Liebe Bri, wo kommst du her?
Ich bin in Luzern geboren und in dieser Stadt mit einem Bruder aufgewachsen. Nach der obligatorischen Schulzeit und einem 10. Schuljahr in Fribourg absolvierte ich in einem Modehaus eine vierjährige Lehre zur Dekorationsgestalterin. Nach einem Jahr mit diversen Praktika begann ich das Studium an der Schule für Gestaltung mit dem Hauptfokus auf visueller Gestaltung bzw. Illustration. Für das letzte Praktikum reiste ich nach New York, wo ich meinen zukünftigen Ehemann kennenlernte.
Zurück in der Schweiz, jobbte ich an verschiedenen Orten und bekam kleinere Aufträge – ich machte zum Beispiel fünf Jahre lang das Layout für das Migros Magazin. Seit 1997 habe ich ein eigenes Atelier. 1998 zog ich nach Zürich, heiratete 2003 und begann während der Vorbereitung der Vernissage für mein Kinderbuch «Die Prinzessin und ihr Teddybär» zu malen. 2007 wurde mein erster Sohn geboren, dessen Vater leider bald danach verstarb.
Wo stehst du im Moment?
Mein Alltag braucht sehr viel Organisation. 2004 begann bei mir eine bis heute nicht klar diagnostizierte Knochenkrankheit. Ich hatte zahlreiche Knochenrisse, Bagatellbrüche und grosse Probleme mit den Gelenken und musste bald eine rollstuhlgängige Wohnung suchen und lange um die IV-Rente kämpfen.
Ich bin alleinerziehende Mutter von zwei Söhnen (der zweite wurde 2012 geboren; mein Ex-Mann und ich kümmern uns gemeinsam um die Betreuung), beziehe eine volle IV-Rente und bin auf viel Hilfe angewiesen. Aktuell ist die Situation schon etwas stressig, weil die Söhne nicht in die Schule gehen können und immer daheim sind. An vier Nachmittagen begleiten mich Assistentinnen von der IV im Alltag. Ich kann zum Glück Auto fahren, selber einkaufen und kochen. Ich bin auch gerne in der Natur unterwegs, aber immer mit Begleitung.
Da ich im Sommer 2019 einen schweren Unfall hatte mit diversen Brüchen und sieben Wochen im Spital und in der Reha verbrachte, bin ich im Moment ganz auf den Rollstuhl angewiesen. Ich wurde in allen Lebensbereichen noch langsamer; ich muss in die Physio- und Ergotherapie, die Einschränkungen sind gross und das stinkt mir – es ist mühsam. Die Behinderung hat eine gewisse Isolation zur Folge. Viele Orte sind mir verschlossen, da die Barrierefreiheit nicht gewährleistet ist.
Wohin gehst du?
Nach wie vor mache ich auf freiwilliger Basis Layouts für Zeitschriften und Magazine, zum Beispiel für die «Frauenstimme» (das Heft der Frauen für den Frieden), aber auch für das Magazin UND das Generationentandem – das sind Aufsteller.
Ich habe auch ein Postkartenprojekt. Aus meinen Bildern entstehen laufend neue Postkarten. Mehr über die Arbeiten von Bri Vonarburg hier: www.frauvonarburg.ch
Ich wünsche mir, dass ich zumindest an Krücken wieder gehen kann, dass die Stadt barrierefreier wird, damit ich einfacher ins Kino gehen oder ein Konzert besuchen kann.
Ich reise sehr gerne, zusammen mit meinen Söhnen und meinem Ex-Mann. Darauf freue ich mich nach der Corona-Zeit. Auch eine Reise ist eine grosse Herausforderung und braucht viel Vorbereitung. Viele Unterkünfte sind für mich nicht geeignet – entweder passen teure Fünfsternhotels oder Jugendherbergen… Ausserdem würde ich gerne wieder einmal eine Ausstellung machen, eine Kochgruppe gründen… Vieles scheitert daran, dass die meisten Wohnungen nicht rollstuhlgängig sind.
Ich hoffe, in Zukunft persönlich an einer Redaktionssitzung vom UND-Heft dabei sein zu können.