Der Film «Seaspiracy», eine Dokumentation auf Netflix, berichtet über die Praktiken der Meeresfischerei, die Problematik des Fischkonsums und die Belastung der Meere durch Verschmutzung. Wir fragen uns, wie allgemein bekannt das Wissen um die Gefährdung der Meere ist. Deshalb wollen wir Dein Wissen testen mit einem Quiz! Die Antworten dazu findest du dann in unserem Text.
Wie viele Haie werden pro Stunde getötet?
□ 100 □ 712 □ 4’000 □ 30’000
Wieviel Prozent Müll produziert die Fischerei und trägt damit zur Meeresverschmutzung bei?
□ 23 % □ 46 % □ 82 %
Wieviel Prozent des Plastikmülls machen Plastiktrinkhalme aus?
□ 0,05 % □ 2 % □ 11,3 % □ 34 %
Warum soll man Fisch essen?
Warum soll man Fisch nicht essen?
Wieviel Kilo Fische essen die Schweizer pro Jahr pro Kopf?
Fisch als empfehlenswertes Nahrungsmittel?
Fisch gilt als gesundes Nahrungsmittel. Meist wird der hohe Anteil an ungesättigten Fettsäuren betont, weil diese Stoffe gegen Arterienverkalkung und Demenz helfen sollen. Skandinavische Untersuchungen haben gezeigt, dass Kinder, die mit einer fischreichen Ernährung aufwachsen, in der Schule lernfähiger sind als Kinder, die vor allem Fette von Landtieren essen.

Nach all den positiven Aspekten von Fisch als Nahrungsmittel: was spricht gegen das Essen von Fisch? Das Problem beim Fischkonsum liegt in der Art, wie er gefangen wird, in der Fischerei also. Diese Problematik wird etwas plakativ, aber zutreffend im Film «Seaspiracy» abgehandelt (siehe Kasten). Mengenmässig war immer Meeresfisch am wichtigsten. Dabei wurde lange mit einfachen Methoden gefischt, im Einklang mit der Natur. Lange Zeit war es ein ausgewogenes Kräftemessen zwischen Mensch und Fisch, wie es in Hemingways «Der alte Mann und das Meer» oder in Melvilles «Moby Dick» dargestellt ist. Aber seit Mitte des letzten Jahrhunderts hat sich die Fischerei technologisch rasant weiterentwickelt, unter anderem mit der im Krieg entwickelte Echolot-Technologie, mit der die Ortung von Fischschwärmen nicht länger vom Zufall oder von Erfahrungswerten abhängt. Zusätzlich wurden die traditionellen Hanf- und Baumwollnetze durch solche aus Nylon ersetzt. Diese praktisch unzerreissbaren Stoffe erlauben weitaus grössere Netze und sind unter Wasser fast unsichtbar, was die Fischmenge pro Fang noch einmal erheblich steigerte. Allerdings haben diese Netze auch den Nachteil, dass sie, falls sie verloren gehen (und das geschieht recht oft), im Meer nicht abgebaut werden. Dementsprechend stellen Fischereinetze heute 46 Prozent des in den Meeren umhertreibenden Plastikmülls und sie wirken als Todesfallen für Fische, Schildkröten, Wale, Delfine und Robben. Wir hören oft, wie Plastiktrinkhalme zur Meeresverschmutzung beitragen. Es ist sicher gut und wichtig, deren Gebrauch einzuschränken, aber es ist dennoch wichtig, die Relationen zu sehen: Plastiktrinkhalme machen etwa 0,05 Prozent des Plastikmülls im Ozean aus, Fischereinetze 46 Prozent.

