
3 Fragen an Alma Schindler (18)
Liebe Alma, woher kommst du?
Ich bin ein richtiges «Bärner Chind». Mit meiner Mutter spreche ich aber Züritütsch; meine Verwandten sind in der ganzen Schweiz verstreut und sogar in Berlin leben welche. Meine Familie hat mir sehr viel mitgegeben; ich stelle mir manchmal vor, dass ich die ganze Geschichte meiner Vorfahren in mir mittrage, auch wenn ich nichts von ihnen weiss. Ich habe einen kleinen Bruder, wir haben ein sehr gutes Verhältnis. Natürlich nervt man sich manchmal, aber das ist ja normal. Wir sind sehr vertraut miteinander, da wir uns schon lange kennen und viele gemeinsame Interessen – wie Fussball und Musik – haben. Eine frühe Kindheitserinnerung von mir ist mein Beinbruch mit etwa sechs Jahren. Als wir mit der Familie auf einem Fluss eislaufen gingen, fiel ich sehr unglücklich. Meine Eltern glaubten erst nicht, dass das Bein gebrochen war; wir gingen erst spät an diesem Abend ins Spital. Es war mir dann extrem unangenehm, an Krücken zu gehen. Trotz meiner sechs Jahre wollte ich lieber im Kinderwägeli sitzen als mit Krücken unterwegs zu sein!
Wo stehst du im Moment?
In Bern besuche ich zurzeit die Fachmittelschule (FMS). Die Fächer Philosophie, Pädagogik, Psychologie, Soziologie gefallen mir am besten. In der FMS wird viel Engagement erwartet – beispielsweise muss ich Praktika absolvieren und jedes Jahr eine schriftliche Arbeit verfassen. Ich bin nun im dritten und letzten Jahr und arbeite an meiner Abschlussarbeit. Dabei geht es um die Integration von Flüchtlingen in die Berufswelt. Ich schreibe drei Biografien über junge Flüchtlinge, die alle ungefähr in meinem Alter sind. Ich merke im Gespräch mit ihnen aber oft: Ich höre zwar, was die jungen Menschen von ihren Erlebnissen erzählen, aber wirklich nachvollziehen und verstehen kann ich es nicht, da ich so eine Flucht nie selber erlebt habe. Ich kenne mich jetzt schon ziemlich gut und habe gelernt, mich selber zu akzeptieren. Ich bin offen und kann gut auf Leute zugehen, brauche aber auch Zeit für mich allein. Ich spiele schon lange Geige, Fussball und tanze Hip-Hop. Auch Theaterspielen gehört zu meinen Leidenschaften. Es macht mir Mut, wenn ich Komplimente von anderen Leuten erhalte.
Wohin gehst du?
Manchmal macht es mir Angst, dass die Zeit so schnell verfliegt. In einem halben Jahr bin ich schon mit der FMS fertig. Ich würde gerne Soziale Arbeit studieren oder Lehrerin werden. Im Moment sehe ich mich in der Zukunft als Lehrerin. Ich würde gerne an einer Oberstufe unterrichten. Ich will immer offen bleiben, auch nicht unbedingt immer im gleichen Beruf arbeiten. Ich möchte mich nicht nur mit mir beschäftigen, sondern auch herausfinden, was ich selber für eine bessere Welt tun kann. Ich hätte gerne mal eigene Kinder, aber mit dem richtigen Partner. Ich denke, es ist eine tolle Erfahrung, Kinder grossziehen und etwas von sich selbst weitergeben zu können. Auch im Alter möchte ich fit bleiben, denn ich bin nicht gerne abhängig von anderen Leuten. Allerdings könnte ich mir schon vorstellen, einmal im Altersheim zu leben. Ich möchte soziale Kontakte weiterhin pflegen. Niemals will ich so eine Alte werden, die vorschnell über Junge urteilt und über sie herzieht. Auch als Pensionierte möchte ich etwas Sinnvolles tun. Ich habe viele Gedanken im Kopf und möchte nicht davon aufgefressen werden, sondern die Gedanken in Handlungen umsetzen. Ziel von mir ist, dass ich dereinst mit einer inneren Ruhe auf viele schöne Momente zurückblicken kann. ☐
Die drei Fragen
In der neuen Rubrik «die 3 Fragen» beantworten eine junge und eine ältere Person je drei wichtige Fragen zu ihrem Leben. Lesen Sie hier, was Sabina Bürgin (61) über ihr Leben erzählt.