Wir leben in einer oberflächlichen Gesellschaft, schnell werden wir aufgrund dessen, wie wir aussehen oder wirken, abgestempelt, in eine Schublade gesteckt oder gar nicht erst wahrgenommen. Viele Menschen tun sich schwer damit, sich so zu zeigen, wie sie sind. Sie verstecken sich hinter einer Fassade. Sei es hinter unauffälligen Kleidern − die klassische graue Maus oder das Mauerblümchen − , hinter einer dicken Schicht Makeup oder teuren Markenkleidern.
Doch was würde passieren, wenn wir unsere inneren Werte nach aussen kehrten? Wenn Eigenschaften, die wir vielleicht zu verbergen versuchen, zum Vorschein kämen? Wenn das Theaterspielen auf der grossen Bühne namens «Leben» ein Ende hätte? Wenn bei jedem Menschen seine Charakterzüge auf der Stirn stünden, würden wir dann anders auf ihn zu gehen? Hätte man mehr oder weniger Vorurteile? Wann ist jemand naiv, wann ist er gutgläubig? Gingen Frauen noch auf Männer zu, wenn dort «Player» oder «Macho» stünde? Würde wohl ein Mann eine Frau daten, auf deren Stirn «Fremdgängerin» steht? Wird man dann noch verletzt? Man würde ja schlechte Charaktereigenschaften meiden. Doch gäbe es dann eigentlich noch schlechte Charaktere? Denn man will ja nicht, dass auf der eigenen Stirn «hinterlistig» steht. Wären dieselben Freunde, die man jetzt hat, immer noch Freunde?
Auf meiner Stirn stünde «abenteuerlustig, mutig, einfühlsam aber manchmal auch etwas gutgläubig».
Alena Bucher (21)
Ich stelle mir das wie bei Pinocchio vor: Wer lügt, dem wächst eine lange Nase. Niemand will eine lange Nase. Darum lügt man nicht. Klar ist dies nicht möglich, doch was wäre wenn? Was, wenn wir Menschen gar nicht anders könnten, als die Wahrheit zu sagen. Heutzutage ist es schwer, Vertrauen zu fassen; zu viel wird gelogen und betrogen. Vertrauen Sie sich selbst? Was würde wohl auf meiner Stirn stehen. Was würde auf Ihrer Stirne stehen? Was tragen Sie auf Ihrer Stirn, das Sie nicht tragen wollen? Auf meiner Stirn stünde «abenteuerlustig, mutig, einfühlsam aber manchmal auch etwas gutgläubig».
Ich denke, auf der Stirn ablesen zu können, wie ein Mensch tickt, könnte spannend sein. Doch würde ich die Überraschung vermissen, das Interessante, einen Menschen nach und nach besser kennen zu lernen. Vielleicht gäbe ich Menschen keine Chance, obwohl sie sich positiv ändern könnten. Ich finde, jeder und jede hat das Recht auf ein Kennenlernen und die Chance, sich von der besten Seite zu zeigen. Am Ende bleiben mir ja immer noch die Intuition zu erkennen, wer mir gut tut und wer nicht, und der Versuch, die beste Version von mir selbst zu sein, immer ehrlich zu sein.