Warum der Hai so wichtig ist für unser Klima
Der Hai steht ganz oben auf der Liste der Räuber der Meere. Nun kann man natürlich sagen: «Nur gut, wenn die Haie weg sind, da wird das Schwimmen im Meer sicherer.» Aber: Der Hai ist ein wichtiger Bestandteil des Meeresökosystems. Sterben zu viele von ihnen, gerät es ins Ungleichgewicht. Die Fischerei hat den Bestand der Haie dramatisch reduziert. Haie brüten spät in ihrem Leben und deshalb dauert es auch lange, bis sich die Haie von dem Fangdruck der Fischerei erholen können. Leider sind Haie bis heute stark gejagte Tiere. Ihre Flossen sind eine beliebte und teure Speise in Ländern wie China («Haifischflossen-Suppe»). Pro Stunde müssen rund 30 000 Haie sterben, entweder als Beifang beim Fang andere Fischarten oder aufgrund des Fangs für die Flossen – eine besonders qualvolle Fischerei, denn die Flossen werden den lebenden Tieren abgeschnitten und die noch lebenden, aber nicht mehr schwimmfähigen Tiere werden ins Meer zurückgeworfen. Mit dem hochintensiven Fang von Fischen wie Dorsche, Haie, Thunfische zerstören wir komplexe Nahrungsnetze und damit letztlich die Funktion des Meers als wichtigste CO2-Senke unseres Planeten! Es geht also nicht «nur» um den Schutz irgendwelcher seltsamer Fischarten, sondern um uns selbst! Wir entnehmen dem Meer nicht nur jene Arten, die wir nutzen wollen, sondern als «Beifang» landen zahlreiche andere Arten in den Netzen, eben auch Delfine und Schildkröten. Sechs von sieben Meeresschildkröten sind bedroht und jährlich sterben allein in Amerika bis zu 250 000 von ihnen als Beifang in Fischernetzen oder weil sie sich im Plastikmüll verheddern. Bei einem Fang von acht Thunfischen rechnet man mit einem Beifang von etwa 45 Delfinen.
Was kann man dagegen tun? Sinnvoll wäre es, Meeresschutzgebiete zu bestimmen. Diese gibt es auch. Allerdings sind (Stand 2015) nur 5 Prozent der Meere geschützt. Wobei der Schutz relativ ist, denn in vielen Schutzgebieten darf noch gefischt oder nach Öl gebohrt werden. Wirklich geschützt ist nur 1 Prozent der Meeresfläche.
Technologische Entwicklung der Fischerei
Mit einer Reihe technologischer Entwicklungen wurde die Fischerei industrialisiert und die Fangmengen stiegen exponentiell an, von weltweit etwa 16 Millionen Tonnen im Jahr 1950 auf über 100 Millionen Tonnen in den 1990er- Jahren. Parallel ist der Fischkonsum gestiegen – man denke nur an die zunehmende Verbreitung von Sushi. Die Meeresfischerei ist nicht nachhaltig, weil wir mehr Fisch entnehmen als nachwächst. Heute sind über 80 Prozent der Bestände gefährdet und nur 13 Prozent gelten als ungefährdet.

Die Tyrannen des Meeres
So gross wie 13 Jumbojets sind sie und sie zerstören ALLES! Die sogenannten Schleppnetze sind schwere Netze, die über den Meeresboden gezogen werden, und dabei die ganze dort vorhandene Lebenswelt auslöschen. Was ins Netz gerät, ist verloren. Man schätzt, dass durch die Schleppnetzfischerei jährlich bis zu 1,5 Millionen Hektar Meeresboden zerstört werden. Die führenden Schleppnetzfischereinationen sind Frankreich, Irland, Island, Niederlande, England, Dänemark und Spanien. Im Juli 2016 wurden diese Netze in der EU verboten. Sie dürfen aber immer noch bis zu einer Tiefe von 800 Metern eingesetzt werden.
«Durch die Schleppnetzfischerei werden jährlich
Seaspiracy
bis zu 1,5 Millionen Hektar Meeresboden zerstört.»
MSC und andere Label
Aber wir als Schweizer sind hier doch fein raus – wir essen wenig Fisch und wir sind keine Fischereination. Der jährliche Pro-Kopf-Konsum von Fisch liegt bei etwa 10 bis 12 Kilo; Tendenz allerdings steigend. Insgesamt sind das 75 000 Tonnen Fisch pro Jahr, die in der Schweiz konsumiert werden, und davon werden nahezu 98 Prozent importiert. Das sieht man auch an der Hitliste der beliebtesten Speisefische in der Schweiz: Thunfisch, Dorsch, Pangasius, Lachs – alles keine heimischen Fische (lediglich der Lachs war mal heimisch, «dank» der Gewässerverbauung und -verschmutzung ist das jedoch Geschichte).
Aber es gibt ja eine Reihe von Labeln, die versprechen, dass der konsumierte Fisch aus nachhaltiger Fischerei stammt. Allerdings ist die Zuverlässigkeit vieler Label fragwürdig. Zum Beispiel MSC, eines der bekannteren Label, finanziert sich vor allem über den Verkauf der Zertifikate an Fischereifirmen – das führt natürlich zu einem Konflikt zwischen strenger Kontrolle und den finanziellen Interessen. Interessanterweise hat MSC im Film «Seaspiracy» ein Interview verweigert, in dem die Organisation zu dieser Problematik hätte Stellung nehmen können.
«Seaspiray»
Wenn dich unser Beitrag zum Nachdenken gebracht hat und du gerne mehr über die Lage rund um unser Klima und das Meer erfahren möchtest, dann haben wir einen Tipp für dich: die Netflix-Dokumentation «Seaspiracy». Der Film beleuchtet das Fischereiproblem und die Meeresverschmutzung von verschiedenen Seiten. Vielleicht manchmal etwas reisserisch, aber es werden viele wichtige Fakten präsentiert.
Den Film «Seaspiracy» findest du auf der Streaming-Plattform Netflix. Ein Film, den jeder und jede sich vor der nächsten Fischmahlzeit anschauen sollte.
Quellen: Film Seaspiracy (Netflix-Dokumentarfilm 2021) und www.sea-shepherd.ch