Let’s talk about money und zwar gleich mit konkreten Zahlen:
- 95 Milliarden Franken wurden 2020 in der Schweiz vererbt.
- 3 Promille davon, also 300 Millionen Franken, gehen jährlich ans Gemeinwohl.
- 1 zusätzlich vererbtes Promille pro Jahr ergäbe 90 Millionen Franken ans Gemeinwohl.
Klar, haben nicht alle ein Riesenvermögen zu vererben, doch das Vermögensvolumen der Generation der Babyboomer ist gross. Die Anzahl der alten Menschen, die in den nächsten Jahren Vermögenswerte weitergeben können, nimmt immer noch zu. Spenden ist leichter als wir denken und nicht nur Vermögenden vorbehalten. Die Botschaft lautet bekanntermassen: «Jeder Rappen zählt».
Das revidierte Erbrecht eröffnet neue Möglichkeiten
Das Schweizer Erbrecht wurde anfangs des 20. Jahrhunderts geschaffen und war auf traditionelle Familien ausgerichtet. Ein Grossteil des Vermögens wurde innerhalb der Familie vererbt. Die Revision per 1. Januar 2023 reagierte auf die veränderten gesellschaftlichen Rahmenbedingungen und setzte den Anteil der gesetzlichen Pflichtteile für Nachkommen von drei Vierteln auf die Hälfte des Nachlasses herab.
Erblasser können damit über einen grösseren Bestandteil ihres Vermögens frei verfügen. Ein Testament, das festlegt, wem ein Legat zugutekommt, ist aber nach wie vor unerlässlich. Besteht kein Testament, wird auch die nun grössere «freie Quote» nach geltendem Recht innerhalb der Familie und auf eingetragene (Ehe)Partner aufgeteilt. Gibt es keine Nachkommen, erbt der Staat.
«Erben ist etwas Privates. Es geht dabei auch um die Familie als Bollwerk der Sicherheit gegen eine unsichere Welt.»
Ueli Mäder, Soziologe
Seit die Pflichtteile 2023 gesenkt wurden, werden die Erblasser etwas kreativer. Doch eine Weitergabe ausserhalb der Familie ist hierzulande immer noch die Ausnahme. «Erben ist etwas Privates. Es geht dabei auch um die Familie als Bollwerk der Sicherheit gegen eine unsichere Welt» sagt der Soziologe Ueli Mäder. (NZZaS 21.7.2024)
Geld in die Hand nehmen?
Es lohnt sich, über diese freie Quote nachzudenken und jetzt zu planen. Nicht nur, damit sichergestellt ist, dass der freie Vermögensbestandteil auch in die gewünschte Richtung fliesst; eine testamentarische Regelung schafft Klarheit für die Erben. Viele, nein, die meisten gemeinnützigen Organisationen benötigen dringend Geld, um ihre Projekte zu realisieren und vor allem, um diese langfristig lebendig zu erhalten. Dies ist gut für die Gesellschaft, für uns alle und für Folgegenerationen.
Wofür spenden?
Organisationen werben mit Ermunterungen so: «Spenden Sie Freude», «Spenden macht glücklich», «Über das Leben hinaus Gutes tun» oder «Schon zu Lebzeiten für Bleibendes sorgen, dann kann man die Entwicklung selbst verfolgen und sich daran freuen.»
Solche Botschaften finden wir in Briefen und Mails oder wir entnehmen sie den Medien. Wir spenden etwa, weil wir gute Erinnerungen haben oder, weil wir mithelfen wollen, etwas positiv zu verändern. Oft möchten wir einfach auch zu den Guten gehören. Wohin also spenden? Eine Informationsmöglichkeit für potentielle Spender:innen ist die Organisation Allianz für das Gemeinwohl.
