
Lieber Bruno, woher kommst du?
Ich bin in Langnau im Emmental geboren und dort aufgewachsen. Meine Familie war sportbegeistert – meine Onkel halfen zum Beispiel mit, den Eishockeyverein SCL Tigers zu gründen. Mich prägte das Eishockey sehr. Zunächst spielte ich zusammen mit meinem jüngsten Onkel für die SCL Tigers; später wechselte ich zum HC La Chaux-de-Fonds und zum SC Bern und gewann mit beiden Teams mehrere Schweizer Eishockeymeistertitel. Zwar lernte ich den Beruf des Schriftsetzers, führte aber während meiner Sportkarriere ein Möbelgeschäft in Bern. Mitte der 80er-Jahre lernte ich meine zweite und jetzige Frau Yvonne kennen. Ich verkaufte das Möbelgeschäft und übernahm für einige Jahre eine Bootswerft. Während dieser Zeit verreisten Yvonne und ich oft mit dem Camper. Eines Winters standen wir in Spanien vor einem Jachthafen und ich fragte sie, ob sie in zehn Jahren mit mir um die Welt segeln würde. Sie würde, meinte sie. Kurzerhand verkaufte ich die Bootswerft und liess mich bei einem ehemaligen Lieferanten meines Möbelgeschäftes anstellen.

Während der ersten fünf Jahre planten wir den Bau, und in den nächsten fünf Jahren bauten wir das Boot eigenständig fertig. 2001 schliesslich taufte mein langjähriger Sportsfreund, Alt-Bundesrat Adolf Ogi, unsere «MOMO». Und dann hiess es: «Leinen los». Der Name unseres Bootes ist an Michael Endes Roman angelehnt, da uns MOMO die Zeit, in der wir hart dafür gearbeitet hatten, zurückgab.

Wo stehst du im Moment?
14 Jahre lang segelten wir um die Welt. Dabei hielten wir uns in den verschiedensten Gegenden für längere Zeit auf – mal einen ganzen Winter in British Columbia, mal ein halbes Jahr in Brasilien, Neuseeland usw. Wir hatten dabei viel Kontakt mit den Einheimischen, schlossen Freundschaften und nahmen viele Eindrücke aus anderen Kulturen mit. Für Yvonne und mich war das unglaublich prägend. 2015 kamen wir von unserer Reise zurück.

Die ersten zwei Jahre nach der Reise hatte ich so meine Angewöhnungsprobleme. Mir fiel der ganze Überfluss, den wir hier in der Schweiz haben, besonders negativ auf. Verglichen mit den armen Ländern, die wir unterwegs besucht hatten, wurde mir das besonders bewusst. Wenn ich mich beschreiben sollte, würde ich mich als umweltbewusst bezeichnen.
Mir fiel der ganze Überfluss, den wir hier in der Schweiz haben, besonders negativ auf.
Bruno Wittwer
Ausserdem ist mir Ehrlichkeit wichtig – ich kann gar nicht akzeptieren, wenn man mich anlügt. Ebenfalls finde ich es wichtig, dass man seine Ziele, sofern sie realistisch sind, unbedingt verfolgen sollte. Als ich mich damals mit knapp über 50 dazu entschied, diese lange Segelreise zu machen, schauten mich einige Freunde und Bekannte nur ungläubig an. Aber ich ging und bereue es keineswegs. Deshalb würde ich gerne den Jungen mit auf den Weg geben: Verfolgt immer eisern eure Ziele.
Wohin gehst du?
Für meinen Lebensabend habe ich keine konkreten Zukunftspläne mehr. Ich bin froh, wenn meine gesamte Familie und ich weiterhin bei bester Gesundheit bleiben. Wir haben ein altersgerechtes Haus in Grosshöchstetten, das ich momentan immer wieder ein wenig umbaue. Ausserdem reisen wir weiterhin noch sehr gerne, allerdings jetzt wieder mit unserem Camper. Nächstes Jahr möchten wir erstmals für ein paar Monate die baltischen Staaten bereisen. Ausserdem freue ich mich immer, wenn ich mein Enkelkind sehen kann. Mein jüngerer Sohn ist Musiker und wohnt mit seiner Familie in Berlin, und ich war letztens dort, da mein Enkelsohn eingeschult wurde. Auf dem Weg zu den baltischen Staaten werden wir bestimmt auch wieder einen Halt bei ihm in Berlin machen.
Link zur Segelreise: www.momo-sailing.ch