Welche Rolle spielt Licht für uns Menschen?
Sebastian Walther: Wenig spielt für unsere Gesundheit und unseren Biorhythmus eine so wichtige Rolle wie das Tageslicht. Damit finden wir unseren Tag-Nacht-Rhythmus und können gut einschlafen. Wenn es am Morgen hell wird, ist das für unseren Körper das Signal, wach und aktiv zu werden. Wird am Abend das Licht dämmrig, werden wir schläfrig. Bei einem Jetlag gerät dieser natürliche Rhythmus durcheinander.
Mit Lichtlampen kann Tageslicht nachgeahmt werden. Für wen eignet sich eine solche Lichttherapie?
Sie hat sich vor allem bei saisonalen Stimmungsschwankungen sowie bei leichten Depressionen bewährt. Zudem eignet sie sich auch für Menschen, die möglichst keine Medikamente nehmen sollten wie schwangere Frauen oder Hochbetagte. Bei schweren Depressionen ist eine Lichttherapie nur ergänzend zu Psychotherapie und Medikamenten zu empfehlen. Sie leistet hier gute Dienste, weil die Betroffenen krankheitsbedingt oft nicht nach draussen gehen können.
Wie funktioniert eine Lichttherapie?
Bei der Lichttherapie wird das Tageslicht mit einer Lampe simuliert. Sie funktioniert mit elektromagnetischer Strahlung mit bestimmter Wellenlänge und weissem Licht von über 2500 Lux (siehe unten). Wird die Lampe privat eingesetzt, ist eine Lichtdusche von 30 Minuten pro Tag sinnvoll, zum Beispiel während des Frühstücks oder beim Lesen – lieber nicht am Abend, weil dies den Schlaf stören kann. Beim Kauf sollte auf eine medizinisch zertifizierte Lampe geachtet werden.
«Tageslicht ist immer noch die bessere Wahl
Sebastian Walther
als künstliches Licht.»
Ist der Nutzen einer solchen Lampe bewiesen?
Studien haben den Nutzen der Lichtlampen zur Behandlung verschiedener Depressionsformen klar belegt. Ein weiterer Vorteil ist, dass die Lichttherapie kaum Nebenwirkungen hat.
Kann eine Lichtlampe auch präventiv eingesetzt werden?
Wer keine Beschwerden hat, kommt mit ein paar einfachen Tipps gut über die Runden, auch im Winter. Am besten für die Gesundheit ist die Kombination von Bewegung und Licht. Gehen Sie täglich 30 Minuten an der frischen Luft spazieren. Selbst in den Wintermonaten oder wenn der Himmel bedeckt ist, ist Tageslicht immer noch die bessere Wahl als künstliches Licht.
Was ist Lux?
Stell dir vor: Du blickst mit einem Meter Abstand in 2500 brennende Kerzen. Genau das sind 2500 Lux (lateinisch: Licht). Die Lux-Masseinheit gibt an, in welchem Ausmass eine Fläche beleuchtet wird. Eine LED-Lampe hat 65 bis 110 Lux, eine professionelle Lichttherapielampe über 2500 Lux. Natürliches Tageslicht erreicht an einem strahlenden Sonnentag bis zu 100 000 Lux, ein dunkler Wintertag 3000 bis 5000 Lux.
«Es war ziemlich unangenehm»
Elias Gobeli (20), UND-Autor über seine Erfahrungen mit der Lichttherapie
«Ich habe die Lichttherapie im Rahmen meiner Therapiestunden wegen einer psychischen Erkrankung ausprobiert. Man kann sich das so vorstellen: Du sitzt im Scheinwerferlicht einer riesigen Lichtlampe, und das während der Therapiestunden. Weil mich das grelle Licht stark geblendet hat, sah ich meine Umgebung praktisch nicht mehr. Deshalb hatte ich Mühe, mich auf das Therapiegespräch zu konzentrieren. Das war ziemlich unangenehm. Die Lichttherapie soll das Sonnenlicht imitieren, doch mir haben die Wärme der Sonnenstrahlen und die frische Luft gefehlt. Es war auch schwierig, die Wirkung zu messen, weshalb ich die Lichttherapie nach vier Sitzungen abgebrochen habe. Mir haben als ergänzende Massnahmen die Aromatherapie und der Austausch mit meinen MitpatientInnen besser geholfen. Ich kann mir aber vorstellen, dass es mit einer privaten Lichtlampe, die weniger grell leuchtet, angenehmer sein könnte.»