
Donnerstagmorgen, 9 Uhr, irgendwo im verwinkelten Labyrinth des Fernsehstudios Leutschenbach. Eine Handvoll passionierter JournalistInnen sitzt zusammen und beginnt den Tag wie üblich mit einer Redaktionssitzung. Am Whiteboard des etwa wohnzimmergrossen Büros schreibt Barbara Lüthi (49) mit blauem Marker einige Namen nieder. Barbara Lüthi ist seit ihrer Rückkehr als SRF-Südostasien-Korrespondentin vor fünf Jahren Redaktionsleiterin des «Club».
«Journalismus ist mehr als nur ein Beruf. Es ist eine Haltung!»
Barbara Lüthi
Die nächste Sendung dreht sich um die Frage «Ist Erben gerecht?», das hat die Redaktion schon festgelegt. «Wir überlegen uns immer zuerst die Themenblöcke, welche wir in einer Sendung angehen wollen. Anschliessend suchen wir die geeigneten Gäste aus», erklärt Lüthi. Die RedaktorInnen bringen nun Ideen für Gesprächsgäste in die Runde ein: ErbrechtsexpertInnen, PolitikerInnen, FamilienerbInnen und viele mehr. Lüthi ordnet die verschiedenen Positionen an der Wandtafel: «Das ist wie ein Tetris-Spiel. Wer ergänzt wen? Wer widerspricht wem?»

Eine Frage der Haltung
Nach einer knappen halben Stunde machen sich die JournalistInnen ans Werk. Sie schreiben Gästeanfragen und führen Vorgespräche um mögliche DiskussionsteilnehmerInnen besser kennenzulernen: Welche Argumente bringen sie? Worauf reagieren sie empfindlich? Wie sprechen sie? Die «Club»-RedaktorInnen schreiben alles detailliert nieder. Diese Protokolle dienen in den nächsten Tagen der weiteren Vorbereitung. Immer wieder trifft sich die Redaktion und tauscht sich aus. «Wir sprechen wirklich sehr viel miteinander, denn Talk ist Teamwork», so Barbara Lüthi.

Am Freitag vor Feierabend steht schliesslich die Gesprächsrunde mit sechs Teilnehmenden in groben Zügen fest. «Es steckt wahnsinnig viel Arbeit in einer solchen Sendung, aber das merkt man nicht.» Barbara Lüthi kämpft oft gegen das Vorurteil, dass «ein bisschen mit Menschen diskutieren» doch kein Vollzeitjob sei. «Aber wir sind eine Rechercheredaktion und haben den Ehrgeiz, ein Thema wirklich zu verstehen, es aufzubereiten und für das Publikum herunterzubrechen.» Das braucht Zeit, Journalismus ist für Lüthi deshalb mehr als ein Beruf: «Es ist eine Haltung!». Zusammen mit ihrem Team durchforstet sie in den nächsten Tagen zahlreiche Videos, Interviews, Zeitungsartikel und Bücher von Gesprächsgästen mit dem Ziel, das Thema «Erben» in all seinen Facetten zu verstehen.
Gut vorbereitet in die Prüfung
Aus den gewonnenen Informationen erstellt Barbara Lüthi das Herzstück der Sendung: das Skript. Etwa 17 Seiten mit Fragen an die Gäste und Recherchematerial hat sie schliesslich vollgeschrieben: «Das Skript ist für mich wie die Zusammenfassung vor einer Prüfung.» Und dann ist er da: der Prüfungstermin. Am Dienstagmorgen, 9 Uhr, trifft sich die Regisseurin der Sendung mit Barbara Lüthi und ihrer Produzentin. Sie gehen den Ablauf der Sendung gemeinsam durch. Ausnahmsweise zeichnet das Team den «Club» nicht am Vorabend auf – sondern bereits mittags. Es folgt die technische Probe, um die rund ein Dutzend KabelträgerInnen, Kameraleute und weiteren TechnikerInnen – alles Vollprofis – zu instruieren. Schliesslich nehmen die Gäste im Studio Platz und es wird mucksmäuschenstill in der Regie.
«Das Gesprächsgästesuche ist wie ein Tetris-Spiel. wer ergänzt wen? Wer widerspricht wem?»
Barbara Lüthi
Alle lauschen gebannt Barbara Lüthis Anmoderation. Nervös sei sie dabei nie, eher voll Adrenalin. Die 75 Sendeminuten vergehen schnell – und überhaupt nicht nach dem Programm im Skript: «Weil ich mir alles aufgeschrieben hatte, wusste ich trotzdem, welche Fragen und Themen wichtig sind.» Lüthi ist zufrieden. Es wartet für die Gäste ein Apéro und ein Rotwein als Geschenk. Und am Nachmittag stürzt sich das «Club»-Team bereits ins neue Thema für die nächste Woche