftraggeberInnen, welchen wir Hilfe vermitteln können. Zudem suchen wir
Jugendliche für unser Projekt. Dies geschieht über die Social-Media-Plattform
Insta-
gram. Über sie erreichen wir die Jugendlichen. Auch verfügen wir über
Visitenkarten und eine Webseite.
Wo seht ihr die Herausforderungen für euer Team?
Bei der Koordination der älteren Personen mit den Jugendlichen, welche die Dienstleistung ausführen sollen. Diese muss möglichst zeitnah passieren und geschieht über unsere Webseite.
Projekt von Jung für Alt
Fünf motivierte Tertianer des Gymnasiums Thun mit dem Schwerpunktfach Wirtschaft und Recht lancieren eine «Youth-Work» (Arbeit, die Jugendliche leisten), die sie «Y-Work» nennen. Die Idee, die dahintersteckt: Nichterwerbstätige Jugendliche zwischen 13 und 20 Jahren an Menschen vermitteln, die nicht mehr oder vorübergehend nicht im Stande sind, einfache alltägliche Arbeiten zu verrichten. Die Jugendlichen erledigen Arbeiten wie Einkaufen, Rasenmähen, Reinigungsarbeiten und so weiter. Sie erhalten für ihr Engagement jeweils eine angemessene Entlohnung in Form von Gutscheinen.
Für das Gelingen dieser Idee setzt das «Y-Work»-Team einerseits auf Kooperationen mit zum Beispiel: Spitex, Rotes Kreuz, Caritas, UND Generationentandem. Andererseits auf die Zusammenarbeit mit Firmen und Läden, welche die für Jugendliche lukrativen Gutscheine anbieten. Das Projekt «Y-Work» wird von «YES Young Enterprise Switzerland» unterstützt. www.ywork.ch.