Maria Theresia (1717 – 1780), Fürstin aus dem Hause Habsburg, Erzherzogin von Österreich und Königin von Ungarn und Böhmen, alias Gaby Jordi.
Bei meiner Geburt 1717 stand nirgends geschrieben, dass ich mich dereinst um Regierungsgeschäfte kümmern würde, noch wurde ich auf diese herausfordernde Aufgabe vorbereitet. 1736 setzte ich meinen Kopf durch und heiratete meine grosse Liebe – Franz Stephan von Lothringen. Liebesheiraten waren zu meiner Zeit in Monarchien nicht vorgesehen. Mit dem Verheiraten unseres Nachwuchses stärkten wir unsere politische Macht und erweiterten unsere Ländereien. Ich gestehe, die HeiratspartnerInnen für meine eigenen Kinder wählte ich nach streng strategischen Gesichtspunkten aus. Romantisches Paperlapapp war nicht vorgesehen. Ich erwartete absoluten Gehorsam von meinen Kindern. Mir ging es in erster Linie darum, die Habsburger-Dynastie zu erhalten und zu stärken mit der Heiratspolitik.
Mein Vater, Kaiser Karl VI, erliess bereits 1713 eine Erklärung über die Unteilbarkeit aller habsburgischen Länder und die Erbfolge in direkter Linie. Das Besondere daran war, dass die Töchter Karls vor denen seines Vaters und Bruders erbberechtigt sein sollten. Nach dem Tode meines Vaters 1740 trat dieser Fall ein, es gab keinen männlichen Erben. Ich trat mit 23 Jahren in die Fussstapfen meines Vaters. Da hatte ich bereits drei Töchter, wovon eine früh verstorben war, und ich war erneut schwanger.
Ich trat mit 23 Jahren in die Fussstapfen meines Vaters.
Allerdings taten sich einige Herrscher mit meinen Ansprüchen auf den Thron äusserst schwer. Man(n) witzelte über die «Weiberregentin». Meine Widersacher, vor allem Preussens junger König Friedrich II, wollte sein Land zu einer europäischen Grossmacht ausbauen. Kurz nach dem Tode meines Vaters marschiert der Preussenkönig mit seinen Soldaten ins zu den habsburgischen Erblanden gehörende Schlesien ein. Mir blieb die Wahl: Kämpfen oder weichen? Ich entschied mich fürs Kämpfen.
Man(n) witzelte über die «Weiberregentin».
1748 – nach langen, zermürbenden Erbfolgekriegen – gelang es, die letzten kriegsmüden Fürsten zur Unterzeichnung eines Friedensvertrages mit dem Hause Habsburg zu bewegen. Nach einer schweren Krise konnte ich meine Dynastie retten. Die Stimmen, die während Jahren über mein «Weiberregiment» spotteten, waren längst verstummt. Schlesien allerdings blieb verloren. Dieser Verlust schmerzte mich sehr.
1745 erreichte ich die Wahl und die Krönung meines Mannes zum römisch-deutschen Kaiser, Franz I Stephan. Obwohl ich meist «Kaiserin» genannt werde, bleibe ich ungekrönt. Dieser Titel bezieht sich formal auf meine Rolle als Gattin des Kaisers. Der Kaisertitel wird nur an Männer vergeben. Übrigens interessierte sich mein Mann kaum für die Regierungsgeschäfte. Er verfügte über wenig militärische oder politische Begabung. Er widmete sich vor allem der finanziellen Absicherung unserer Familie – und genoss das Leben. Über seine ausserehelichen Eskapaden sah ich mit kochender Seele hinweg. Die Konventionen und meine Liebe waren stärker.
Als stramme Katholikin machte ich es mir zur Lebensaufgabe, die «Unsittlichkeit» zu bekämpfen. Dafür berief ich ein Keuschheitsgericht ein eigens angestellten Kommissaren. Dieses Gericht sowie meine Intoleranz gegenüber Nichtkatholiken waren umstritten. Darüber geriet ich später mit meinem Sohn und Nachfolger, Joseph, in einen Generationenkonflikt. Er, der spätere Kaiser, fühlt sich inspiriert von der philosophischen Aufklärung. Er will seinen Untertanen Gewissensfreiheit und religiöse Toleranz gewähren, die allgegenwärtige Zensur auflösen und Adelsprivilegien aufheben. Dies ist absolut nicht in meinem Sinn.
Als fromme, glaubensstrenge und äusserst pflichtbewusste Katholikin lehne ich die radikalen Gedanken der Philosophen und ebenso den Angriff auf die katholische Ordnung ab. Meinem Sohn ist es dennoch gelungen, mir die Aufhebung der Folter abzuringen.
1765 verstirbt mein geliebter Mann. Ich bin 46 Jahre alt und regiere seit 23 Jahren. Mit dem Tod von Franz I. Stephan beginnt für mich eine düstere Zeit. Ich trete nur noch in schwarzer Witwenkleidung auf, bin müde und werde dickleibig. Trotzdem übe ich meine Regentschaft weiter aus. Obwohl ich nach wie vor tief in der Gedankenwelt vergangener Jahrhunderte verhaftet bin, versuche ich mein Reich behutsam und umsichtig zu reformieren.
Als fromme, glaubensstrenge und äusserst pflichtbewusste Katholikin lehne ich die radikalen Gedanken der Philosophen ab.
Während meiner Amtszeit kann ich vieles anpacken und umsetzen. Ich bewirke unter anderem die Einführung der Unterrichtspflicht, gründe die Börse, das Burgtheater. Ebenso fällt der Beginn der Strassenpflasterung in meine Amtsperiode. Zudem verhelfe ich der Kartoffel zu Bedeutung, indem ich sie als neues pflanzliches Lebensmittel populär mache. Unter meiner Ägide wird das Mass- und Gewichtssystem vereinheitlicht. Sie sehen, ich habe vieles erreicht!