Den gesellschaftlichen Mehrwert von Generationenbeziehungen musste den TeilnehmerInnen am vergangenen Montag, 3. Juli 2023, im Berner Generationenhaus nicht erklärt werden. Trotz der unterschiedlichsten Interessen und Anliegen habe die rund 50 TeilnehmerInnen einen gemeinsamen Nenner: Sie setzen sich ein für nachhaltige Generationenbeziehungen.
Freiwilligenarbeit, die Integration von Jugendlichen in den Arbeitsmarkt, Einsamkeit bei älteren Menschen oder die Nutzung von öffentlichen Räumen – nur eine Auswahl an konkreten Themen, die die Engagierten an diesem Netzwerkanlass, organisiert von Intergeneration, dem Berner Generationenhaus und UND Generationentandem, mitgenommen haben. Im alltäglichen Engagement oft ganz auf die eigenen Projekte konzentriert, war es auch für UND Generationentandem eine Möglichkeit, wieder einmal zu erkennen, wie viele Menschen sich sonst noch für ein nachhaltiges Generationenmiteinander einsetzen, hält Rebekka Flotron nach der Veranstaltung fest.
Neben den drei OrganisatorInnen – Intergenerationen, dem Berner Generationenhaus und UND Generationentandem – wurden folgende Projekte und Organisationen detaillierter vorgestellt:
Verein lifecircle
Dr. Erika Preisig stellt den Verein lifecircle vor. Der von ihr gegründete Verein setzt sich für die Menschenwürde und das Selbstbestimmungsrecht besonders in schwierigen Lebenslagen und am Lebensende ein. lifecircle informiert und unterstützt Menschen in Lebenskrisen, bei körperlichen Beeinträchtigungen, bei der Pflege zu Hause und in der Palliativmedizin.
durchstart
durchstart setzt sich für die Arbeitsintegration von jungen Menschen mit psychischen Beeinträchtigungen ein. Gianmarco Marinello, der Co-Geschäftsführer von durchstart, stellt das Unternehmen vor.
AIAS – The Multigeneration Lab
Mariana Christen Jakob macht auf AIAS aufmerksam. Bei AIAS setzen sich SeniorInnen, oft auch in Zusammenarbeit mit jüngeren Menschen, für soziale und digitale Innovation ein. AIAS verfolgt dabei vier konkrete Ziele: die 3. Lebensphase aktiv gestalten, Ressourcen & Erfahrungen im Alter nutzen, digitale Teilhabe älterer Menschen fördern und den Generationendialog fördern.
Wie es den Generationen geht
Der Generationenbarometer 2023 – der dritte seiner Art –, der von Till Grünewald und Nadine Inhelder präsentiert wurde, zeigt auf, was die Generationen beschäftigt und wie sich diese Einstellungen und Beziehungen über die letzten drei Jahre verändert haben. Jung sein ist heute kein Privileg mehr, so viele Erkenntnisse dieser Befragung. So wird der Generationengraben von den Jungen als besonders gross wahrgenommen, auch wenn er allgemein nicht als die wesentlichste Spaltung unserer Gesellschaft identifiziert wird. Und so stellt der Generationenbarometer 2023 auch fest, dass Generationenthemen oft nur indirekt in sehr vielen politischen Themen auftauchen: Das fehlende Angebot für Nicht-mehr-Kinder auf den Spielplätzen, Altersdiversität in Arbeitsteams oder wirkliche Begegnungen am «dritten Ort» – zwischen Familie und Arbeit – zu ermöglichen. Aus ihren gesammelten Erfahrungen durch verschiedenste Veranstaltungsformate, Ausstellungen und Untersuchungen im Berner Generationenhaus sind sie sich sicher, dass Generationen nachhaltig über gemeinsame Interessen und Themen verbunden werden können – klassische Generationenprojekte wie eine Kita-Altersheim Aktion hätten es da weitaus schwerer. Und ihr Ausblick auf die kommenden Projekte und Themen im Berner Generationenhaus am Herbst 2023 zeigt deutlich, dass sie diese Feststellung in ihrem Alltag auch wirklich leben.
Ein Marktplatz voller Ideen
Jedem Projekt seine ganz eigenen Herausforderungen – der Open Space, in einem zweiten Teil des Nachmittages, bot die Möglichkeit diese zu teilen, diskutieren und Lösungen zu sammeln. Als Beispiel haben Elias Rüegsegger, Fritz Zurflüh und Rebekka Flotron von UND Generationentandem die ganz praktischen Erfahrungen aus der Freiwilligenarbeit eingebracht. Wie viel Organisation steckt hinter Freiwilligenarbeit? Wann bin ich bereit Freiwilligenarbeit zu leisten und ist wirklich niemand so frei wie die Freiwilligen? Die immer wieder spontan neu zusammengestellten Gruppen führten zu lebhaften Diskussionen.
Was die Diskussionsthemen oft gemeinsam hatten: der Handlungsbedarf wäre klar, aber oft scheitert es an der konkreten Umsetzung von Generationenprojekten, die von finanziellen und personellen Ressourcen gebremst wird. Oder ein Projekt schiesst gar an der Zielgruppe vorbei? Die Wirkung einer Arbeitsintegration, eines Generationenspielplatzes oder einer Begegnung gegen Einsamkeit ist nicht so einfach messbar, was die Initiierung nicht einfacher macht. Umso wichtiger von Good-Practice Beispiele zu hören und zu lernen. Eintauchen in eine Vielzahl solcher Projekte kannst du auch auf der Plattform von Intergeneration.
Vernetzen leicht gemacht?
Wer sich am Schluss mit wem zu welchem Thema vernetzt hat, werden die kommenden Monate zeigen. UND Generationentandem konnte beispielsweise für das Projekt Generationenwohnen wertvolle Inputs und Kontakte sammeln. Da zeige sich, dass einiges im Gange sei. So traf Rebekka mehrere SozialarbeiterInnen, die von Wohnbaugenossenschaften angestellt wurden, um Arbeitsgruppen und Veranstaltungen (eigentlich Begegnungen) zu koordinieren. Da dies auch aktuell bei UND Generationentandem ein grosses Thema ist, sind diese Kontakte besonders interessant.
Und auch wenn vielleicht aus diesem Anlass keine langfristige und nachhaltige Beziehungen mit den anderen Organisationen oder Institutionen entstehen werden, konnten wir von UND Generationentandem und alle anderen TeilnehmerInnen doch einen Einblick in die Tätigkeiten anderer Organisationen und Institutionen gewinnen. Denn auch das Vernetzen ist nicht frei von Herausforderungen: Welche Ideen möchte ich teilen und streuen und welche Ideen sollen uns weiterhin einzigartig machen? Wie gehen andere mit der ständigen Frage im Kopf um, ob wir das denn richtig machen, was wir tun? Dieses Geben und Nehmen des Vernetzens wurde von Elias Rüegsegger zum Abschluss dieses Nachmittages sehr passend auf den Punkt gebracht und die gesammelten Eindrücke in einem gemeinsamen Apéro ausgeklungen.