Die Frau kümmert sich um Haushalt und Kinder, der Mann bringt das Geld nach Hause – ist das Oberhaupt der Familie. So sah die Rollenverteilung in den 1950er Jahren aus. Doch das starke Geschlecht war nicht nur stark, sondern auch vernünftig und gewissenhaft, dazu bestimmt, fürsorglicher Vater und erfolgreicher Karrieremann zu sein.
Rebellion der grauen Anzüge
Dieses Bild über den Mann und die Männlichkeit wird durch die neuartige Erscheinung der Fernsehshows und insbesondere der Familiensitcoms wie «Father knows best» (zu Deutsch: Vater weiss es am besten) bestärkt.
Allerdings regt sich auch Kritik über diesen Lebensstil und es wird behauptet, der moderne Mann befinde sich in der «Grauen-Flanell-Falle», er sei also zu einem notorischen Ja-Sager ohne eigene Prinzipien geworden. Den Namen erhielt dieses Phänomen durch den Roman und gleichnamigen Film.
«Der Mann im grauen Flanell» ( 1956). Protagonist ist Tom Rath (Gregory Peck), ein Veteran aus dem 2. Weltkrieg, der mit seiner Frau Betsy (Jennifer Jones) und den Kindern in einem bescheidenen Haus wohnt und versucht, mit einem schlechtbezahlten Job über die Runden zu kommen.
Betsy möchte in der Mittelschicht aufsteigen und drängt Tom, sich einen besseren Job zu suchen. Als dieser beim neuen Chef nach seiner Meinung zu einem wichtigen Projekt gefragt wird, hält er sich zurück, um nicht aufzufallen.
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Eines Tages erhält Tom eine Nachricht von seiner Affäre aus Kriegszeiten, die um Geld für den unehelichen Sohn bittet. Da entschliesst sich der gewissenhafte Mann dazu, sowohl seiner Frau als auch seinem Boss die Wahrheit zu sagen.
Auf der Arbeit wird seine Ehrlichkeit geschätzt und auch Betsy erholt sich vom Schock und verzeiht ihrem fürsorglichen Ehemann den Seitensprung. In Folge dessen verzichtet Tom auf einen gut bezahlten Job im Ausland, um mehr Zeit mit seiner Familie zu verbringen.
Cool, Cooler, der Mann
Der Mann aus den 1980er ist Macho. Er wird gerne angehimmelt, am liebsten vergöttert. Einer Frau nach zu stellen, zu eigenen Gefühlen zu stehen und auch so zu handeln, kommt nicht in Frage. Mit den Jungs eine Gang gründen, nach Feierabend Autos frisieren, um dann mit den aufgemotzten Karren Mädchen zu beeindrucken, so sieht das Leben aus. Und doch dreht sich alles um Liebe und geliebt werden. Es herrscht immer noch eine klare Rollenverteilung.
Im Film Grease (1979) verlieben sich Danny (John Travolta) und Sandy (Olivia Newton-John) in den Ferien, fernab von ihren Freunden, verlieren aber anschliessend den Kontakt. Bis Sandy plötzlich vor Danny steht und der vor lauter Freude seine Coolness vergisst. Doch es dauert nicht lange, bis seine Gang ihn wieder zurück in ihre Reihen holt.
Nach einiger Überzeugungsarbeit schafft es Danny, Sandy zu einem Treffen zu überreden. Doch die beiden haben unterschiedliche Auffassungen, wie dieses Treffen verlaufen soll. Danny, als der Mann, will Sandy erobern, vielleicht auch seine Ehre widerherstellen, in dem er Sandy von sich überzeugen kann. Sandy findet dieses Verhalten unpassend, lässt Danny deshalb abblitzen. Das Schlimmste für Danny ist, dass alle mitbekommen haben, wie er von Sandy abgewiesen wird.
Und Action!
