Wir lieben Schokolade. Wer möchte sie nicht mit möglichst gutem Gewissen geniessen? Schwierig, wenn wir bedenken, dass die gegenwärtige, noch aus der Kolonialzeit herrührende Verteilung der Wertschöpfung alles andere als fair ist. Afrika liefert den Rohstoff und Europa profitiert um das Vielfache von der Verarbeitung. Der Umsatz wird vor allem beim Transport und bei der Verarbeitung der Kakaobohnen erzielt und die Produzenten des Rohstoffs, also die Kakaobauern, leben am Existenzminimum. Um genau zu sein, erhalten Bauern im konventionellen Anbau pro Tafel 6 bis 8 Cent, bei Fairtrade einen Cent mehr.
Im Film wird Hendrik Reimers porträtiert, der im Jahr 2013 die Idee hatte, dass die Verarbeitung in Afrika stattfinden sollte und daraufhin «fairafric» gründete. (Siehe Kasten). Wir begegnen im Film einer Kakaobäuerin, die für «fairafric» produziert. Dank der Umstellung auf Bio und dem Aufpreis, den sie dadurch erzielt, kann sie ihren drei Kindern eine gute Ausbildung ermöglichen.
Bei claro und in anderen Läden, natürlich auch online, können wir nun eine Schokolade kaufen, die in Ghana hergestellt wird, und die Nachfrage ist gross: 2018 war «fairafric» während sieben Monaten ausverkauft. Mit der bestehenden Anlage, die um 1950 in Deutschland den Betrieb aufgenommen hatte und bereits 70-jährig ist, kann der steigenden Nachfrage nicht mehr entsprochen werden. Das gesamte Investitionsvolumen der neuen Anlage in Planung ist 5 Mio EUR (2 Mio von der Deutschen Entwicklungsbank). Hier kann die Finanzierung verfolgt werden. Im Moment fehlen noch rund 660’000 Euro.
Marie Elisa Scheidt, die Produzentin des Films, extra angereist aus München, freute sich über die vielen Interessierten. In der anschliessenden Fragerunde erklärte sie, dass der Bioanbau nicht nur für die Gesundheit von KonsumentInnen und ProduzentInnen besser ist, sondern auch, dass dank der Durchmischung der Kulturen mit verschiedenen Pflanzen wie Yamswurzeln und Bananen der Boden bei einer Erhöhung der durchschnittlichen Temperatur (Klimaerwärmung) weniger austrocknet.
Wir erfuhren, woher die übrigen Zutaten für die Schokolade kommen: Das Milchpulver kommt aus Deutschland und der Zucker aus Indien. Daran, womit man diese Zutaten ersetzen könnte, wird herumgetüftelt.
Fairafric
Das Social Enterprise fairafric stellt Schokolade von der Kakaobohne bis zur fertigen Tafel in Ghana her und verlagert so die Wertschöpfung nach Afrika. Damit soll die Landflucht bekämpft werden. Geplant ist eine moderne Schokoladenfabrik, die ihre Produktion Ende 2020 aufnehmen soll. So werden zusätzlich um die 50 direkte, hoch qualifizierte Arbeitsplätze und ein Vielfaches an indirekten Arbeitsplätzen geschaffen.
Die Schokolade, die alle glücklich macht
Darleen Pfister (16)
Schwarze Schokolade mit 80 Prozent Kakaogehalt ist meine allerliebste Süssigkeit, doch beim Kauf habe ich nicht immer an die dunkle Seite der Produktion gedacht. Der Film «Decolonize chocolate» hat mir nun die Augen geöffnet und gezeigt, was wirklich faire Schokolade ist. Wir ZuschauerInnen tauchten mit wunderschönen Aufnahmen in die Welt der Schokoladenproduktion ein und bekamen einen spannenden Einblick in das Leben der Einheimischen.
Die Kakaobohnen von «fairafric» wachsen auf Bio-Plantagen, die in vollem Gleichgewicht mit der Natur stehen. Die reich bewachsenen, grünen Farmen sind im Gegensatz zu anderen Fairtrade-Plantagen ein Lebensraum für viele Insekten und Pflanzenarten. Auch die Besitzerin der gezeigten Farm profitiert von der Umstellung auf den biologischen Anbau: Sie hat keine Lungenprobleme mehr und kann ihren Kindern dank der fairen Bezahlung eine gute Bildung ermöglichen.
Die Einheimischen werden von Hendrik Reimers’ Pionierarbeit inspiriert und entwickeln überzeugt Zukunftsvisionen. So auch die Kakaobäuerin, die nach einem eigenen Unternehmen strebt.
In der Schokoladenfabrik von «fairafric» können die Ghanaer ihr Wissen, das sie durch das Studium gewonnen haben, anwenden und an Auszubildende weitergeben. Durch diesen Prozess bekommt die Industrialisierung auch in Afrika eine Chance.
Die Schokoladenproduzentinnen und -produzenten schätzen ihre Arbeitsstelle und den neuen Lebensstandard. Der Fabrikleiter liebt seine Arbeit und ist stolz darauf, seinem Sohn ein Fahrrad kaufen zu können. Diese Einstellung beeindruckt mich und zeigt mir, wie wichtig Wertschätzung gegenüber Alltagsprodukten ist. Mit der Schokolade, die von der Bohne bis zur Tafel in Ghana hergestellt wird, wird genau das erreicht.
Ich finde es unglaublich, dass viele Kakaobäuerinnen und -bauern den Ertrag ihrer Arbeit nie zu sehen bekommen. Weder eine Tafel der Süssigkeit noch einen gerechten Anteil des Gewinns.
Dafür werden wir SchweizerInnen für die Herstellung unserer Schokolade gerühmt. Bei der anschliessenden Degustation merkte ich allerdings schnell, dass die ghanaische Schokolade mit unserer locker mithalten kann. Die 80 Prozent Kakaoanteil zergingen mir auf der Zunge, und ich dachte mit gutem Gewissen an die Leute, die diese Köstlichkeit mit einer ansteckenden Begeisterung hergestellt haben.
Auch claro berichtet über den Filmabend. Die Impressionen von Regula Saameli : Hier