Liebe Miggi, woher kommst du?
Ich bin an der Lenk im Simmental aufgewachsen als ältere Schwester von drei Brüdern. Gewohnt haben wir auf einem grossen Bauernhof in einem Generationenhaus mit drei Familien. Dort besuchte ich auch die Schule und machte meine Lehre auf der Gemeindeverwaltung. Eigentlich wollte ich Lehrerin werden, doch dafür hätte ich schon in jungen Jahren in Thun bei einer sogenannten «Schlummermutter» wohnen müssen, und das wollte ich nicht. Eines meiner liebsten Hobbies war ganz klar das Skifahren, denn ich kam praktisch mit den Skiern auf die Welt. Ich las auch sehr gerne, doch Lesen war zu dieser Zeit verpönt. Auf einem Bauernhof las man nicht, man musste arbeiten. Meine Grosseltern brachten uns in den Bergen das Tanzen bei, und noch bevor ich schreiben konnte, konnte ich jassen. Ich hatte eine sehr schöne Kindheit.
Wo stehst du im Moment?
Ich lebe mit meinem Mann in Dotzigen und arbeite seit einigen Jahren als Lohn-Buchhalterin. In meiner Freizeit lese ich immer noch sehr gerne. Ich schwimme und fahre Velo. Ausserdem bin ich eine totale «Gamerin». Ich liebe es, mit meinem Mann und Freunden zu spielen. Ausserdem verbringe ich sehr gerne Zeit mit meinen beiden Söhnen Alain und Michel.
Ich sehe mich als sehr kontaktfreudigen und sozialen Menschen. Ich möchte jeden Tag geniessen, wie er ist, mich um die Menschen, die ich gerne mag, kümmern und wirklich im «Heute» leben. Oft helfe ich beispielsweise meiner Nachbarin im Garten oder Bekannten bei der Steuererklärung.
Man weiss nie, was im Leben kommt. Erst kürzlich hatte ich eine Rückenoperation, das gab mir viel Raum nachzudenken und Abschied zu nehmen von meinem Bruder, der vor drei Monaten verstarb.
Momentan berührt mich die ganze politische Situation, so etwa die Flüchtlingsproblematik oder die Armut. Ich freue mich aber auch über die «kleinen» Wunder im Leben. In kurzer Zeit durfte ich vier Mal Grosstante werden.
Wohin gehst du?
Ich freue mich auf die Pensionierung in einem Jahr. Dann möchte ich vermehrt mit Roger, meinem Ehemann, in unserem Camper unterwegs sein. Wir wollen vor allem Spanien bereisen und auch schöne Plätze der Schweiz erkunden. Mein Wunsch ist, dass es meinen zwei Jungs und den Familien gut geht. Ich möchte auch gerne einmal Grossmutter werden. Ich habe aber manchmal auch Angst, dass Roger oder ich schwer erkranken könnten und sich alles ändert. Ich hoffe, dass wir noch lange selbständig in unserem Haus wohnen können, in das wir viel Energie und Zeit gesteckt haben. Ich möchte alt werden mit meinen Freunden, Spieltage und Ausflüge organisieren, zusammen kochen, all das, wofür die Zeit jetzt oft noch nicht reicht. Ich will weltoffen und aufgeschlossen bleiben, so wie meine Grossmutter es war. Ich möchte die jungen Leute verstehen und mich nicht immer über jede Kleinigkeit nerven. Ich wünsche mir irgendwann würdig sterben zu können.