Allianz für das Gemeinwohl
Der Verein betreibt seit fünf Jahren die beiden Plattformen weiter-wirken.ch und continuer-a-agir.ch zur Sensibilisierung der Öffentlichkeit. Hier finden sich alle notwendigen Informationen rund um Erbrecht und Nachlassregelungen. Hier erzählen Spender:innen in kurzen Videos Geschichten, weshalb, wie und wofür sie sich entschieden haben, bereits zu Lebzeiten Gutes zu tun oder über den Tod hinaus Spuren zu hinterlassen. Sie machen die echte Überzeugung, etwas Sinnvolles bewirken zu wollen und die Freude über den getroffenen Entscheid spürbar. Hier stellen sich die Mitglieder des Vereins, gemeinnützige, steuerbefreite Organisationen, geordnet nach Begriffen wie Gesundheit, Bildung, Soziales, Tiere vor.
Mit Logo und Link auf die eigene Website bei weiter-wirken.ch ist es aber längst nicht getan. Spendensuchende Organisationen müssten aktiv aufspüren, was spendenwillige Menschen bewegt und wo deren emotionale Wurzeln gründen.
Wie finden Organisationen ihre Spender?
Die Allianz für das Gemeinwohl hat als Ziel, den Anteil gemeinnütziger Erbschaften zum Wohle aller (Umweltschutz, Kultur, Bildung oder Tiere) deutlich zu vergrössern. Der Verein postuliert auf seiner Website sogar: «Es soll zur Norm werden» und meint damit, dass die freie Quote für Legate an gemeinnützige Organisationen genutzt werden sollte.
Was ist ein Legat?
Ein Legat ist eine spezielle Zuwendung, die in einem Testament festgelegt wird. Es handelt sich dabei um eine bestimmte Geldsumme oder einen Gegenstand, der einer Person oder einer Organisation hinterlassen wird. Anders als bei einer Erbschaft bekommt man nur genau das, was im Testament als Legat bestimmt ist. Legate können an Familien, Freunde oder gemeinnützige Organisationen gehen.
«Wir müssen jetzt für Legate werben. Die Generation Babyboomer hat viel Geld zur Verfügung.»
Beatrice Gallin, Allianz für das Gemeinwohl
Am Telefon betont Beatrice Gallin, für kurze Zeit noch Co-Geschäftsführerin der Allianz für das Gemeinwohl: «Wir müssen jetzt für Legate werben. Die Generation Babyboomer hat viel Geld zur Verfügung». Mögliche Legatsteller:innen wollten echtes Interesse an ihren Lebensthemen erfahren, gut und verlässlich betreut, nicht bloss oberflächlich umworben werden. Erst dann könnten gute (Spender)Geschichten auch wirklich gut erzählt werden. Denn dies sei das Entscheidende: Erzählen und weitersagen, öffentlich machen. Der Verein unterstützt seine grossen und kleinen Mitgliedorganisationen dabei mit viel Erfahrung, Wissen, Kampagnen, einer jährlichen Evaluation des Spenden-Fundraising, bietet Weiterbildungen, Workshops und ein grosses Netzwerk an.
Spenden-Fundraising ist viel mehr als «bricklebrit»…
«Bricklebrit» sprach der Geselle im Märchen zum Goldesel und es regnete Goldstücke… So einfach lassen sich die dringend notwendigen Spendengelder leider nicht finden. Neben guten Beziehungen, einem guten Netzwerk und Fingerspitzengefühl, braucht es viel überlegten Einsatz und Ausdauer. Zusammenarbeit mit anderen grossen und kleinen Organisationen, die auf Spendensuche sind, kann stärken und Vieles vereinfachen.
… auch für UND Generationentandem
Eine Herkulesaufgabe auch für alle bei UND Generationentandem: für Vorstand, Geschäftsstelle und Mitglieder. Am 13. September 2024 ist der Internationale Tag des Testaments, an dem weltweit 16 Länder teilnehmen. An diesem Tag sind wir alle in guter Gesellschaft beim Nachdenken über das eigene Weiterwirken. Packen wir es?!