Mit dem neuen Jahrtausend hat sich auch das Bild des Mannes in unserer Gesellschaft gewendet und so sind in den Filmen der 2000er Jahre verschiedenste männliche Charaktere vertreten. Neben Superhelden («Spiderman»), Actionhelden (Bruce Willis in «Stirb langsam») und Machos (Vin Diesel in «Fast and Furious») ist auch mehr und mehr Platz für gefühlvolle Männer frei geworden (Robert Pattinson in« Remember me»). Auch mit der Homosexualität wird in Filmen offener umgegangen als noch vor einer Dekade («Alexander»)
Trotzdem gehört das Genre der Actionfilme noch immer zu den beliebtesten. Ein Beispiel aus diesem Bereich ist «The Transporter» (2002). Frank Martin (Jason Statham) ist ein ehemaliger Soldat, der nach aussen hin ein ruhiges Leben führt. Dabei liefert er Ware für zwielichtige Geschäftsmänner aus. Er stellt keine Fragen und öffnet auch nie die Pakete. Als er aber bei einem Deal die junge Asiatin Lai (Shu Qui) im Kofferraum entdeckt, nimmt das Abenteuer seinen Lauf.
Frank und Lai kommen Franks ehemaligem Arbeitgeber auf die Schliche und erfahren, dass er, gemeinsam mit Lais Vater, Menschenhandel betreibt. In einer brisanten Rettungsaktion gelingt es Frank, die Opfer aus den Fängen der Bösewichte zu befreien.
Der Film ist actiongeladen und voller dramatischer Szenen. Frank ist ein selbstständiger Mann, der zwar nicht viel Gefühle – vor allem keine Angst – zeigt, aber dennoch eine weiche Seite hat. So verliebt er sich zum Beispiel in seine «Fracht», die hübsche Lai.
Doch längst nicht alle Filme der 2000er Jahre zeigen muskelbepackte Männer, die ihre Fäuste sprechen lassen. So sind beispielsweise die Jungs aus der «Ocean’s»-Reihe keine kämpfenden Rüpel, sondern smarte, «classy» Typen, die mit ihrem Witz und Charme vor allem die Herzen der Zuschauerinnen für sich gewinnen.
Mehr als nur «ein» Mann
Der 2010er Mann muss vieles in sich vereinen: Nicht nur erfolgreich soll er sein, sondern auch einfühlsam, ein guter Liebhaber und sehr verständnisvoll. Ja kein Weichei, aber ein Kämpfer und eine starke Schulter zum Anlehnen. Der moderne Mann verführt, ohne aufdringlich zu sein.
Cal (Steve Carell), ein Mann, der seine vierziger bereits überschritten hat, verliert seine Frau an einen erfolgreichen charmanten Arbeitskollegen. Mit seiner Geschichte zieht er los in eine Bar und versucht, Frauen kennen zu lernen. Und versagt. Im Gegenteil zu Cal ist Jacob (Ryan Gosling) sehr erfolgreich mit Frauen, er weiss, wie man sie umschwärmt und ihre Herzen gewinnt.
Beide Männer merken jedoch im Laufe der Zeit, dass sie voneinander lernen können, denn als Jacob auf Hannah (Emma Stone) trifft, wird ihm klar: Dies ist mehr als nur ein One-Night-Stand. Jacob muss sich an die neue Situation gewöhnen, sich nicht mehr als Frauenheld sondern als festen Partner sehen. Durch Jacobs Hilfe schafft es auch Cal, seine alten Muster abzustreifen und wieder genügend «Mann» zu sein.
Fortsetzung folgt…
In der nächsten Filmanalyse werden wir Neuverfilmungen unter die Lupe nehmen. Wie unterscheiden sich alte und neue Versionen desselben Films.
UND-Serie: «Filme im Blick»
Filme widerspiegeln Kultur und Gesellschaft einer bestimmten Zeit. So wie sich die Realität verändert, verändern sich auch die Filme. In einer kurzen Serie analysieren wir Filme zu einem bestimmten Thema.